Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
des Barbaren. Er muss wissen, auf was er sich einlässt. Es beruhigte sie, dass er keinen Alarm gab. Einer von denen, die sich selbst überschätzen.
»Ehiow benutzt Gift«, warnte Balodil sie. »Außerdem versteht er sich auf das Handwerk des Täuschens. Verlasse dich nicht auf deine Augen.« Er hob Blutdürster und griff den Gesandten an.
Der Barbar stieß ein kurzes Lachen aus – und war verschwunden!
»Verflucht!« Firûsha riss ihr Schwert hoch und hielt es der Länge nach waagrecht vor sich, gleich einer Barriere. Aus dem rechten Augenwinkel sah sie ein Flirren neben sich. Da ist er! Sie duckte sich.
Wind fuhr über sie hinweg, es klackte, als einer der Stützmasten von einer unsichtbaren Macht durchgeschlagen wurde. Das Zelt hielt noch stand.
Firûsha vollführte einen ausholenden Schlag nach vorn und spielte dabei die Reichweite des überlangen Schwertes aus, doch sie traf nichts. Wo steckt er?
Balodil schien mit einem Auge mehr sehen zu können als sie. Er griff scheinbar die Luft an, und doch schepperte es rasch hintereinander, als Blutdürster gegen parierendes Eisen schlug. »Zu mir!«, rief er ihr zu.
Firûsha drückte sich ab und eilte an die Seite des Unterirdischen, der soeben einen Schlag bekam, der ihn nach hinten warf. Sie kam sich ungelenk vor, da sie mit dem Schwert herumfuchtelte, als wäre sie eine Anfängerin oder eine Schwachsinnige. »Feigling! Zeige dich!« Das Lachen des unsichtbaren Gegners reizte sie zusätzlich.
Während Firûsha nach rechts schlug, traf sie die feindliche Klinge von links.
Das Eisen schrammte über die Rüstung, Funken stoben und prasselten ihr gegen das Gesicht.
In einem Reflex wandte sie sich ab und tauchte weg – als sie die Ecke einer blutigen Beinschiene vor sich schweben sah.
Er trat in eine Lache! Firûsha vergeudete keine Zeit. Ruckartig bohrte sie das dorngleiche Ende ihrer Parierstange durch das Metall. Das gegnerische Bein und ihre Waffe waren verbunden.
Sie riss das Schwert mit beiden Händen zur Seite und brachte den Barbaren hörbar zu Fall. Ehiow war, wie von ihr gewollt, zwischen die frischen Leichen gestürzt, deren Lebenssaft nun an ihm haftete.
Damit habe ich endlich ein Ziel! Firûsha schwang das Schwert mit beiden Armen über den Kopf und schlug mit aller Kraft zu.
Die Schneide fuhr ihm in die Brust, Ehiow wurde sichtbar. Der Hieb hatte ihm ein Horn vom Helm abgetrennt, wie sie bemerkte. Zwischen seinen Lippen steckte eine kleine silberne Signalpfeife …
Nein! Firûsha versuchte, mit mehr Druck auf die Waffe das Sterben des Gesandten zu beschleunigen.
Aber mit dem letzten Atemzug stieß er einen gellenden Pfiff aus, der durch die Zeltwände drang und weit reichen würde.
Als er verklang, erklangen mehrere dunkle Stimmen außerhalb der Stoffbahnen. Die Soldaten waren bereits vor dem Alarm vorsichtig näher gekommen, um dem tobenden Kampflärm zu lauschen.
»Wir haben keine Zeit mehr.« Firûsha nahm Shuctos Banner an sich und half dem Unterirdischen, in den Sack zu steigen. Sie setzte einen festen Knoten, sodass es keine Zweifel an seiner Gefangenschaft gab. Sie sah Balodil nicht mehr an und war erleichtert, diesen Verbündeten ein für alle Mal hinter sich zu lassen. Firûsha hatte tatsächlich mit dem Vorhaben geliebäugelt, ihn zu töten. Heimlich. Ohne das Wissen ihrer Brüder. Doch nun brauche ich ihn als Ablenkung.
»Schreie so laut du kannst!«, sagte sie und stürmte aus dem Zelt.
Soldaten hatten bereits Aufstellung genommen, die jedoch zu überrascht vom Auftauchen und der Geschwindigkeit der Albin waren. Ihre lange, breite Klinge surrte und brachte vielfachen Tod, schlitzte Rüstungen und Leiber auf, sandte Barbaren tot oder verwundet auf den Boden.
Hinter ihr drang Balodils Stimme aus dem Zelt: »Die Schattenkrieger des Zhadar haben unseren Anführer getötet! Haltet sie auf! Sie haben Korhnoj und alle anderen gemeuchelt! Die Schattenkrieger des Zhadar …«
Er macht seine Sache gut. Firûsha schwang sich auf ihren Nachtmahr und preschte mitten durch die nahenden Krieger, ritt sie über den Haufen und schwang ihr Schwert unbarmherzig, um sich möglichst viel Hass zuzuziehen. »Sterbt! Im Namen meines Meisters!« Sie lachte dabei ausgelassen und verhöhnte die Soldaten.
In einer geraden Linie mordete sie sich durch das Lager, setzte über den Graben und die Palisaden hinweg, um freies Feld zu erreichen.
Firûsha hielt auf die Festung der Aufständischen zu, die Hufe des schnaubenden Nachtmahrs trommelten
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