Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

trampelten heran, Rüstungen schepperten.
    Eigentlich entsprach sein Verhalten genau dem, was sich Firûsha wünschte, doch fühlte sie sich nicht in der Lage, einen Kampf gegen eine Übermacht zu bestehen.
    Jedes Rascheln, jede Bewegung versetzte sie in grässliche Furcht. Eingeschüchtert verharrte sie in der Ecke, die ihr Schutz bot. Meine Brüder, wo seid ihr? Ich brauche euch!
    Nach und nach wurde Firûsha von geharnischten Barbaren in unterschiedlichen Waffenröcken umstellt. Ein Meer aus Klingen und Speerspitzen zielte auf sie.
    Die verletzte Wache berichtete den anderen von ihren Drohungen und ihrem Verrat. Manche Soldaten eilten derweil in den Saal und kehrten erschrocken und wütend zurück. Man schrie durcheinander, wünschte dem Zhadar den Tod und beratschlagte, was mit der gefangenen Mörderin geschehen sollte.
    Ich … ich muss die Furcht abschütteln, sonst kann ich mich nicht gegen die Barbarenbrut wehren. Sie bringen mich leichter um als einen verwundeten Gnom. Firûsha beruhigte sich allmählich und streifte die Lähmung langsam ab. Dass die Soldaten ihr einen Gefallen taten, indem sie über ihr Schicksal stritten und Zeit vergeudeten, ahnten sie nicht.
    Sie zählte zweiundzwanzig Barbarinnen und Barbaren, die sich in ihrer unmittelbaren Nähe befanden, dreizehn Waffen waren auf sie gerichtet. Ich schaffe es. Sie atmete tief ein und aus, ein und aus. Ich schaffe es!
    »… bringen sie nach Sojól Keerin. Sie wird vor den anderen aussagen, dass sie der Zhadar schickte«, sprach eben ein besonnen wirkender Barbar.
    »Unfug! Sie gestand es mir«, rief die verletzte Türwache. »Mein Wort reicht aus. Ich sage: Töten wir sie, bevor sie …«
    Firûsha sah in den Augen der Umstehenden, dass die Entscheidung gefallen war. Gegen mich. Klug, doch zu spät. Es geht mir besser.
    Als man ihr eine Hellebardenspitze durch ihren Hals stechen wollte, sprang sie in die Höhe und drückte sich von der Wand ab, um in der Luft eine Rolle vorwärts über die Bewacher zu schlagen.
    Das vielfache Klirren unter ihr stammte von den zustoßenden Speeren und Schwertern, die anstelle ihr die Mauer trafen. Es wurde geschrien.
    Firûsha schlug im Flug mit dem Schwert zu und traf drei Wachen in die ungeschützten Nacken, landete gehockt und durchtrennte mit einem ausholenden Hieb fünf weiteren die Knie.
    Ihr hättet mich gleich umbringen sollen. Sie wirbelte um die eigene Achse und erhob sich gleichzeitig, führte das Schwert beidhändig an den ausgestreckten Armen und drehte sich dabei in die herannahenden Soldaten hinein.
    Die Klinge brachte weiteren Angreifern das Ende und steckte schließlich in einer besonders dicken Rüstung eines Sterbenden fest.
    Firûsha blieb ruhig, obwohl sich zwei breit gebaute Feinde mit langen Sprüngen näherten. Eine Hand ließ sie am Griff, mit der anderen löste sie eine Wurfscheibe aus der Halterung und schleuderte sie.
    Die runde Schneide drang ins Bein des fluchenden Barbaren und bremste ihn.
    Sein Mitstreiter erreichte die Albin und deckte sie mit behäbigen Attacken ein, die Firûsha mit ihrem Schwert abfing, indem sie unter der breiten Klinge abtauchte und sie als Schutz nutzte – bis sie dem Griff einen Stoß gab und die geschliffene Parierstange in die Hüfte des Gegners rammte.
    Der Barbar sog laut die Luft ein.
    Ihr seid zu langsam. Oder ich bin zu schnell für euch. Firûsha zog mit der freien Hand ihren Doppeldolch und stach ihn von unten durch einen Spalt zwischen Helm und Rüstung ins Kinn. Gurgelnd stürzte der Feind.
    Sie stemmte einen Fuß gegen den Toten und zog ihr Schwert aus ihm, wirbelte herum und hackte es dem letzten Gegner durch die Panzerung ins linke Schlüsselbein. Nicht zu tief, damit er nicht stirbt. Ich darf nicht alle töten, sonst bleibt keiner mehr, der die Barbaren gegen den Zhadar aufwiegelt.
    Sie riss die Klinge aus ihm und rannte die Treppe nach oben hinauf. Von da werde ich mir einen Weg zu meinem Nachtmahr suchen.
    Firûsha stand nach vielen Wendelungen auf einem Wehrgang und übersah von dort die Sternenfestung und das Belagererheer.
    Die Truppen des Zhadar hatten sich mittlerweile formiert. Wenn sie richtig sah, befand sich in der Mitte eine kleine Gestalt, die der Unterirdische sein konnte. Er hält bereits seine einstudierte Rede, schloss sie grinsend daraus. Die kleine Bergmade gewinnt ihre Herzen, indem sie zu ihren Geldbeuteln spricht.
    Unter ihr rannten im Hof zehn weitere Krieger herbei und verschwanden im Haus. Eine Wache auf den Turmzinnen