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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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keinen festen Boden!
    Gelegentlich sah er Wände an sich vorbeiziehen. Als er eine Ausbuchtung darin erkannte, griff er mit einer Hand zu und zog sich kraftvoll hinein. Es gelang. Sein Fall war aufgehalten.
    Sisaroth betrachtete die Öffnung näher.
    Zu seinem Glück erwies sie sich als Gang, in den er kriechen konnte.
    Die Eruption des magischen Feldes, oder was immer das gewesen war, bewahrte ihn vor dem Tod durch das Zwergenschwert. Der eindringliche Kontakt mit der unsichtbaren Kraft hatte in ihm das Gefühl hinterlassen, bis in die kleinste Gliedmaße bis zum Bersten aufgebläht zu sein. Weg von hier.
    Nachdem er lange durch die Dunkelheit gerobbt war, gelangte er in einen breiteren Schacht, in dem er aufrecht würde stehen können.
    Doch vorerst blieb er am Boden und lehnte sich gegen die Wand, schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Ihr Infamen! Was dachtet ihr euch, als ihr Phondrasôn erschuft? Langsam lösten sich die Wutlinien auf, das Weiß seiner Augen kam zum Vorschein, wie er am Ziehen spürte. Sein Leib bestand aus einem einzigen Schmerz.
    Er öffnete die Lider und betrachtete seine Verletzungen im schwachen Licht, das wieder von schimmernden Pflanzen herrührte.
    Die Haut hatte ein paar Kratzer von den Knochen erhalten, die Beinwunde blutete dagegen heftiger, und die Schulter war heiß und angeschwollen. Sein Zustand verschlechterte sich. Dazu gesellten sich der quälende Hunger und vor allem der Durst.
    Wahrlich, ein Ort für Verbrecher, aber nicht für zu Unrecht Verbannte! Sisaroth zog sich mit Mühe an der Wand in die Höhe und folgte dem Gang. Es war ihm gleich, wohin der Weg führte und wen er unterwegs traf, solange er einen Schluck Wasser bekam.
    Süße Rachegedanken hielten Sisaroth aufrecht. Ich werde die Verleumder umbringen, die falsches Zeugnis gegen mich und meine Schwester ablegten. Sie werden nicht einmal Zeit haben, um Gnade zu bitten.
    Mit zitternden, schwachen Beinen vollführte er Schritt um Schritt, humpelte tapfer voran.
    Ich werde nicht sterben! , sagte er sich wieder und wieder, biss die Zähne zusammen, wenn Schulter oder Beinwunde glühende Schmerzeswogen durch ihn sandten.
    Plötzlich vernahm er lieblichen Frauengesang, der geheimnisvoll durch den Stollen schwebte. Keine Barbarin vermochte auf diese Weise die Stimme zu erheben. Diese Kunstfertigkeit gelang höchstens einer Albin.
    Firûsha! Sisaroth hinkte schneller. Es kommt direkt von vorn! »Schwester!«, rief er überglücklich. Die Freude beflügelte ihn regelrecht, überlagerte seine Qualen und machte sie vergessen.
    Der Stollen mündete in eine Halle, die künstlich angelegt worden war. Sieben Gänge gingen davon ab.
    Sosehr sich Sisaroth anstrengte und lauschte und seine feinen Sinne in Anspruch nahm, war es ihm nicht möglich herauszufinden, aus welchem der Tunnel das Lied erklang.
    »Firûsha!«, schrie er in jeden einzelnen. »Firûsha, wo finde ich dich?«
    Die Melodie endete.
    »Bruder?«, rief die Albin verwundert zurück. »Hier! Ich bin hier!«
    Ich höre keinen Unterschied! Ihre Stimme scheint aus allen Stollen zu dringen. Sisaroth zögerte, wählte aufs Geratewohl eine der Röhren und hinkte hinein. »Halte aus! Ich bin gleich bei dir.«

    Ishím Voróo (Jenseitiges Land), Dsôn Sòmran, Dsôn, im nördlichen Ausläufer des Grauen Gebirges, 5427. Teil der Unendlichkeit (6241. Sonnenzyklus), Frühling
    Ranôria stand fast schon auf dem Boden des Trichters. Wie klein ich mich jedes Mal an dieser Stelle der Stadt fühle. Um sie herum verliefen die Bergwände schräg und steil nach oben, an die sich die Gebäude der Albae schmiegten.
    Ganz Mutige hatten bogenförmige Brücken zwischen verschiedenen Häusern und Stadtteilen errichten lassen, Stützsäulen sollten Halt geben. Doch bereits ein kleines Beben oder der Abgang einer Geröllmoräne konnte die Pfeiler zum Einsturz bringen. Wer sich zu diesem Augenblick auf einer Brücke befand, wurde in die Tiefe gerissen und endete zusammen mit den Trümmern unten, zweitausendachthundert Schritt entfernt vom Grundstein des Schutzwalls.
    Ironischerweise diente der künstlich entstandene Steinbruch als Materiallager für Neubauten, die es in Dsôn stets gab. Dank der Verluste.
    Ein Kreislauf, den wir erst durchbrechen, wenn die Unauslöschlichen uns zu sich holen. Ranôria hatte ihren Abstieg mittels verschiedener geschlossener Transportplattformen und Aufzüge bestritten. Zwar führten genügend Treppen hinunter zu dem Komplex, der am Rand des Steinbruchs lag

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