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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sie sind gute Freunde und kennen sich. Eine gewisse Vertrautheit ist normal. Ich erkenne darin nichts Schlechtes.
    Die eigene Vernunft schalt ihn einen Selbstbetrüger, die Gefühle verlangten umso deutlicher nach einer Erklärung von seiner Gefährtin.
    Tirîgon drehte sich auf die andere Seite, um nicht der Versuchung zu erliegen, die beiden weiter zu beobachten. Esmonäe tut nichts Verbotenes und nichts Verwerfliches. Die eigentliche Schuld trifft, wenn überhaupt, meinen Bruder. Er weiß um die Bindung und nimmt sich nicht zurück.
    Er atmete ein und aus, langsam. Sein taktisches Denken siegte über die aufbegehrenden Gefühle und die aufkeimende Empörung. Auf eine Auseinandersetzung mit Sisaroth wollte er es nicht hinauslaufen lassen. Nicht während der Mission. Er konnte nicht verhindern, dass sich die rechte Hand zur Faust ballte. Beherrschung. Nur damit erreicht man alles.
    »Ho, die turtelnden Schwarzaugen haben schon Frühstück zubereitet!«, tönte die dunkle Stimme des Unterirdischen; es rasselte metallisch. Alles an diesem Tungdil erzeugte Lärm, sogar die Schuhe quietschten.
    »Hüte deine Zunge!«, fauchte Esmonäe ihn an. »Wir kochten gemeinsam.«
    »Ah, das sehe ich. Geschwisterliebe ist unter euch ja keine Seltenheit. Den Unauslöschlichen bekam es nicht. Denkt daran.« Tungdil stieg den Geräuschen nach aus der Koje und rüttelte an Tirîgons Schulter. »Hey, hoch mit dir. Wir müssen zu meinem Meister.«
    Tirîgon tat so, als würde er träge erwachen, und streckte sich, bevor er sich umwandte und die Beine über die niedrige Kante schwang.
    Esmonäe und Sisaroth saßen plötzlich mehr als eine Armlänge voneinander getrennt an den Flammen. Keine Spur mehr von der Vertrautheit, die sie zeigten, als sie sich unbeobachtet wähnten. Ich sehe kein schlechtes Gewissen in ihren Augen. Er sprang auf den Boden. »Selten schlief ich so schlecht wie hier. Ihr seid schon lange wach?«
    »Nein«, erwiderte Sisaroth fröhlich.
    »Aber es genügte, um ein Mahl zu bereiten.« Tungdil ging wiegenden Schrittes zum Feuer und warf einen Blick in den Topf. »Und davon zu essen, wie ich bemerke.« Er nahm sich eine Schüssel und schöpfte sich eine Portion, brach sich Brot ab.
    Tirîgons Verstand beharrte innerlich darauf, dass nichts zwischen seinem Bruder und seiner Gefährtin im Gange war. Er kam zu ihnen und erhielt von Esmonäe eine Schale gereicht. Ihr Augenaufschlag war freundlich, liebevoll. Siehst du? Alles ist bestens. »Du klangst dringlich. Müssen wir zu einem gewissen Moment der Unendlichkeit bei ihm sein?«, richtete er seine Frage an den Unterirdischen.
    »Wir sollten nicht zu lange benötigen. Sonst vergehen der Palast und der See.« Tungdil tunkte das Brot und aß es mit schnellen Bewegungen; etwas vom dünnen Eintopf sickerte durch seinen Bart. »Eine Absicherung meines Meisters. Geschieht mir unterwegs ein Unglück durch euch, geschieht mit euch und eurer Zufluchtsstätte ebenso ein Unglück. Ein Geben und Nehmen.«
    Esmonäe runzelte die Stirn. »Aber was, wenn du stürzt und dir das Genick brichst?«
    Der Unterirdische grinste und wischte sich Krümel vom Mund. »Nun, dann vergehen der Palast und der See, wie ich bereits sagte. Schön auf mich aufpassen.« Er ging zum Brunnen und rieb sich das Gesicht ab, korrigierte den Sitz der Augenklappe. Danach stapfte er den Gang entlang.
    Das Trio packte hastig die Sachen zusammen und folgte ihm.
    Tirîgon blieb unentwegt an Esmonäes Seite, Sisaroth lief einige Schritte vor ihnen her. Stets dann, wenn der Unterirdische und sein Bruder um eine Ecke verschwanden, küsste er die Albin, die seine Zärtlichkeit mit immenser Leidenschaft und forderndem Streicheln erwiderte. Ohne die mahnenden Rufe ihres Führers, nicht zu weit zurückzufallen, hätten sie sich in einer Nische geliebt. Es schien der schönste Ort der Welt zu sein, wenn er sie berührte und ihren Duft roch.
    Sie weiß, dass du nach Bestätigung suchst, sagte das Misstrauen. Sein berechnender Verstand setzte sich mehr und mehr gegen die betörenden Gefühle zur Albin durch und verlangte Wachsamkeit. Ein harter Kampf, der in ihm tobte.
    »Du gehörst zu mir«, sagte er und küsste ihre Stirn, berührte ihr schimmerndes Haar.
    »Ja, das tue ich«, gab sie atemlos zurück und presste sich an ihn.
    »Schafft euch endlich herbei. Es bringt nichts, unsere Wanderschaft auf deiner Karte nachvollziehen zu wollen«, brüllte Tungdil. Seine Schritte rumpelten durch den Gang. »Wir sind sowieso gleich

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