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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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tun, verunsicherte ihn nicht. Darum würde er sich Gedanken machen, wenn er vor den Alb trat, der sich mit seiner Kunst auf Elben verlagert hatte. Aus Mangel an Albae oder ein Gesinnungswandel?
    »Schwöre bei deinem Gott«, sagte Tirîgon und nutzte seine Kräfte, um Angst in die Obboona zu pressen, »dass du mich nicht hintergehen wirst!«
    »Sicher, junger Gott! Wie käme ich auf den Einfall, dich zu verraten oder zu betrügen?« Sie verneigte sich und leistete den Schwur gleich mehrfach.
    Er öffnete die Verriegelung mithilfe des Amuletts, das er dem Elb abgenommen hatte. Die merkwürdige Form diente als Schlüssel. »Jetzt bringe uns zu Tossàlor.«
    »Gewiss. Nichts tue ich lieber.« Die Obboona rannte an ihm vorbei, lief durch den Gang und verschwand kurz in einer der Kammern, kehrte mit einem Schwert zurück. »Für den Fall, dass wir uns wehren müssen«, erklärte sie, als sie Tirîgons wachsame Blicke sah, und lief die Treppen hinauf.
    Er folgte ihr mit einigem Abstand bis an Deck und behielt sie im Auge. Ich wäre töricht, ihrem Wort zu vertrauen.
    Die Obboona kniete vor dem Mast, streichelte ihn sacht und murmelte unentwegt unverständliche Silben, die entfernt an das Albische erinnerten.
    Die Wunder in Phondrasôn wurden derweil nicht weniger. Um das Schiff schwebten inzwischen massive Inseln, als habe sie ein Gigant aus dem Boden gerissen und in die Höhe geschleudert, wo sie aus unerfindlichen Gründen in der Luft hafteten. An den Unterseiten klebte dunkle Erde, lange Wurzeln der Pflanzen ragten fühlergleich heraus.
    Tirîgon wagte sich an die Reling und sah hinüber.
    Unter ihnen gab es Hunderte Schritt lang nichts, abgesehen von den fliegenden Eilanden, erst dann sah er das Meer, in das sich noch immer die Wasserfälle stürzten. Wie hoch ist diese verfluchte Höhle, durch die wir segeln?
    Die Runen veränderten ihre Leuchtfarbe, der Bug schwenkte herum. Der Rammsporn zielte auf eine Insel, auf der Tirîgon mehrere Häuser ausmachte. Rauch stieg aus den Kaminen, die Gebäude waren bewohnt. »Sind wir schon da?«
    Die Obboona nickte. »Ja, junger Gott«, sagte sie glücklich. »Wir sind angekommen.« Sie erhob sich, marschierte nach vorn und stellte sich auf das Geländer, ohne Furcht vor der Tiefe zu zeigen, die sie umgab. Sie hielt das Schwert wie eine Eroberin. »Halte dich bereit!«
    Für Tirîgons Geschmack verhielt sie sich zu angriffslustig für eine Rückkehr zu ihrem Herrn. Das Schiff drehte noch mehr ein und hielt auf einen Steg zu, der über den Rand der Insel hinausragte und an dem fünf Boote und Kähne vertäut lagen. Sie schwebten ebenso. »Wir begegnen gleich deinem Gott?«
    Die Obboona antwortete nicht.
    Sie verriet mich! »So kurz hielt dein Wort?« Er begab sich mit schnellen Schritten hinter sie. »Verlogener Abschaum! Wohin reisen wir? Ist das eine Obboona-Siedlung, zu der du mich bringen willst, damit du und deine Freunde …«
    »Hier wohnte Jamenusîl«, unterbrach sie ihn juchzend.
    »Jamenusîl?« Tirîgon senkte das Schwert.
    »Der Elb, den du umgebracht hast«, erklärte sie und verzichtete darauf, sich zu ihm zu wenden. Ihr Wahnsinn und die unbändige Vorfreude auf die Ankunft befreiten sie von jeglicher Vorsicht. »Tossàlor trug mir auf, das Dorf des Spitzohrenabschaums zu finden und sie alle zu töten, um die Knochen zu ihm zu bringen. Aber Jamenusîl überraschte mich in einem unachtsamen Moment meiner Reise und fing mich.« Sie gluckste. »Die Spitzohren kennen mich mittlerweile.«
    Sie alle ? Sie muss eine bessere Kämpferin sein, als ich annahm. »Wie viele leben dort?«
    Sie zuckte mit den Schultern, die verwesende Hautschicht um ihren Leib knisterte und schmatzte leise. »Ich hoffe, es sind reichlich!« Die Obboona duckte sich leicht. »Gleich sind wir da. Man erwartet uns bereits am Anleger, junger Gott. Das heißt, man rechnet natürlich mit Jamenusîl. Wenn du mir beistehst, sind wir schneller und stärker, und ich kann dich zu Tossàlor bringen.« Sie hob ihre Waffe. »Er bildete mich zu einer Kämpferin aus. Ich zeige dir, wie gut ich bin.«
    Das Schiff ging längsseits zum Steg und wurde langsamer.
    Tirîgon sah vier Elben in weißen Gewändern und mit der gleichen Haartracht wie Jamenusîl auf sie warten. Er konnte sich nicht erklären, wie diese Geschöpfe nach Phondrasôn gelangten.
    Diese Verrückte! Zähneknirschend folgte er der Obboona, die sich mit einem lauten Lachen von Bord schwang und unter die Gestalten fuhr, sie mit genauen Stichen durch

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