Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
seines Bruders, der unvermutet bereit war, unverzüglich und ohne eingehende Planung gegen einen Feind zu ziehen, der über uneinnehmbare Festungen und tausendfach größere Truppen verfügte. Was sagte sie ihm, dass er beseelt von der Rückkehr ist, so wie er vorher unbedingt ein Herrscher sein wollte? »Was ist mit dir?« Er blieb stehen. »Was eröffnete dir Acòrhia, dass ich dich kaum mehr erkenne?«
Tirîgon wurde langsamer.
»Verzeiht«, schallte es in ihrem Rücken. »Ich habe eine Nachricht für euch.«
Sisaroth sah einen Gardisten den Weg herauslaufen, eine Lederrolle in der Rechten, und ging ihm entgegen. »Wer gab sie dir?«
Der Alb reichte ihm den Behälter. »Der gleiche Unterirdische, der euch schon einmal aufsuchte. Er sagte, es sei eine Anweisung seines Meisters darin, und ich soll euch von ihm ein letztes Mal grüßen, da er nun nicht noch einmal erschiene.«
Tirîgon eilte herbei. »Ist er schon lange fort?«, fragte er aufgeregt. »Übergab er dir Schwerter für uns?«
»Nein, keine Schwerter. Ich brauchte eine Zeit vom Tor bis zu euch beiden.«
Also macht die kleine Bergmade seine Ankündigung wahr. Sisaroth erahnte den Gedankengang seines Bruders. »Lass es gut sein. Der Unterirdische hätte uns niemals mitgenommen. Er hasste zwar seinen Meister, doch er würde uns unterwegs ins Verderben führen anstatt nach Dsôn oder nach Tark Draan. Er sagte deutlich, dass er uns als Feinde betrachtet.«
Tirîgon stieß einen Fluch aus. »Es wäre zu schön gewesen«, grollte er und wollte loslaufen. »Vielleicht hole ich ihn noch ein.«
»Warte.« Sisaroth öffnete den Verschluss und schüttelte außer einem Exemplar der Gewandnadel ein Pergament heraus, das er entrollte und überflog. Es war in perfektem Albisch verfasst und mit Mein Vertrauen in euch überschrieben. Das Schmuckstück bedeutete nichts anderes als eine Erinnerung und Drohung zugleich.
Unser erster Auftrag. Er trifft uns zur Unzeit. »Bruder, komm. Es gibt Wichtigeres als Tungdil. Wir müssen uns mit Firûsha besprechen.« Er rollte das Blatt zusammen und ging in den Palast.
Der Gardist salutierte und kehrte auf seinen Posten zurück.
Tirîgon schritt missmutig neben ihm den Weg hinauf. »Ich schlage vor, wir nehmen Marandëi auf die Mission mit. Was immer wir für den Zhadar erledigen sollen, sie wird kurzen Prozess machen. Umso schneller können wir uns um die Karderier und unsere Rückkehr kümmern.«
»Du weißt doch gar nicht, was der Zhadar von uns will?«
»Es gibt nichts, was die Cîanai nicht lösen wird. Außer, sie errichtet vorher nach eigenen Berechnungen einen Turm«, erwiderte sein Bruder trocken.
»Aus dem ich sie dann befreie.« Sisaroth musste lachen.
Sie riefen Firûsha, Crotàgon, Marandëi und Tossàlor zusammen und trafen sich in der Bibliothek.
Es sorgte für Enttäuschung, dass Acòrhia verstorben war, und gerade für die Cîanai schien eine Welt zusammenzubrechen. Aber als Tirîgon erklärte, dass sie den nächsten Neuling nicht unter den bewahrenden Eid stellen wollten, um ihn zu opfern, lächelte sie. Sie hatte den Schädel in eine gepolsterte kleine Kiste gepackt und trug ihn stets mit sich. Zusammen mit dem Stab wirkte es, als befände sie sich permanent auf Wanderschaft.
Firûsha schwieg zu diesen Plänen. Sogar die Nachricht, dass ihre Verbannung aufgehoben wurde, entlockte ihr kein Lächeln.
Sie fürchtet sich unverändert vor dem Artefakt. Sisaroth legte einen Arm um ihre Schultern. »Du wirst sehen, dass Shëidogîs zu deinem Freund und Vertrauten werden wird. Wir brauchen seinen Schutz, um zu überleben.«
Seine Schwester nickte zur Kiste. »Wirst du ihn mit nach Dsôn nehmen?«
»Sicherlich«, erwiderte er. »Die Infamen gehören zu unserem Volk!«
»Aber die Unauslöschlichen verboten es, sie auf diese alte Weise anzubeten!«
»Sagtet ihr nicht, die Unauslöschlichen sitzen in Tark Dran?«, warf Marandëi ein, eine Hand auf die Kiste gelegt. »Und zwar seit sehr, sehr langer Zeit? Vielleicht freuen sie sich über den Beistand von Shëidogîs? Oder die Albae in Dsôn Sòmran finden an ihrem Gefallen, sollte sich ihre Lage durch die Wunder des Infamen verbessern.«
»Können wir das zu einem späteren Moment entscheiden?«, mischte sich Tirîgon ungehalten ein. »Ich möchte wissen, was dieser Bastard von uns will.« Er nahm Sisaroth die Lederrolle ab und zog die Anweisung heraus. »Noch ein einziges Mal müssen wir tun, als folgen wir ihm.« Laut verkündete er, was der Zhadar
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