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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sind Elben, die ich jage und zu meinem Gott bringe! Deswegen hat das Spitzohr mich gefangen.«
    Sie wird mir alles vorlügen, um sich zu retten. Dennoch hielt er inne. Weiß sie vielleicht, wie man das Schiff steuert? »Wie viele von ihnen brachtest du um?«
    »Ich hörte auf zu zählen, als ich bei zehn mal zehn Händen war«, sagte sie aufgeregt und drückte sich gegen die Gitter, um ihn besser zu sehen. Der Wahnsinn leuchtete in ihren Augen. »Oh, ich bin gesegnet!« Sie musterte ihn begeistert. »Du bist nicht lange in der Unterwelt. Und du bist sehr jung. Weswegen hat man dich verstoßen, junger Gott?«
    »Kannst du mir sagen, wie ich das Schiff steuere?« Tirîgon überhörte ihre Frage.
    Sie schüttelte den Kopf, die alte Haut raschelte. Ihr verunstaltetes Gesicht nahm einen verschlagenen Ausdruck an. »Leider nein, mein junger Gott. Aber ich kann es dir weisen. Mir war es vergönnt, einige ihrer Schiffe zu stehlen und sie für meine Beutezüge im Auftrag meines Gottes zu nutzen. Die Zeichen auf dem Mast sind von Bedeutung. Sie müssen in gewisser Reihenfolge gedrückt werden.« Sie lächelte. »Wir schweben bereits, habe ich recht?«
    Das hättest du gerne, dass ich dich freilasse. Er betrachtete die Obboona eindringlich. Doch welcher Ausweg bleibt mir? Die Formulierung, die sie benutzt hatte, ließ den Schluss zu, dass es einen Alb in Phondrasôn gab, dem sie gehorchte und für den sie die Elben tötete. »Wer ist dein Herr?«
    »Ah, du meinst meinen Gott ? Sein Name ist Tossàlor!«, sagte sie schwärmend. »Ich werde dich gerne zu ihm führen. Gott weiß so vieles!«
    »Bis auf den Weg hinaus.«
    »Doch, den kennt er auch, sagte er mir einst. Aber er will nicht.«
    »Was? Wer mit gesundem Verstand wollte in Phondrasôn bleiben?« Tirîgon glaubte nicht, was ihm die Obbona berichtete. Doch der Name Tossàlor … kommt mir bekannt vor. Wo hörte ich ihn?
    »Dann frag ihn selbst.« Listig deutete sie auf den Käfig. »Aber dazu solltest du mich herauslassen. Mein Gott wird dich bestimmt gut leiden können und gut behandeln.«
    Unvermittelt fiel es Tirîgon wieder ein. Er erinnerte sich an den Alb, dessen Verbannung lange vor seiner Geburt stattfand. Ein spektakulärer Prozess war seiner Verurteilung vorangegangen, der Dsôn über ein zehntel Teil der Unendlichkeit beschäftigt hatte. Nicht, weil die Schuld schwer zu beweisen gewesen war – sondern weil seine Verteidigungsrede dermaßen brillant gewesen sein musste, dass es am Ende viele Stimmen gab, die für eine Begnadigung sprachen.
    Sein Vater berichtete ihm bei einem Glas Wein davon und hatte die ganze Zeit über ein würfelförmiges Kästchen in der Hand gehalten. Auf dem Deckel ließen sich die Intarsien ganz leicht verschieben und neu anordnen, wie es der Besitzer haben wollte. Auch die Form des Kästchens konnte variieren. Ohne viel Aufwand konnte ein eierartiges Gefäß daraus werden, dessen Schwerpunkt an einem Ende saß und das von selbst aufrecht stand.
    »Das«, hatte Aïsolon am Ende erklärt, »ist eines von Tossàlors Werken. Er schenkte es mir, und ich opfere es den Flammen. Kunst darf niemals so weit gehen, wie er sie trieb.«
    Das Problem lag weniger darin, dass die Objekte zu teuer waren, sondern viel eher darin, dass Tossàlor aus seinen eigenen Landsleuten Kunst anfertigte, anstatt auf Sklaven oder Bestien zurückzugreifen.
    Anfangs hatte er sich damit begnügt, Leichen zu stehlen und die Gebeine zu verwerten, entsann sich Tirîgon. Als ihm die Toten nicht mehr ausreichten, brachte er ein halbes Dutzend Albae in Dsôn um, tötete etliche Wachen auf dem Wall und schob die Taten imaginären Scheusalen zu. Auf frischer Tat war er ertappt und verhaftet worden.
    Bis zu dem Moment der Unendlichkeit, an dem sich herumsprach, aus was seine Stücke gefertigt waren, verkauften sie sich gut und zu horrenden Preisen. Wie viele seiner Arbeiten noch in Dsôn existieren?
    Ausgerechnet dieser Tossàlor. Und er sollte tatsächlich einen Pfad hinaus wissen?
    Unwahrscheinlich oder nicht, ich muss es ergründen. Ich wäre schon zufrieden, wenn er mir als Führer dient. Was er sich jedenfalls von Tossàlor erhoffen konnte, waren Auskünfte über Phondrasôn. Der Künstler hatte lange überlebt und einen Eindruck von den Höhlen, den Irrwegen, den Gängen. Mit seiner Hilfe würde er seine Geschwister schneller finden.
    Die Möglichkeit, dass Tossàlor eher Interesse hätte, ihn zu einem Kunstwerk zu verarbeiten und das Gleiche mit Firûsha und Sisaroth zu

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