Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
Und diese ist für eure Schwester.«
Die Brüder begutachteten die Werke.
Tirîgon hielt die Armschienen an. »Sie sitzen perfekt!«, sagte er verblüfft. »Wann hast du uns vermessen?« Der Schrumpfbastard ist sehr gut.
Der Unterirdische tippte sich gegen sein rechtes Auge. »Ich sah euch, und ich kenne die Statur eines Albs, weil ich genug von ihnen tötete. Also fügte ich beides zusammen. Ich muss in der Feinabstimmung hier und da sicherlich noch nacharbeiten.«
Tirîgon hatte das Geschenk des Zhadar eigentlich nicht annehmen wollen. Nun aber, da er die Qualität sah, die Beschaffenheit, die Verarbeitung, änderte er seine Meinung. »Hast du Schwachstellen eingebaut?«, fragte er Tungdil dennoch.
»Wäre es so, würde ich es dir nicht sagen. Und du würdest sie nicht finden, bis dich ein Gegner trifft«, erwiderte der Unterirdische. »Ich schwöre bei meinen und deinen Göttern, dass ich Sorgfalt walten ließ, als hinge davon das Leben eines Zwergs ab.« Er verschwand in einen Durchgang und kehrte mit drei Schwertrohlingen zurück. »Ich schmiedete sie grob vor und wollte wissen, welche weitere Form ich ihnen geben soll.«
»Lang sollen sie sein. Fast so lang wie ich, und dazu perfekt austariert. Schärfer als dein Blutdürster, und dazu so leicht wie ein Einhandschwert«, kam es von Sisaroth.
»Und einen Dolch mit doppelten Klingen möchte ich, die Schneiden parallel zueinander angeordnet«, fiel Tirîgon ein.
Der Unterirdische nickte und nahm sich ein Blatt Papier sowie ein Stück Kohle, schrieb und machte Zeichnungen anhand der Beschreibungen der Brüder. Beide hatten klare Vorstellungen von ihren Waffen; zudem erbat sich Sisaroth Wurfscheiben für Firûsha.
»Wie wäre es«, sagte Tungdil grübelnd, »wenn ich die Parierstangen überlang anfertige? Sie könnten als Waffe oder als eine Art Griff für einen besonders harten Stoß eingesetzt werden.« Die Albae stimmten dem Vorschlag zu. »Abgemacht. Dann will ich mich an die Arbeit begeben. Sowie ihr euren ersten richtigen Auftrag vom Meister erhaltet, werde ich sie fertig haben und euch übergeben.« Er verneigte sich. »Ich wünsche euch viel Glück bei dem, was ihr beabsichtigt«, raunte er. »Ihr seid in der Lage zu obsiegen. Aber geht besonnen vor.«
Er hat unsere Absicht schon längst durchschaut. »Das klingt, als würdest du nicht mehr lange hier sein?« Tirîgon war alarmiert. Wir hätten ihn gebraucht. »Wird er dich in eine andere Höhle entsenden?«
Sisaroth drehte den Brustschutz und pochte dagegen. Ein solider, metallischer Ton erklang. »Oder marschierst du mit seinem Heer?«
Tungdil grinste verschmitzt. »Nein, das wird es nicht sein. Aber stellt euch vor, ich hätte einen Weg hinaus gefunden und würde mich aus seinen Diensten stehlen? Was glaubt ihr, würde er wohl für ein verdutztes Gesicht machen?« Er lachte leise. »Ah, es kann nicht viel anders aussehen als eure. Und nun machen wir die Anprobe für eure Rüstungen.«
Sosehr die Brüder dabei versuchten, ihm mehr zu entlocken, sie scheiterten.
Später wurden sie von Tungdil mit dem Versprechen gehen gelassen, dass er nicht eher verschwände, bis er die Schwerter und die Wurfscheiben angefertigt hätte. Dazu überließ er ihnen einen gezeichneten Plan, wie sie von der Festung des Zhadar nach Hause fanden. »Nicht alle Gänge in Phondrasôn verschieben sich«, lautete dazu seine Erklärung.
Danach begann für Sisaroth und Tirîgon der Rückmarsch zu ihrem Palast. Ausgestattet mit neuen Harnischen, die gleich einer zweiten Haut am Körper lagen und sie nicht beim Bewegen hinderten, und mit Erfahrungen, auf die sie gern verzichtet hätten.
»Ich muss dich um Verzeihung bitten«, sprach Sisaroth unterwegs. »Ich … wusste, dass Esmonäe deine Gefährtin war und wies sie trotzdem nicht zurück. Es war mein Fehler. Aber ihr drängendes Werben um mich machte es schwer, ihr zu widerstehen. Ich dachte nach: Die Worte, die du nach der Senke über sie sagtest, entsprechen der Wahrheit. Und sie hätte mich vermutlich bald gegen einen anderen eingetauscht, wenn es ihr dienlich gewesen wäre. Ich sah doch, dass sie vielen anderen Albae schmeichelte und Hoffnungen weckte.« Er seufzte schwer. »Und dennoch bin ich betrübt. Mehr als betrübt. Mein Herz trauert um sie, da kann mir mein Kopf noch so sehr befehlen.«
Tirîgon hörte seine Rede mit Erleichterung. »Danke, Bruder. Belassen wir es dabei. Mir ist nicht danach, ein Wort über Esmonäe und ihre Ränke zu verlieren. Es ist alles
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