Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
verlangte.
Mein Vertrauen in euch
Ich sende euch in die Region Cjash, in die Dreifachhöhlen von Whifis.
In der mittleren Höhle lebt ein Geschöpf, dem ich vor langer Zeit eine Gunst erwies und das seine Schuld nicht zurückzahlte.
Der Name der Kreatur lautet Veyn, doch hütet euch vor ihrer spitzen Zunge. Sie ist weder Mann noch Frau, spricht gerne die Wahrheit und wird versuchen, in eure Gedanken einzudringen. Ihr wisst, dass die Wahrheit besser in manchen Köpfen verborgen bleiben sollte.
Veyn trägt ein silbriges Armband und einen Stirnreif aus Tionium, die mit einer Kette aus Palandium verbunden sind. Daraus zieht es seine Kraft, seine Macht und seine Überlegenheit.
Ihr seid mein bewehrter Arm, der die Schulden eintreibt: Bringt mir seine lästerliche Zunge und den Schmuck. Seid schnell, haltet euch nicht auf und vermeidet Händel mit den Bewohnern von Whifis.
Es geht mir einzig um Armband und Stirnreif.
Tungdil wird euch den Weg weisen.
Sputet euch, und ihr kommt eurer Rückkehr nach Dsôn oder jedem anderen Ort außerhalb von Phondrasôn näher.
Tirîgon stieß einen lauten Fluch aus. »Der Unterirdische hätte unser Führer sein sollen? Und ich wollte ihm noch nacheilen, um ihn aufzuhalten. Hätte ich es wohl besser getan!« Er warf das Blatt auf den Tisch.
»Demnach reisen wir zuerst zum Zhadar, um ihm zu sagen, dass sein kleiner Diener untreu wurde«, folgerte Crotàgon.
Sisaroth sah die Ecke eines weiteren Papiers aus der Rolle blitzen. Er zog daran und beförderte einen kleinen Zettel heraus, auf dem ein vager Plan sowie eine Beschreibung beigefügt war. Die Handschrift gehört nicht dem Zhadar. »Tungdil las unseren Auftrag und ließ uns eine Karte da«, sagte er erleichtert.
»Schön.« Tirîgon hatte sich bereits erhoben. »Gehen wir los. Sisaroth, Marandëi und ich, das wird genügen. Der Rest bleibt hier und gibt auf den Palast sowie die Festung acht.« Er ging zur Tür. »Ich lasse uns Proviant richten. Wenn wir zurück sind, besprechen wir, auf welche Weise wir die Sammelpunkte der Karderier finden und sie vernichten, bevor sie uns angreifen.« Schon verschwand er hinaus.
Zuerst blieb es in der Bibliothek ruhig.
Schließlich erhob Crotàgon seine Stimme. »Erstaunlich, dass er die Entscheidungen allein fällt.«
»Es wäre auch meine gewesen«, sprang Sisaroth seinem Bruder bei, und auch Firûsha nickte. »Vergebt ihm seine Aufgewühltheit, die ihn ungehobelt erscheinen lässt. Die Nachricht aus Dsôn macht ihm zu schaffen.«
»Sollte er sich nicht freuen, anstatt sich so zu benehmen?« Tossàlor hielt ein Knochenstückchen prüfend vor die Augen und entfernte einen abstehenden Span mit seinem dünnen Federmesser. Er konnte sich von seiner Arbeit schwer trennen. »Nach dem Vorfall in der Unterkunft erkennt man ihn kaum wieder. Wo ist seine Besonnenheit geblieben?«
Als wüsste ich es! Sisaroth hatte keine Erklärung.
»Ich denke, es liegt daran, dass er sich freiwillig für und mit uns nach Phondrasôn begab und endlich die lang ersehnte Rückkehr sieht«, schaltete sich Firûsha mitfühlend ein. »Er vermisst unsere Eltern und Freunde ebenso wie wir.« Sie sah glücklich in die Runde. »Ist es nicht wundervoll, dass wir bald alle zurückkehren?« Dabei konnte sie nicht vermeiden, einen kurzen, angewiderten Blick auf das Kistchen zu werfen.
»Das ist es«, stimmte Tossàlor zu. »Besonders bin ich auf meinen Empfang gespannt.«
»Ich verstand deinen Hinweis.« Sisaroth lächelte. »Wie ich dir und Crotàgon versicherte, werden wir drei auf unseren Vater einwirken, dass er dich begnadigt. Wir werden von deinen Verdiensten schwärmen. Er wird nicht anders können.«
Niemals würde er zugeben, dass er Zweifel hegte. Die Schuld und die Grausamkeit, die Perfidität des Künstlers übertrafen die Tat eines gewöhnlichen Mordes um das Vielfache. Mein Vater wird sich schwertun. Tossàlor ist eigentlich besser in der Verbannung aufgehoben. Er wartet nur darauf, Gebeine für seine Schöpfungen zu erhalten, ohne dass er die Wirkung des Fluchs fürchten muss.
Gleichzeitig wusste er, dass Crotàgon darauf bestand, Tossàlor mitzunehmen. Der Krieger hatte Gefallen an ihm gefunden, ohne dass der Künstler dessen Gefühle erwiderte. Da Crotàgon ein beliebter Alb unter den Truppen war und als heimlicher Anführer betrachtet wurde, konnten sie es sich nicht erlauben, den Hünen zu verprellen.
»Das gilt für alle, die uns in Phondrasôn die Treue hielten«, ergänzte Firûsha.
Die Übrigen nickten
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