Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
zu frisch und zu …« Außerdem weiß ich nicht, wie ehrlich du deine Reue meinst. Die Zeit wird es zeigen.
»Schmerzvoll«, ergänzte Sisaroth raunend. »Ich wünschte, ich hätte sie zu Hause gelassen. Aber es erschien mir wirklich ein guter Weg, und … ich … wollte sie um mich haben und …« Er wischte sich eine Träne hastig von der Wange und schwieg.
»Es ist alles gesagt.« Um sich und ihn abzulenken, nahm Tirîgon die gestohlenen Papiere von Wolrak aus der Tasche und entzifferte sie. »Höre, was ich bei unserem Ausflug gefunden habe.«
Eine Hand, die selten Feder und Tinte nutzte, hatte in einer sehr einfachen Barbarenschrift ein Abkommen niedergeschrieben, dass die Siedlung der Wolrak und sämtliche weitere Siedlungen, vierzig an der Zahl, die Karderier bei den Bestrebungen unterstützten, die Festung der Schwarzaugen in der Höhle des flüssigen Glases einzunehmen. Für den Beistand sollten ihnen die Kavernen der Okmainen und die Höhlen der Smahu zugesprochen werden, die zum Reich der Schwarzaugen gehörten.
»Leider geht nicht daraus hervor, das wievielte Bündnis die sechsarmigen kleinen Wanzen gegen uns formten«, sagte er nachdenklich. »Da die Dampfschwaden die Siedlung auslöschten, können wir hoffen, dass die Vertreter übriger Dörfer dabei ebenfalls starben.« Tirîgon zählte die Unterschriften. »Von der Zahl her passt es.«
»Der Karderier könnte aber auch in diesem Dorf als Letztes gewesen sein, um die Unterschrift eintragen zu lassen. Blieben neununddreißig Siedlungen gegen uns. Zusätzlich zu weiteren Karderiern«, gab sein Bruder zu bedenken, dem die Ablenkung willkommen kam. »Es ist gut, dass wir das Vertragswerk in die Finger bekamen.«
»So hatte die sinnlose Prüfung des Zhadar doch einen Sinn, wenn auch nicht von ihm beabsichtigt.« Und teuer bezahlt. Tirîgon überschlug die Zahl der Gegner, die ihnen durch die Barbaren aus den Siedlungen drohten. Sind die restlichen Dörfer ungefähr gleich stark, leben darin zwanzigtausend von ihnen. Ein Drittel davon rechnete er zu den Waffenfähigen.
»Wir sollten rasch herausfinden, wer sich dem Bündnis gegen uns bereits anschloss und was sie planen.« Sisaroth schulterte den Rucksack mit dem Proviant.
Er wirkt älter. Der Verlust der Albin hinterließ Spuren. Auch bei mir? »Vielleicht haben die anderen einen Vorschlag, was wir tun.« Tirîgon riss sich zusammen. Konzentriere dich auf dein Reich, nicht auf dein Herz, sonst fällt es. Er fand es beruhigend, dass ein möglicher Angriff auf den Palast in ihrer Abwesenheit noch nicht stattgefunden haben konnte. Solange die Karderier im Begriff sind, ihr Heer zusammenzuziehen, sind wir sicher.
»Was denkst du: Werden wir den Unterirdischen noch mal wiedersehen und die Waffen erhalten, oder setzt er sich vorher ab?« Sisaroth schien sich mit dem Gedanken einer Flucht genauer beschäftigen zu wollen. »Wie wird er es anstellen? Woher kennt er plötzlich den Weg nach draußen? Wird er den Zhadar bedrohen?«
Er will nach wie vor fort von hier. Tirîgon zuckte mit den Schultern. »Seine Rüstungen kleiden uns gut. Es wäre schade, keine Schwerter zu bekommen, aber wir werden ihn nicht aufhalten können.« Auch wenn es nahelag, würde er den Unterirdischen bei seinem Meister nicht verraten. Ganz im Gegenteil. Er wünschte ihm Gelingen. Seine Abwesenheit wird den Zhadar schwächen. Es macht es zwar schwerer, die Festungen einzunehmen, aber mir wird etwas einfallen.
Bevor Tirîgon jedoch Pläne für einen handstreichartigen Angriff auf den Wall und die vier Türme ersann, stand die Abwehr des kommenden Überfalls auf ihren eigenen Palast im Vordergrund.
»Mir kommt gerade in den Sinn, dass es ausreicht, wenn wir die Sammelpunkte der Karderier und ihrer schwachsinnigen Verbündeten herausfinden und Marandëi gegen sie aussenden«, grübelte Sisaroth laut. »Es wäre ein gewaltiger Schlag und würde ihre Moral brechen.«
Niemand schlösse sich den Karderiern mehr an. Und wir könnten deren Reiche übernehmen. Tirîgon stimmte seinem Bruder zu. »Also müssen wir unsere Truppen formieren, um die Höhlen auszuforschen.« Er erinnerte sich, dass die Zahlungen aus ihrer Provinzhöhle Efrigûr ausgeblieben waren. »Denkst du, dass in Efrigûr mehr zu erfahren wäre?«
»Du glaubst, sie weigern sich, weil sie bereits bei den Karderiern unterschrieben und auf deren Unterstützung hoffen?« Sisaroth lächelte. »Ein guter Gedanke. Ich werde persönlich nachschauen.« Er legte ihm eine Hand
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