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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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mich, dass du es nicht tust.« Tirîgon hätte sich liebend gerne auf die Kreatur geworfen, doch das würde er nicht überleben. Ich muss ruhig bleiben, wenn ich ihn zu einer anderen Gelegenheit besiegen will. »Was taten wir, um deinen Zorn herauszufordern?«
    »Wirke ich zornig?«
    »Ein wenig. Ich kenne kaum jemanden, der aus Freude Wachen erschlägt«, erwiderte er. »Es sollte mir eine Warnung sein, denke ich.«
    »Da denkst du richtig, Junger Gott.« Der Zhadar lachte ihn aus. »Ich bin der Einzige in Phondrasôn, der sich göttlich nennen darf! Weder du noch deine Geschwister sollten es wagen, oder ich stelle eure Göttlichkeit auf die Probe. Übrigens zeigte ich geradezu göttliche Milde, indem ich euch das kleine Spielchen mit der Albin durchgehen ließ, die ihr mir als Firûsha vorgestellt hattet.«
    »Dafür danken wir dir. Aber was unsere vermeintliche Erhöhung angeht: Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, erwiderte Tirîgon so beherrscht wie möglich. »Wir leben friedlich in unserem kleinen Reich, kümmern uns um das Überleben unseres Volkes. Was die Höhlen um uns herum tun, schert uns nicht.«
    Die Augen des Zhadar verengten sich. »Ganz recht, ihr schert euch nicht. Auch nicht um meine Anweisungen, neue Missionen für mich zu erfüllen.« Er schlug den blutigen Hammer in die Tischplatte, wo er stecken blieb. »Die Abmachung, mit der ihr euch einverstanden erklärt hattet, besagt jedoch genau dies.«
    »Verzeih uns. Wir mussten uns um unser Volk kümmern. Großes Unglück überfiel die Albae, die jenseits von Phondrasôn lebten, in Ishím Voróo … im Grauen Gebirge. Es galt, die Überlebenden aus den Klauen der Karderier zu befreien. Du selbst hast uns geraten, den sechsarmigen Scheusalen mit einem Krieg zuvorzukommen. Wir stecken mitten in den Vorbereitungen.« Tirîgon verneigte sich wieder und heuchelte größtmögliche Demut, die bis an die Grenzen seines Stolzes ging. »Es galt, Hunderte Leben zu retten. Wir sind die Letzten unserer Art.«
    »Und du glaubst, dass mich das milder stimmt? Ich vernichtete so viele friedliebende Völker und freundliche Arten, dass ich ihre Zahl nicht benennen kann. Da soll ausgerechnet das Schicksal der grausamen Schattenkriecher mein Herz rühren?« Der Zhadar lachte lauthals.
    Tirîgon hatte längst verstanden, dass der Besucher gekommen war, um Angst zu verbreiten – mehr nicht. Er braucht uns, nach wie vor. Wegen der Prophezeiung. »Ich bitte erneut um Vergebung wegen …«
    Der Zhadar schmetterte ihm die Faust gegen das Kinn.
    Tirîgon glaubte, dass ihn eine Eisenstange getroffen habe. Die Kraft des Angriffs sandte ihn hoch in die Luft sowie drei, vier Schritt rückwärts, wo er gegen ein Regal mit Gläsern und Geschirr prallte.
    Zwar landete er bei aller Benommenheit auf den Füßen und brachte sich mit einem Sprung zur Seite vor dem umkippenden Möbel in Sicherheit, aber der Raum drehte sich um ihn.
    Den nächsten Hieb sah er gar nicht kommen.
    Die Knöchel des Gegners fuhren ihm in die Magengrube und ließen Tirîgon würgend zusammenklappen. Zwei weitere Schläge gegen die Knie warfen ihn nieder, vor die Füße des Zhadar, der einen Hammer lässig geschultert hatte und ihm die offene Hand wies.
    »Siehst du nun, kleiner junger Gott, wie schnell es mit der Herrlichkeit vorbei sein kann, wenn man an einen alten Gott gerät?«, donnerte er auf ihn herab. »Ich brauche nicht einmal meine Waffen, um dich und deine Geschwister zu töten.«
    »Du hast mich … überrascht«, presste Tirîgon hervor. Er bekam keine Luft. Eine Stelle seiner Innereien schmerzte grässlich, als wäre ein Organ geplatzt.
    »Ich werde dich immer überraschen. Sogar wenn ich meine Attacken ankündige, wirst du sie nicht aufhalten. Ihr Albae seid gut, wendig und schnell. Doch ich gebiete euch .« Der Zhadar senkte den Hammer langsam auf Tirîgon nieder.
    Er fühlte die Hitze, die davon ausging, und er sah das eingravierte Muster in der Trefferfläche. Du wirst mich nicht markieren wie einen Sklaven! Wütend versuchte er, das Brandmal zu verhindern.
    Lachend nahm der Zhadar den Hammer weg. »Noch eine Verweigerung, Tirîgon, und ich bedecke eure Albleiber mit Verzierungen, die keine Salbe ungeschehen machen kann.« Er ging zum Tisch und riss seine zweite Waffe aus dem zerstörten Holz.
    Tirîgon verspürte den Drang, sich übergeben zu müssen, sein Magen brannte feuergleich. Der Geschmack von Blut rollte die Kehle empor. Die Schläge mit bloßer Faust wirkten schlimmer als von einem

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