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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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über alles herrscht. Weil er jedem die Waffen liefert. Waffen und Truppen. Aus irgendeinem Grund schloss er mich in sein schlechtes Herz, lehrte mich neue Techniken, wies mir die Kunst des Runenschmiedens, ohne dass ich Magie wie ein Cîanoi beherrschte«, erzählte er und blickte wieder hinaus auf den rot glühenden See. »Ich sah, wie er Bestien zu Verhandlungen empfing, die von jenseits von dem kommen, was Sisaroth und Tirîgon kartografierten. Der Zhadar betreibt mit ihnen Handel, versorgt sie mit Waffen und Panzerungen für ihre Heere, mal von guter Beschaffenheit, mal von schlechter, damit keiner die Oberhand gewinnt. Aber Anführer für andere wollte er nicht sein. Bald vertraute er mir und setzte mich als Unterhändler ein. So kam ich auch zu euch, wenn du dich erinnerst.« Er sah Firûsha an.
    »Ich preise den Moment, an dem wir uns fanden«, sagte sie und hatte nicht gänzlich gelogen. Und ich preise den Moment, an dem wir dich loswerden können.
    »Auch ich kann mir nichts Besseres vorstellen. Leider fehlen mir die genauen Erinnerungen an viele unserer gemeinsamen Abenteuer, von denen mir deine Brüder berichteten.« Balodil bedauerte es offenkundig. »Wie auch immer: Ich betrog den Zhadar insgeheim. Da er nicht als Heerführer dienen wollte, tat ich es gelegentlich. Wie jetzt für euch. Unbemerkt von ihm schuf ich mein eigenes Reich, um mich bei passender Gelegenheit abzusetzen und mit ihm zu brechen. Ich kenne viele seiner Geheimnisse.« Er runzelte die Stirn. »War es wirklich das, was ich wollte? Oder …« Sein Blick wurde nachdenklich. »Verzeiht, manchmal gerate ich durcheinander und denke an Unterirdische, deren Gesichter mir nichts sagen.«
    Firûsha überspielte seine Erklärung mit einem freundlichen Lächeln. Der Geist des alten Tungdil wabert in seinem Kopf. »Fahre fort.«
    »Mir gehorchten Tausende, aber gleichzeitig störte ich die Geschäfte des Zhadar. Es kam der Moment, an dem ich meine Meisterrüstung schmiedete und beschloss, heimlich zu verschwinden nach …« Wieder stockte er, als wüsste er nicht mehr weiter.
    Ich ahne, was ihm zustieß. »Aber er stellte dich und raubte dir die Rüstung, glaubte dich tot«, ergänzte Firûsha. Sie nahm sich vor, Sisaroth daran zu erinnern, stärkere Tränke zu brauen. Sobald der alte Tungdil aus dem Unterirdischen hervorbrach, wäre er nicht mehr tauglich. Sie berührte die Rüstung. Nicht zuletzt wäre es schade um seine Fertigkeiten. »Der Zhadar ist ein Waffenhändler und Aufwiegler, der nach der Allmacht in Phondrasôn trachtet«, fasste sie zusammen.
    »Ja. Und er braucht dazu euch. Um an sein ersehntes Ziel zu gelangen.« Balodil senkte den Kopf und blickte zur Festung. »Ah, wir bekommen Besuch! Scheint ein Bote zu sein. Ein Barbar, wie es aussieht. Sicherlich für mich. Man braucht einen Heerführer.« Er klatschte in die kurzfingrigen Hände. »Die Zeit der Langeweile ist vorbei.«
    »Nicht so rasch.« Firûsha beschloss, den Gesandten in ihrer stattlichen, beeindruckenden Rüstung zu empfangen. Ich will die Wirkung erproben. »Gehen wir ihm entgegen. Ich möchte hören, was er will.«
    Gemeinsam verließen sie den Saal.

    Phondrasôn
    Tirîgon saß Carmondai gegenüber, trank vom bittersüßen Oltrûtee und las die Aufzeichnungen des Geschichtenerzählers. Es war die Zusammenfassung dessen, was er ihnen berichtet hatte, nun aber ausformuliert und ausgeschmückt, dass es zugleich ergreifend und tragisch war.
    So ging mein Volk zweifach unter, nein, dreifach sogar. Kein Albaereich hatte Bestand. Diese Erkenntnis fraß sich tiefer und tiefer in seine Seele und gesellte sich zu den schlimmen Vorwürfen, die er sich wegen des Todes seiner Eltern machte.
    Die Schuld an deren Ableben würde er sich in diesem Leben nie vergeben. Rache hatte er bereits genommen, indem er den Mörder tötete. Damit starb zugleich die Wahrheit über die Vorfälle in Dsôn restlos aus. Dass Gàlaidon ein besonders gut vorbereiteter Karderier gewesen war, wurde nicht angezweifelt. Tirîgon wusste sich vor jeglicher Entdeckung sicher.
    Glücklich machte ihn das nicht. Esmonäes Verrat und ihr Tod vervollständigten das schwere Bündel, das er sich geschnürt hatte und das er bis in alle Unendlichkeit mit sich tragen würde.
    Während Carmondai seitenweise Papier füllte, um seine Eindrücke des Albaereichs in Phondrasôn festzuhalten, grübelte Tirîgon über Sühne.
    Vergebung bekam er von den Toten nicht mehr, und seinen Geschwistern konnte er seine Tat, seine

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