Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
da.«
Tirîgon grinste. »Hast du gehört, was er denkt, was wir tun?« Er war sehr froh, dass Esmonäe sie begleitete.
Sie lächelte. »Gut für uns.« Die Albin ging los und zog ihn an der Hand mit sich, ließ ihn erst los, als sie die Biegung erreichten.
Somit war Tirîgon der Letzte der kleinen Wandertruppe, der den Gang verließ und die Höhle betrat. Er musste den Kopf in den Nacken legen, weil sich unmittelbar vor ihm eine Mauer senkrecht in die Höhe streckte. Er schätzte den Abstand zwischen sich und den oberen Zinnen auf hundert Schritt. Sie raubte ihm gänzlich die Sicht auf alles, was sich dahinter verbarg.
»Sie verläuft einmal rundherum«, erklärte Tungdil. »Es ist der äußere Wall. Zwanzig Schritt dick. Mindestens. Im unteren Bereich eher mehr.« Er zeigte auf das Tor zu ihrer Rechten. »Los. Wir haben es gleich geschafft.«
Der Abstand zwischen Mauer und Wand betrug eine Armlänge. Es würde Tirîgon leichtfallen, in die Höhe zu klettern. Wie in einem Kamin. Strategisch betrachtet, sah er es als günstig an, sollte man eines Sonnenaufgangs gegen den Gålran Zhadar ziehen. Man braucht nicht einmal eine Leiter oder Belagerungsmaschinen, um das Hindernis zu überwinden.
»Ich kann hören, was ihr denkt«, sagte Tungdil lachend. Er patschte mit der breiten Hand gegen die Steine. Eine dünne schwarze Schicht krümelte ab. »Seht ihr die Brandspuren?« Was der Alb für Farbe gehalten hatte, erwies sich als Ruß. »Sollten sich Scheusale und Bestien einfallen lassen, die Mauer erklimmen zu wollen, wird aus den Ausgüssen ein Gemisch aus Pech, Schwefel und Petroleum geschüttet und entzündet.«
Ich hätte es ahnen können. Entweder man verbrennt direkt oder gart langsam in der aufsteigenden Hitze. Tirîgon sah zu Sisaroth, der ein beeindrucktes Gesicht machte. »Ich erkenne keine Beobachter auf den Wehrgängen. Wie stellt ihr fest, dass sich jemand in dieser engen künstlichen Schlucht aufhält?«
»Magie«, sagte Tungdil andeutungsweise. »Mein Meister hat sich was einfallen lassen, sei unbesorgt.« Er hielt vor dem kleinen Tor an und legte seine Hand gegen eine Rune, murmelte eine Formel.
Die rätselhaften Zeichen leuchteten auf, die dicke Tür schwang zurück. Dahinter lag ein mit Fackeln beleuchteter Gang, an dessen Ende Licht zu erkennen war.
»Nur voran. Gleich lernt ihr meinen Meister kennen.« Tungdil ließ sie vorgehen und zog das Tor zu. »Das Gatter wird sich leicht öffnen. Die Mauer weiß, dass wir hindurch dürfen.«
Wie bei Marandëi und den Stegen über den Glassee. Beim Durchqueren spürte Tirîgon ein leichtes Kribbeln, was ein sicheres Anzeichen für die magische Energie bedeutete, die um sie herum herrschte. Er vermutete einen vernichtenden Zauber, der sich von selbst auslöste, sobald Unbefugte in den Gang traten.
Nach dreißig Schritten, wie Tirîgon zählte, gelangten sie wieder ins Freie.
Was er, sein Bruder und Esmonäe daraufhin erblickten, übertraf jede Baukunst, die sie aus Dsôn Sòmran kannten.
Die Höhle selbst schätzte er auf zehn Meilen in der Höhe und doppelt so viel im Durchmesser. In der Mitte erhob sich ein gigantisches Bauwerk, bei dessen Anblick das Auge erst verstehen musste, wie es angeordnet war.
Vier quadratische Festungstürme stemmten sich je eine Meile in die Höhe und bildeten die Basis für die Gebäude darüber. Sie selbst standen ebenfalls in einem gleichen Viereck zueinander.
Auf jedem Turm stand ein zweiter errichtet, dessen Kantenlänge um das Doppelte größer war; auf dem wiederum ruhte noch einer und abschließend ein vierter obenauf. So machte es den Anschein, als balanciere der schmalste die zwölffache Last.
Diese vier Bauwerke waren untereinander mit freitragenden Brücken verbunden, die aus dieser Entfernung an Spinnfäden erinnerten.
Zerbrechen die Brücken, lässt sich jeder Turm unabhängig verteidigen, überlegte Tirîgon. Viel Arbeit für einen Angreifer.
Durch die überstehenden Kanten der zweiten bis vierten Segmente konnten die Verteidiger ein feindliches Heer mit einer wahren Flut an Geschossen eindecken.
Die klaren, geometrischen Linien entbehrten jeglicher Verzierungen. Karg und grau erhoben sie sich und wirkten einschüchternd. Sogar Trolle und Oger mussten sich in ihrem Angesicht klein vorkommen.
Eine mögliche Schwäche des Turmbundes war der recht kleine Fuß.
Ein Wunder, dass er nicht zerspringt. Welches Material hält solchem Gewicht stand? Damit besaß jedes Bauwerk einen hohen Schwerpunkt. Wenn es
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