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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Intrige, die ihnen ihr normales Leben raubte, nicht gestehen. Es spielte keine Rolle, dass er ihnen das Leben damit bewahrt hatte. Ich hätte sie fragen müssen, ob sie mich nach Phondrasôn begleiten, anstatt ihnen das Leid anzutun, das sie erfuhren.
    Tirîgon sah auf, sein Blick schweifte davon.
    In ihm meldete sich eine zweite Stimme zu Wort, die das von ihm begangene Unrecht abmilderte. Was wäre mit meinem Volk geschehen, wenn wir nicht hier gewesen wären und ihnen ein Reich geboten hätten? Wo wären sie ohne unseren Schutz und unser Refugium? Opfer der Karderier, abgeschlachtet von Óarcos und weiteren Bestien, eingesaugt in Marandëis Turm, unterjocht vom Zhadar. So nahm meine dunkle Tat einen rechten Ausgang.
    Tirîgon glaubte ihr gerne, als er seine Gedanken ordnete. Ihm gefiel die Vorstellung, dass sie letztlich Dsôns Bewohner gerettet hatten. Und damit den Erhalt ihres Volkes.
    Er teilte zudem die allgemeine Ansicht, dass sie in Phondrasôn nichts mehr verloren hatten. Ihnen stand Besseres zu als ein Reich in den Tiefen der Unterwelt und umzingelt von Abschaum. Tark Draan muss zurückerobert werden und unsere Rache für den Tod der Unauslöschlichen erfahren. Wir regieren die Menschen mit stählerner Hand und geben den Elben den Lohn, den sie verdienen.
    Tirîgon brannte darauf, mit dem Schwert in die Schlachten zu ziehen und über die Barbaren hereinzubrechen wie ein vernichtender Magiesturm in eine Höhle.
    Carmondai hatte ihnen verschiedene Karten von Tark Draan erstellt, mit denen sie die Eroberung planten. Dabei erwies sich der Geschichtenerzähler als wichtige Quelle, er beschrieb Orte, Länderbeschaffenheit und Schwachstellen genauestens.
    Die Drillinge hatten verschiedene Szenarien erarbeitet, nach denen sie vorgehen wollten: Heeresbewegungen, strategisch wichtige Punkte, Mordanschläge. Die Fäden waren gesponnen und lagen in den Fingern der Jungen Götter.
    Bis auf eine Unwägbarkeit: Alles hing davon ab, wo sie in Tark Draan an die Oberfläche gelangten. Ausgerechnet das war der unsicherste, dünnste Faden in ihrem Geflecht.
    Tirîgon nahm die Unterlagen zur Hand, die sie in langer Arbeit aufgestellt hatten, und überflog sie zum hundertsten Mal – und diesmal fiel ihm etwas auf.
    Eine Schwachstelle! Bei den Infamen, eine Schwachstelle in der Einigkeit! Tirîgon sah überrascht zu Carmondai. »Darf ich dich stören?«
    Er hielt mit dem Schreiben inne. »Das hast du bereits. Ist es wichtig?«
    »Sage mir: Die Unterirdischen sind geeint, mit Ausnahme des Stammes der Dritten?«
    »Ja.«
    »Das änderte sich nicht? Auch nicht durch Tungdil Goldhand, der ein Dritter und zugleich der größte Held von Tark Draan ist?«
    »Du könntest ihn das selbst fragen.«
    Tirîgon schüttelte den Kopf. »Nein. Dank der Tränke und Zaubersprüche hält er sich für Balodil. Ich will nicht, dass er sich durch mein Nachhaken zu sehr an sein altes Leben erinnert.«
    Carmondai legte den Stift aus gepresstem Kohlestaub nieder und sah Tirîgon neugierig an. »Was geht in deinem Verstand vor sich?«
    Er hob das Blatt mit den Aufzeichnungen über die Stämme. »Wenn ich es richtig las, verteidigen die Unterirdischen Tark Draan trotz aller Unstimmigkeiten untereinander. Nachdem dieser Stern die meisten Scheusale vernichtete und auch die Unauslöschlichen nicht mehr existieren, zog eine Zeit der Ruhe an den Durchgängen ein.«
    »Das nehme ich an.« Carmondai war nun höchst aufmerksam.
    »Die Unterirdischen könnten demnach ihre Kraft darauf verwenden, ihre Händel aufzunehmen.« Tirîgon umfuhr die vier Reiche mit seiner Fingerspitze. »Wie töricht wären wir, uns das nicht zunutze zu machen? Die Dritten sind die besten Krieger aller fünf Stämme, und sie hassen die anderen.«
    »Schon. Aber nicht die übrigen Bewohner des Geborgenen Landes. Ihr Gott Vraccas befahl ihnen, die Menschen, Zauberer und Elben sowie alle guten Kreaturen zu bewahren«, warf Carmondai skeptisch ein.
    »Nun, ich denke, dass es uns gelingt, die Schlagkraft der Dritten zu unseren Gunsten umzulenken«, zeigte er sich überzeugt. »Die Niederwerfung der vier Stämme ist das Größte, was sie sich vorstellen können. Welchen Preis würden sie dafür bezahlen?«
    Carmondai lachte. »Du kennst die Unterirdischen schlecht. Sie würden sie niemals …«
    »Und du«, unterbrach ihn Tirîgon herablassend, »kennst mich und meine Geschwister nicht. Wir besitzen den Beistand eines Infamen, mein Bruder ist ein Cîanoi. Wir bieten den Dritten Macht und

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