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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schulter zeigte, dass die Verfolger sich in einer langen Front hinter ihm befanden und eine Bugwelle vor sich hertrieben, die sicherlich zwei Schritt maß. Dahinter sah er undeutlich fischähnliche Bestien, deren Rückenflossen über den schäumenden Kamm ragten. Ihre langen, kräftigen Mäuler schoben sich aus dem Wasser und hatten sich zum Biss geöffnet.
    Tirîgon verstand, was die Ungeheuer beabsichtigten. Die Woge wird sie weit den Strand hinauftragen!
    Hechelnd stemmte er sich in die Höhe und hetzte weiter, um zu den Bäumen zu gelangen.
    Das Wasser holte ihn ein, schoss an ihm vorbei, dann erfasste ihn die Welle und riss ihn von den Beinen.
    Zwei schnappenden Kiefern mit fingerlangen Zähnen vermochte er gerade noch auszuweichen, gleich darauf verschwand die Welt in Gischt, und die Woge verschlang ihn.
    Obwohl Tirîgon so gut wie nichts in der Trübnis sah und die Luft anhalten musste, gelang es ihm, den zustoßenden Schatten auszuweichen. Mehrmals wurde er hart angerempelt, unverzüglich brannten die Stellen.
    Kopfüber, kopfunter ging es für Tirîgon vorwärts, bis er wieder Land unter sich spürte. Er drehte sich geschickt und spurtete voran, während sich die Welle zurückzog und ihn freigab.
    Wieder wich er einem zahnbewehrten Maul aus, in das sein Oberkörper spielend leicht gepasst hätte. Dafür bekam er einen Schlag von einer Schwanzflosse, die ihn zu seinem Glück mehrere Schritt weiter durch die Luft und zwischen die schützenden Stämme der Bäume schleuderte.
    Ächzend blieb er liegen und musste nach Atem ringen. Wie kam ich auf die Idee, ausgerechnet hier baden zu wollen? Er betrachtete die Stellen, die durch die Berührung mit den Scheusalen aufgeschürft waren und bluteten. Schließlich kämpfte er sich auf die Beine und blickte hinaus aufs Meer.
    Von den Angreifern entdeckte er nichts. Friedlich dümpelten die Wellen, Vögel zogen ihre Kreise über der Insel wie bei seinem Erwachen. Doch die Spuren im Sand bewiesen ihm, dass er sich gerade eben noch zwischen den Ungeheuern befunden haben musste. Ohne seine Geistesgegenwart und seine Schnelligkeit wären seine Heldengeschichten in Phondrasôn bereits zu Ende gewesen.
    Das wird eine heitere Überfahrt. Er legte die Haare mit einer Handbewegung nach hinten. Wie weit werde ich kommen, bevor sie mich angreifen? Tirîgon kehrte zu Rüstung und Schwert zurück, die er neben den gefällten Bäumen gelassen hatte. Genügt meine Klinge gegen sie? Oder machte sie das Baumfällen stumpf? Er fühlte Hunger und Durst. Eine Mahnung. Ich habe keine Wahl.
    Er wollte zu den stinkenden Blumen gehen, um ihre Stiele auf Festigkeit zu prüfen und sie als Seilersatz zu nutzen, als er ein lautes, donnerndes Grollen wie von einem Wasserfall vernahm.
    Was hat das wieder zu bedeuten? Schnell hob er den Kopf und blickte sich um.
    Eine Pfeilschussweite von seinem Bestienrefugium entfernt, ergoss sich eine breite Kaskade aus den Wolken in das Meer, wühlte es auf und schuf Blasen sowie Schaum. Die Wellen schaukelten jetzt höher und schwappten den Strand hinauf.
    Ihr Infamen! Was … Tirîgon hörte ein neuerliches dunkles Gurgeln und Prasseln. Nun ergoss sich ein kolossaler Wasserfall auch zu seiner Rechten und deutlich näher an seiner Insel. Dessen feine Sprühnebel reichten bis zu ihm und benetzten sein Antlitz.
    Er rieb sich die Feuchtigkeitsperlen ab, führte den Film zu seinen Lippen und versuchte ihn. Süßwasser!
    Eilig faltete er eines der abgeschlagenen Blätter und sammelte die Gischt, trank sich satt und fühlte eine Erleichterung – die aber ins Gegenteil umschlug, als er zum Strand sah: Der Pegel stieg!
    Derweil ergossen sich weitere Kaskaden. Hausbreite Fälle stachen durch die Wolken und führten unaufhörlich neues Wasser zu.
    »Nein!« Tirîgon sah die Schatten der Fische unter der Oberfläche, die gemächlich das Eiland umkreisten. Die Jäger warteten und wussten, dass es für ihre Beute kaum ein Entrinnen gab.
    Immer schneller stieg der Spiegel an, die Wellen suchten sich bereits einen Weg zwischen den Stämmen hindurch.
    Hastig legte der Alb Stiefel, Gewand, Rüstung und Wehrgehänge an. Er hatte überschlagen, dass ihm nicht einmal mehr Zeit blieb, auch nur zwei Stämme sicher zu verbinden. Die schwimmenden Bestien würden das Holz ohnehin mit einem Schwanzschlag zerschmettern.
    Er erklomm den höchsten Baum, suchte sich einen sicheren Halt in der Krone und zog die Klinge. Einen Plan hatte Tirîgon nicht. Ich werde mindestens eines von ihnen

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