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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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weiteren Blick an den enthaupteten Elb. Er sah sich schnell an Deck um und erwartete einen Angriff durch die Untergebenen des Kapitäns.
    Doch niemand erschien, um dessen Tod zu rächen.
    Woher kam er? Seine Aufmerksamkeit fiel auf eine Tür in den Aufbauten am Heck. Ein Steuerrad suchte er vergebens. Wie lenkt man dieses Schiff? Vielleicht mit Hebeln, wie die Aufzüge zu Hause?
    Er hastete die Stiegen hinauf, um sich zu vergewissern.
    Schiffe kannte er nur aus Erzählungen oder von Bildern. In Dsôn Sòmran gab es keine Verwendung für diese Gefährte, über den kleinen Bach in der Stadt spannten sich sieben Schritt lange Brücken. Es gab nicht einmal eine Fähre.
    Entsprechend fehlte ihm jegliches Verständnis für die genauen Zusammenhänge und Abläufe an Bord. Aber dass es keine Takelage gab, das durfte nicht sein.
    Unterdessen setzte das Schiff seine Fahrt fort, zog dicht an seiner kleinen Insel vorüber, wo lediglich die langen Blätter der Bäume noch aus dem Wasser ragten. Es schien zu wissen, wohin es reisen musste. Ob mit oder ohne seinen Herrn.
    Tirîgon erreichte das Oberdeck und sah nichts, was dazu taugte, den Kurs zu verändern. Blank und bar lagen die Planken vor ihm. Als hätte man vergessen, ein Ruder einzubauen.
    Er lauschte ganz genau, ob er Geräusche aus dem Bauch des Schiffes vernahm.
    Nichts. Sollte der Elb allein gewesen sein? Er muss mich für einen von ihnen gehalten haben, sonst wäre er nicht derart vertrauensselig gewesen.
    Ratlos stand er da und betrachtete die aufgewühlte See, in die sich die zahlreichen Wasserfälle brodelnd ergossen, dichte Tropfenwolken in die Höhe schleuderten und den Wellengang unaufhörlich steigerten. Welch bizarre Welt! Phondrasôn ist ein absonderlicher Ort.
    Bei aller Faszination musste Tirîgon überlegen, was er mit dem Schiff anstellte und wie er seine Geschwister fand. Sie waren nicht auf der Insel gelandet, also mochten sie in den tosenden Fluten treiben.
    Dieser Gedanke beunruhigte ihn und ließ seine Sorge in die Höhe schnellen.
    Knarrend neigte sich das Schiff nach rechts, das Segel schwenkte herum; verschiedene Runen leuchteten auf, die Tirîgon nicht kannte. Es legt von sich aus einen neuen Kurs ein. Wohin will es mich bringen?
    Der Bug durchschnitt die Wogen, die Geschwindigkeit nahm zu.
    Er sprang hinab an Deck, durchsuchte den kopflosen Leichnam, ohne etwas von Belang zu finden. Er nahm ihm die drei Ringe sowie die Halskette mit dem unförmigen Anhänger aus blauem Metall ab und warf den Körper über die Reling, gleich danach den Kopf. Er wollte keine Beweise für eine Schuld an Bord haben; das Blut auf dem Deck würde er mit etwas Wasser abspülen.
    Ein lautes Platschen ließ ihn herumfahren: Hinter dem Heck tauchte ein gewaltiges Monstrum aus den Fluten, das einem Hecht glich, aber einen breiteren Kopf besaß.
    Tirîgon maß es auf zweifache Länge des Schiffes. Es kaute auf der Elbenleiche herum und verschlang sie, stieß ein Brüllen aus und tauchte wieder ab.
    Habe ich es angefüttert? Er verfolgte die Umrisse der Bestie, die sich unter Wasser dem Schiff näherten. Ich muss schneller sein als das Ungetüm! Oder ich durchbohre es mit dem Rammsporn. Er sah zum Mast. Aber wie stelle ich es an? Wie gebe ich diesem Kahn Befehle?
    Ein harter Schlag schüttelte das Gefährt durch, das daraufhin zur linken Seite krängte. Die Planken knirschten, das Holz hielt der Beanspruchung eben noch stand. Ohne die schützenden Metallplatten um den Rumpf sähe die Lage schlechter aus.
    Tirîgon hob es von den Füßen, er fiel und rutschte gegen die Bordwand.
    Das Schiff richtete sich wieder auf und brauste über das Wasser. Die magischen Runen erzielten bei dieser Kreatur weniger fatale Wirkung als bei ihrem Vorgänger.
    Ich muss mir etwas ausdenken. Der Alb erhob sich und kletterte erneut aufs Oberdeck – und ihm wurde vor Schrecken schlagartig kalt: Vor dem Bug verschwand die See in einem Abgrund! Das Wasser stürzte sich mit einem lauten Rauschen in ein Loch, auf das das Schiff unbeirrt zuhielt. Theoretisch war der Schlund mit einem weiten Bogen zu umfahren.
    Ihr Infamen! Wie soll mir das gelingen? Tirîgon wusste weder ein noch aus. Sprang er von Bord, fraß ihn das Wesen oder er wurde in das Loch gesogen. Blieb er, würde er untergehen.
    Vielleicht gibt es im Laderaum leere Fässer oder Truhen, in denen ich den Fall überstehe und danach an die Oberfläche gelange – wo immer das sein möge.
    Er wollte eben die Treppe nach unten rennen, da wurde der

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