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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kordel und Kreide, die Grundausstattung in Phondrasôn.
    Tirîgon begab sich in den inzwischen sattgelben Dunst und hörte, dass nicht weit von ihm ein Körper über den Boden geschleift wurde.
    Dann tauchte der Rücken seines Bruders vor ihm auf. Sisaroth wankte, die Schweinsblase vor seinem Mund war auf Faustgröße geschrumpft. Er zog Esmonäe mit einer Hand am Arm hinter sich her, in der anderen hielt er sein blutverschmiertes Schwert.
    Wie lange schon atmete die Albin das tödliche Gemisch ein?
    Das kann sie nicht überlebt haben! Tirîgon berührte Sisaroth behutsam an der Schulter und drückte ihm die Kordel in die Hand, warf sich Esmonäe über die Schulter. Er nahm die Albin mit, weil er befürchtete, dass sein Bruder sich sonst weigerte, ihm zu folgen.
    Zusammen gingen sie den Hang hinauf aus den Schwaden.
    Sisaroth schleuderte die Blase von sich und rang nach Luft, legte sich auf den Boden und wollte zu seinem Bruder sprechen. Es gelang ihm nicht.
    Tirîgon legte Esmonäe ab. Ihre Augen waren weit geöffnet, der Blick leer. Zeige- und Mittelfinger legten sich tastend an die Halsschlagader. »Sie ist tot«, stellte er fest. Genugtuung und Trauer griffen ihn gleichzeitig an, was ihn in einen verwirrenden Zustand stürzte. Nun haben wir sie beide verloren.
    »Sie starb …«, ächzte Sisaroth unter Tränen, »weil … du uns … nicht halfst!«
    »Sie starb, weil sie Verrat an mir beging, obwohl ich alles für sie tat«, erwiderte er schwach. »Ich hätte mein Leben in der Siedlung für sie gegeben, wenn ich ihrer Liebe sicher gewesen wäre.« Sein Blick aus den stahlblauen Augen legte sich auf Sisaroth. Alles ist klar. Diamantenklar. Ich war ein verliebter, blinder Tor. Und du ebenfalls. »Sie trieb doppeltes Spiel mit uns. Geliebt hat sie nur sich, Bruder.«
    Als die Trauer die Genugtuung niederrang, vermochte Tirîgon sein Schluchzen nicht zurückzuhalten und sank neben ihr nieder. Er küsste ihre Stirn und schloss ihr die Lider. Warum mussten wir an diesen Ort gelangen? Warum hast du mir diese Schmerzen bereitet? Ich verlor dich zweimal.
    Im gleichen Moment schwor er dem Zhadar den Tod, ganz gleich, welche Versprechen er ihnen machte und welche Zuwendungen er ihnen angedeihen ließ. Dem Zhadar und allen, die ihm folgten. Ohne dessen Auftrag könnte Esmonäe noch leben, und Tirîgon hätte keine Gewissheit über ihren Betrug erhalten.

    Phondrasôn
    »Ah, ihr habt es geschafft! Und ihr wart schnell.« Der Gålran Zhadar kam in den Raum, in dem er sie schon einmal begrüßt hatte, gefolgt von Tungdil. Er sah auf das goldene Schwert und die Kette, die sie ihm auf den Tisch geworfen hatten. Dadurch war die Oberfläche ruiniert, hoffnungslos zerkratzt. »Ich hatte es mir großartiger vorgestellt. Die Menschen aus Wolrak verehren es als Heiligtum. Für mich sieht es aus wie eine einfache goldene Kette mit einem Schwert dran.« Er wandte sich zu dem Unterirdischen. »Schmelze den Plunder ein und fertige dir daraus ein Schmuckstück, wenn du magst.«
    »Zu gütig, Meister«, antwortete Tungdil ohne Dankbarkeit.
    »Was?« Sisaroth richtete sich auf. »Wir haben unsere Leben …«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn der Zhadar mit einem Grinsen und fuhr sich über die schwarzen Kotletten. »Es sollte eine Prüfung sein, ob ihr als meine Verbündeten taugt. Ihr zeigtet, dass ihr euer Handwerk versteht. Ich rechnete nicht damit, dass zwei zurückkehren.« Er zeigte auf das Gold. »Darum ging es mir nicht. Euren Geist, euren Einfallsreichtum stellte ich auf die Probe. Reichtümer besitze ich genügend. Ihr habt die Albin verloren?« Die Brüder nickten. »Wie bedauerlich. Erzählt mir, was sich zutrug.«
    Während sich der Zhadar setzte, berichtete Tirîgon und musste sich zusammenreißen, seine Verbitterung nicht zu offen zu zeigen. Je früher du stirbst, desto besser.
    Er spürte Tungdils Blick. Der Unterirdische wusste genau, wie er sich fühlte. Am Ende spürte er die Trauer um Esmonäe deutlich, trotz der Verletzungen, die sie ihm durch ihr Verhalten zufügte. Trotz der Erkenntnis, dass die Albin mit allen gespielt hatte. Die starken, aufwühlenden Gefühle brachten seine Beherrschung ins Wanken. Tirîgon biss die Zähne fest zusammen.
    »Ausgezeichnet, ausgezeichnet. Damit sollte es auch die Siedlung nicht mehr geben.« Der Zhadar erhob sich und schritt zur Tür, durch die er gekommen war. »Der Schwefeldampf dürfte sie ausgelöscht haben, und die Handvoll Idioten, die überlebten, werden es auch nicht mehr lange

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