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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ein, nahm einige Schlucke. »Verzeih. Meine Kehle fühlt sich rau an«, sagte sie entschuldigend. »In ein paar …«
    »Wundervoll«, wisperte er und stand nach wie vor mit dem Rücken zu ihr. »Das war wundervoll! Ich kenne diese Weise. Sie wurde in Dsôn … meinem Dsôn oft vorgetragen. Ich hörte sie nicht als Ballade, sondern als Kampfeslied, das wir auf unseren Kriegszügen sangen.« Er wandte sich zu ihr um. In seinen Augen schimmerte es feucht. Die Rührung hatte ihn gepackt. »Mein Name ist Crotàgon«, sagte er leise. »Ich gehörte einst zur Goldstählernen Schar. Du weißt, welche Einheit das ist?«
    Endlich weiß ich seinen Namen. Firûsha nickte. Die Unauslöschlichen hatten die Truppe ins Leben gerufen. Die Goldstählernen galten einst als die besten Kriegerinnen und Krieger, gleichgeschlechtliche Partner im Leben und im Kampf, eine Eliteeinheit, die gegen die härtesten, unbeugsamsten Widersacher zum Einsatz gekommen war. Da sie in Liebe miteinander verbunden waren, achteten die Paare besonders darauf, dass dem anderen nichts zustieß. Ihr Ansporn, eine Schlacht schnell und erfolgreich zu Ende zu bringen, konnte durch nichts übertroffen werden.
    »Es gibt sie nicht mehr«, erwiderte Firûsha. »Die wenigen, die bei uns zurückblieben und die Seuche überstanden, gehören zu den Wallmannschaften und verrichten ihren Dienst wie herkömmliche Soldaten.« Es erleichterte sie ungemein, dass Crotàgon ein Goldstählerner war. Somit bin ich für ihn als Frau uninteressant.
    »Ich bin verbannt worden, weil ich bei den Unauslöschlichen in Ungnade fiel«, setzte Crotàgon seine Erzählung fort. »Ich befehligte einst eine Schar von vierzig Paaren, und wir waren die Besten. Es war im Vorfeld des Beginns des Feldzugs gegen Tark Draan. Mir wurde aufgrund meiner Erfolge eine Audienz gewährt, bei der ich frei heraus sagte, dass ich den Angriff für einen Fehler hielt. Wir waren zu unvorbereitet für einen tiefen Vorstoß in ein unbekanntes Land. Und ausgerechnet unter der Führung eines Sinthoras, der sein Wohl über das aller anderen stellte, anstatt zu denken wie ein echter Kriegsherr. Stattdessen empfahl ich, die Grenzen von Dsôn Faïmon über den Graben hinaus zu erweitern.«
    »Was nicht die schlechteste Idee gewesen war«, warf Firûsha halblaut ein. Damit wären die Dorón Ashont niemals an den Kern unseres Reiches herangekommen. »Aus dem Grund hat man dich nach Phondrasôn geschickt? Wegen deiner Widerworte? Oder bist du vor dem Zorn der Unauslöschlichen geflohen?«
    Crotàgon schwieg. »Nein«, kam es stockend aus seinem Mund. »Ich wollte die übrigen Goldstählernen dazu überreden, meine Ansicht zu teilen und geschlossen zum Beinturm zu ziehen, um auf die Herrscher einzuwirken, wenigstens einen anderen Nostaroi zu benennen. Gegen Caphalor gab es nichts einzuwenden, aber Sinthoras – niemals.«
    Firûsha sog leise die Luft ein. Das war nichts anderes als offener Zweifel! Offener Zweifel an den Entscheidungen der Unauslöschlichen, was Verrat gleichkommt.
    Er senkte den Kopf. »Aber ich …« Er schöpfte nach Luft, ein Beben durchlief den kräftigen, muskulösen Körper. »Meine Pläne wurden verraten. Von einer Person, die mir sehr viel bedeutete. Die mir … alles bedeutete und deren Leben ich oft verteidigte.« Er schloss die Lider. »Ich wurde nachts aus dem Lager gezerrt und in die Verbannung geschleudert.« Crotàgon warf ihr einen Blick aus den hellbraunen Augen zu, in dem sein Schmerz deutlich zu sehen war.
    Der Verrat seines Gefährten traf ihn härter als der Gang nach Phondrasôn. Firûsha empfand Mitleid für ihn. Er leidet nach wie vor darunter.
    »Solange es die Unauslöschlichen gibt, solange werde ich nicht zurückkehren können. Sie werden sich sehr genau an meine Tat erinnern.« Er wandte den Kopf zur Seite und wies ihr sein hübsches Profil. »Aber du hast recht: Du solltest zurück an die Oberfläche und in dein Dsôn.«
    »Oh, das wäre wundervoll, Crotàgon!«, stieß sie freudig aus – und musste mitansehen, wie er an ihr vorbeischritt, ohne den Käfig zu öffnen. Ihr Mitleid verflog. »Was … was tust du?«
    »Ich ziehe mich zurück. Ich möchte eine Nacht darüber schlafen, bevor ich eine Entscheidung treffe, wie ich vorgehe. Allein kann ich dich nicht durch Phondrasôn ziehen lassen. Du wärst schneller umgebracht als ein Barbarenneugeborenes in einem Loch voller Óarcos. Du bist nicht einmal eine Kriegerin. Und du singst zu gut, als dass du mit schrägen Tönen

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