Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
Barbaren.
Als vier weitere auf Tirîgon zusprangen, gingen sie unter seinem Schwert ebenso zu Boden; seine Schneide durchtrennte Kettenglieder, Schwerter und Harnische mit spielender Leichtigkeit. Der Unterirdische leistete beim Schmieden Glanzarbeit!
Tirîgon ließ nach der dritten Drehung an der Zeltstange los und landete gehockt vor einer Flüchtenden, um ihr die Fußgelenke zu durchschlagen. Sie fiel neben ihm nieder und wurde geköpft, bevor sie zum Schreien kam.
Balodil hatte sich aus dem Sack befreit und drosch mit Blutdürster um sich, dass es eine Freude war, ihm zuzuschauen. Mit ihm hatten die Befehlshaber nicht gerechnet und sich auf die Drillinge konzentriert. Auch die Wachen, die vor dem Eingang gestanden hatten und nach dem Rechten sehen wollten, fielen rasch.
Noch gab es kein Alarmgeschrei. Die Hauptleute starben blitzschnell und lautlos. Das Gerumpel ihrer fallenden Körper, Gliedmaßen und Köpfe war das Einzige, was zu vernehmen war. Mal brach ein Stuhl, oder es stürzte ein Leuchter um. Aber es erklang kein warnender Ruf.
Tirîgon sah, dass seine Geschwister ebenso schnell fertig mit ihren Feinden wurden wie er. Ah, da ist noch jemand!
Eine der Frauen, die sich tot gestellt hatte, schaffte es, hinter Firûshas Rücken davonzukriechen und auf die Stoffbahn zuzurobben. Ein erlittener Schnitt in der Brust verhinderte, dass sie genug Luft bekam, um zu schreien.
Ist das nicht das Weib mit dem losen Mundwerk? Tirîgon erhob sich und eilte zu ihr.
Kaum erreichte er sie, bemerkte er, dass er sich getäuscht hatte. Es war nicht die Barbarin. Für ihn sah jede Scheußlichkeit gleich und kaum unterscheidbar aus. »Warte bitte«, sagte er und drehte sie mit dem Stiefel um. »Ich gebe dir noch etwas mit.«
Im Herumwälzen versuchte sie, ihn mit einem kurzstieligen Beil, das sie unter sich verborgen hatte, zu treffen.
Lassen wir es darauf ankommen. Tirîgon verließ sich auf Balodils Schmiedekunst.
Der Einschlag war schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Die Schneide prallte von der Beinschiene ab und wies eine kaum wahrzunehmende Scharte auf.
»Verstehst du nun, dass man der Wahrheit nicht entkommen kann? Ihr habt uns verspottet und uns nicht die Ehre erwiesen, wie es richtig gewesen wäre.« Er hob sein Schwert, nahm Maß, während er seinen Blick auf ihre angsterfüllten Augen gerichtet hielt. Ich will den Moment nicht verpassen, in dem ihre Seele in die Endlichkeit einfährt. »Denn wie mein Bruder sagte: ein Zelt voller Narren.«
Die Waffe bohrte sich schleifend durch die angerosteten Metallringe des Kettenhemds, sprengten einige der dünnen Eisenkreise und glitten in den Leib der Barbarin. Sie starb im gleichen Atemzug, ihr Kopf fiel kraftlos zur Seite.
Es ging zu schnell. »Verflucht! Jetzt habe ich es nicht verfolgen können!« Tirîgon ärgerte sich und sah sich um. »Habt ihr mir einen gelassen?«
Balodil stand schützend über einer ohnmächtigen Wache. »Vergiss es, mein Freund. Das ist der Einzige, dessen Herz noch schlägt. Und das muss so bleiben. Er sah mich nicht töten, also ist er der beste Fürsprecher bei meinem kleinen Schauspiel, das ich nach eurem Aufbruch zum Besten geben werde.«
»Du bist dir sicher, überzeugend genug zu sein?«, hakte Tirîgon ein und sah seine Geschwister an, die in ihren schwarzen Rüstungen über den Leichen wie Todesgötter standen. Ein Bild zum Malen! Nun bräuchte man Carmondai.
»Ich lernte vom Besten. Sein Name ist … war … lautete er Rodario?« Balodil schien sich nicht zu erinnern. »Was soll’s, ich werde das Heer schon überzeugen. Wie wir hörten: Sie werden bezahlt für das, was sie tun.« Er schlug einem der toten Anführer den Kopf von den Schultern. »Dann los. Ihr habt noch etliche Schädel abzutrennen und abzuliefern. Shucto erwartet den Beweis, und dann ab mit euch durch den Wasserfall nach oben.«
»Vierzig Schädel.« Firûsha überlegte. »Das sind viele. Hat jemand einen guten Vorschlag, wie wir die Trophäen unauffällig wegschaffen?«
Tirîgon sah auf den Sack, aus dem der Unterirdische gestiegen war. »Mir schwebt eine Sache vor«, sprach er gut gelaunt.
Nenne mir drei Dinge,
die dem Tod trotzen.
Die Kunst,
das Lied,
und der Ruhm.
Doch vergiss getrost die Liebe.
Genieße sie,
labe dich an ihr,
freue dich über sie.
Aber sei dir gewahr:
Sie ist vergänglich
wie eine aufblühende Blume umgeben von Eis.
Weisheiten, aus dem Epos »Junge Götter«,
aufgezeichnet von Carmondai, dem Meister in Bildnis und
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