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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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meine Brüder und ich keinesfalls unterschätzen. Sie können zäh wie Unterirdische sein. »Oh, wie schade. Ein Arm ist gebrochen, und die andere Hand liegt nutzlos auf dem Boden. So heißt dein Tod Firûsha.« Sie hob lächelnd die Rechte und legte die Fingerkuppen sanft als Erste gegen das Holz.

 

    Habe ich eines,
    verlangt es mir nach zweien.
    Besitze ich zwei,
    will ich drei.
    Und habe ich drei,
    strebe ich nach vier.
    Wo wird es enden?
    Darum begnüge dich
    mit einem.
    Verlierst du es,
    nimm dir ein neues.
    Egal woher.
    Weisheiten, aus dem Epos »Junge Götter«,
aufgezeichnet von Carmondai, dem Meister in Bildnis und Wort

 
    Phondrasôn
    Sisaroth betrachtete die Kaskade, die sich von unten nach oben stürzte und damit allem widersprach, was an Gesetzen an der Oberfläche galt. Unglaublich.
    Tosend und brodelnd warf sich der breite Strahl in die Höhe, sandte Gischtschleier durch die Höhle und verschwand hoch oben über ihren Köpfen in einem Loch. Das Loch wiederum führte in einen Zufluss, der sie in den Mondteich bringen sollte.
    Was ist in Phondrasôn schon normal? Sisaroth befand sich mit Tirîgon an der Spitze des Trosses. Es wäre zu auffällig gewesen, um den Proviantwagen zu schleichen und die Kiste mit dem Schädel im Auge zu behalten. Nachdem sein Bruder um den Verbleib des Artefakts wusste, fürchtete er, dass er sich durch jeden weiteren Versuch, darauf achtzugeben, verriet. Crotàgon lässt mich ja nicht mehr aus den Augen.
    Shucto hielt sein Reittier am Ufer des Sees an. »Wir sind da, wie ich es euch versprach. Steigt in den See und lasst euch mit der Kaskade hinaufziehen, und ihr werdet an der Oberfläche landen. Der Zyklus ist gleich durchlaufen. Somit wird sich die Richtung umkehren und von oben nach unten weisen. Bis zur nächsten Wende dauert es eintausend Herzschläge. Ihr könnt eure Vorbereitungen treffen.« Er wendete sein hässliches, prustendes Tier und wollte losreiten. Die Säckchen mit den Schädeln schlugen dumpf gegeneinander.
    »Einen Augenblick.« Sisaroth waren die breiten Risse an der Höhlendecke nicht entgangen. An der Stelle, wo der Wasserfall eindrang, wuchsen die Spalten noch; gelegentlich stürzten kleinere Brocken in die Tiefe und klatschten in den See. Er griff in die Zügel ihres Führers. »Was hat das zu bedeuten?«
    Shucto schien es ungebührlich eilig zu haben. Er sah ihn missbilligend an. »Ich weiß es nicht.«
    »Sieht mir danach aus, als würde die Decke bald einstürzen«, sagte Tirîgon, dem die Spalten auch aufgefallen waren. »Die Umkehrung der Fließrichtung oder die Magie tun dem Gestein nicht gut.«
    »Balodil könnte uns darüber einen Vortrag halten«, meinte Sisaroth und lachte. »Da braucht man ihn einmal, und schon ist er nicht bei uns.« Da, wo er steckt, ist er goldrichtig.
    Ein großes Stück brach aus der Decke und stürzte in den See, erschuf durch den Einschlag hohe Wellen, die weit hinaufrollten und die Hufe der Nachtmahre umspülten.
    »Lange wird die Decke nicht mehr tragen«, schätzte Tirîgon. »Da! Jetzt wechselt das Wasser die Richtung.«
    Innerhalb eines Lidschlags benahm sich die Kaskade, wie es sich für einen Wasserfall gehörte. Das hatte den Nachteil, dass das Tosen deutlich näher an den Tross rückte, laut anschwoll, und man sich anschreien musste, um sich zu verständigen. Die umherwabernden Wassertröpfchen setzten sich auf dem Fell, den Rüstungen, den Waffen und allem, was sich an den Gestaden befand, ab. Als kleine, helle Perlchen rannen sie hinab.
    »Meines Erachtens sollten wir beim nächsten Zyklus hindurch«, rief Tirîgon und wollte die Blicke nicht mehr von der maroden Decke wenden. »Ich fürchte, dass die Schäden zu groß werden und die Kaskade darunter leidet. Womöglich bleibt uns noch der eine Versuch. Oder vermagst du, die Schlitze mit einem Zauber zu kitten, Cîanoi?«
    Sisaroth hatte darüber nachgedacht. »Zu gefährlich. Ich müsste einen passenden Spruch ersinnen, und da das Wasser selbst magisch zu sein scheint, weiß ich nicht, was geschieht, wenn der Zauber darauf trifft.«
    Shucto riss an den Zügeln. »Ich wünsche euch den Beistand eurer Götter, aber ich muss los.«
    »Wohin so eilig?« Sisaroth hielt die Lederriemen weiterhin fest. Du hast gewusst, dass die Höhle unsicher ist. »Es wäre schön, wenn du uns Gesellschaft leistest. Die Anführer des Zhadarheeres sind erledigt. Deine Leute sind sicher.« Was für dich keine Rolle mehr spielt.
    »Ich muss dennoch zurück. Wir erwarten eine

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