Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
einige.«
Wir haben zu viele Tote zu beklagen. Und allen voran Vater und Mutter. Die spitze Bemerkung schmerzte Firûsha, während sie mithilfe der Gardistin in den Harnisch stieg.
Balodil half, wo es notwendig war, betrachtete den Vorgang aufmerksam und schien seine Aufmerksamkeit auf mögliche Schwachstellen zu richten.
»Sie ist eng«, sagte Firûsha. »Sehr eng.« Die Rüstung erlaubte es ihr zu atmen, drückte die Brüste dennoch zusammen wie ein Mieder.
»Ich schuf sie absichtlich schmal und ohne ausladenden Kragen oder Schulterpanzerungen. Das soll verhindern, dass du hängen bleibst und dich nicht mehr geschmeidig bewegen kannst«, erklärte er. »Man wird dich weniger als hübsche Albin, sondern als Kriegerin wahrnehmen. Aber dennoch werden deine Feinde beeindruckt den Atem anhalten, wenn sie dich erblicken.« Balodil blickte sich um und entdeckte einen großen Spiegel im Raum. »Warte.« Er ging hinüber und schob ihn vor Firûsha. »Sieh selbst, was ich meine!«
Sie musste dem Unterirdischen zustimmen. Die Vollrüstung betonte ihre schlanke Figur, ohne zu aufreizend zu wirken. Die albischen Gravuren und Intarsien führten die Blicke nach oben zu ihrem Antlitz. Das düstere Tionium-Stahlgemisch hob ihre ebenmäßigen Züge hervor, die langen schwarzen Haare umrahmten sie. Das Blau ihrer Augen leuchtete regelrecht.
Crotàgon fand Worte der Bewunderung. »Jedes männliche Wesen, das nach Frauen trachtet, wird von deinem Anblick abgelenkt.«
Firûsha nahm ihr neues Schwert und betrachtete sich in der reflektierenden Oberfläche, drehte und wendete sich. »Und den Tod durch mich empfangen«, sprach sie zufrieden. Sie fühlte sich in der Rüstung wohl, die viel leichter als erwartet war. Entlang der Wirbelsäule erhob sich ein zusätzlicher schützender Eisenkamm.
Balodil nahm zwei Dolche mit doppelten Klingen aus der Kiste und befestigte sie an kaum sichtbaren Halterungen der Oberschenkelpanzerungen. »Das sollte deinen Harnisch perfekt machen.«
Er zog handtellergroße Eisenscheiben, deren Ränder geschliffen funkelten, als Letztes aus dem Behältnis. Ohne viel Anstrengung drückte er sie in Aussparungen in den Metallschienen ihrer Oberarme.
»Dein Bruder bat für dich um Wurfscheiben, also ersann ich welche. Du wirst damit noch üben müssen, doch sie sind leichter zu handhaben als Dolche. Die Flugeigenschaften sind sehr gut, und durch das Gewicht erhalten sie eine ordentliche Durchschlagskraft.« Klickend rasteten die Waffen ein. Der Unterirdische trat von ihr zurück, Bewunderung zeigte sich auf dem Gesicht. »Ja«, sprach er nach einer Weile zufrieden, »so sieht eine Junge Göttin aus!«
»Mit tödlichem Schwert und einer grandiosen Stimme doppelt bewaffnet«, ergänzte Crotàgon. »Du bist anmutig zum Niederknien.«
Firûsha gefiel sich. Es gibt schlimmere Titel als Junge Göttin.
»Der Zhadar würde sich vor dir fürchten«, stimmte die Gardistin zu. »Die Völker Phondrasôns würden dir in jede Schlacht folgen, ganz gleich, wie sicher der Tod ihnen wäre.«
Balodil lachte leise. »Wie recht sie hat. Und dazu fürchtete sich mein ehemaliger Meister von Anfang an vor den Drillingen.«
Firûsha schob das lange Schwert in die Rückenhalterung. »Wieso sollte er? Er behandelte meine Brüder damals wie Bittsteller, wie nichtswürdige Vasallen.«
Nun zeigte Balodil Überraschung. »Ich dachte, wir hatten bereits darüber gesprochen?« Er berührte den Narbenanfang auf der Stirn. »Oder bildete ich mir ein, dass wir es taten?«
Firûsha und Crotàgon tauschten Blicke, dann sandte sie die Gardistin hinaus. »Nein, mein lieber Balodil. Darüber redeten wir nicht. Dein Verstand leidet noch immer unter dem Mordversuch des Zhadar.« Sie legte die Panzerhandschuhe an, die verspielt und zerbrechlich wirkten.
Auch dieses Werk schmeichelte sich um sie, umgab Finger, Handrücken und Gelenk wie eine zweite Haut. Auf den Knöcheln und den ersten Segmenten saßen winzige Erhebungen, die sich erst auf den zweiten Blick als Klingen entpuppten. Ein Schlag mit der Faust schlitzte ein ungeschütztes Gesicht oder eine ungeschützte Körperstelle spielend auf. Fabelhaft!
Der Unterirdische brummte. »Dieser verfluchte Bastard! Ich werde ihm meine Rüstung nehmen und ihn töten! Ich habe mehr als nur einen Grund. Dann sind wir vier die Herrscher über diesen Ort.« Sein rechtes Auge richtete sich auf den See.
Firûsha sah, wie das Auge sich wandelte. Das Braun verschwand, und stattdessen schien es von grünen
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