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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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töten könntest.« Er lachte leise über seinen eigenen Scherz.
    Firûsha stimmte in die Heiterkeit nicht mit ein, sondern sah ihn giftig an. »Ich soll noch eine Nacht in diesem Gefängnis sitzen?«
    »Ich müsste viel aufgeben, wenn ich dich begleite. Das will abgewogen sein, junge Albin. In diesem Käfig kannst du mir nicht abhauen und dich auf eigene Faust auf die Suche nach einem Weg oder nach deinen Brüdern begeben. Nimmt man es genau, bewahre ich dich lediglich vor einer Dummheit und rette dir ein zweites Mal dein Leben.«
    »Was gibt es da abzuwägen?«, gab sie ungläubig zurück. »Sieh dich um! Du lebst in einem Stall, in dem mein Vater höchstens seine schlechtesten Leibeigenen unterbringen würde.«
    »Woher willst du wissen, wie der Rest meines Hauses aussieht?«
    »Das ist leicht zu begreifen. Du wirst keine Kammern mit Bädern und Betten hinter den Türen verbergen!«, gab Firûsha aufgebracht zurück.
    Er grinste und strich über den freien Oberkörper. »Du hast bemerkt, dass ich mich nach dem Gefecht badete und salbte?« Crotàgon deutete auf die Wand. »Dahinter befinden sich Räume, von deren Herrlichkeit du heute noch träumen musst. Aber wer weiß? Du würdest dich über ein Bad in warmem Wasser, in dem es nach Essenzen duftet, bestimmt freuen. Nach einer Nacht wirst du das Vergnügen bekommen und einen Rundgang von mir erhalten. Danach verstehst du, warum ich Bedenkzeit benötige.« Er stellte ihr ein topfähnliches Gefäß hinein. »Für deine Notdurft.« Der breit gebaute Alb verließ die Küche, leise schloss er die Tür.
    Aus Wut schleuderte sie den Becher nach ihm, klirrend zerbarst er an der Wand und verspritzte den Trank. Die Beleidigungen, die sie ihm nachschreien wollte, hielt sie in letzter Sekunde zurück und biss sich auf die Lippen.
    Sie rutschte mit dem Rücken an den Stäben nach unten und starrte in die Flammen. Du wirst mich zurückbringen, goldstählernes Monstrum von einem Alb! Ich werde dich gefügig singen, bis du alles tust, wie ich es möchte.
    Was sie ihren Brüdern sagte, wenn sie auf sie trafen, wusste sie noch nicht. Lasse ich sie Crotàgon töten oder behalte ich ihn als nützlichen Idioten?
    Firûsha suchte sich eine Schlafhaltung und rollte sich zusammen. Du wirst jedenfalls eine Abreibung bekommen. Dafür, dass du mich behandelt hast wie eine schäbige Sklavin. Sie schloss die Augen.

     
     

 

    Dsôn Sòmran,
    nicht mehr als eine Stadt.
    Nicht der Stolz eines Reiches,
    kein schwarzes Herz,
    das in Wohlstand pulsierte und kräftig schlug,
    sondern ein grauer Hort.
    Graue Berge, graue Wolken und grauer Regen
    formten graue Gedanken.
    Immanente Verzweiflung, die Erschütterung der Seelen.
    Man sagte mir, dass Unaussprechliches in Dsôn Sòmran geschah.
    Der größte Frevel wurde von nicht wenigen begangen:
    Sie verschleuderten ihr Geschenk der Unsterblichkeit achtlos und eigennützig!
    Achtundachtzig Albae mordeten sich selbst,
    sprangen vom Wall,
    warfen sich in eine Klinge,
    erhängten sich.
    Ihre Namen wurden getilgt und
    nicht einmal auf die Tafel der Schande geschrieben.
    Sie sollen vergessen werden.
    Aus dem Epos »Junge Götter«,
aufgezeichnet von Carmondai, dem Meister in Bildnis und Wort

 
    Phondrasôn, 5427. Teil der Unendlichkeit (6241. Sonnenzyklus), Frühling
    Ich hatte sie eben noch gehört! Sisaroth hinkte durch die stickige, heiße Röhre, in der ein unstetes Licht herrschte, das unmittelbar aus den Wänden drang. Hinter dem Gestein schien Lava zu strömen, die für Wärme und Helligkeit sorgte.
    Ich tappe blindlings in einem verdammten Backofen umher! »Firûsha!«, rief er und wischte sich über das Antlitz, leckte den Schweiß von den Fingern. Nicht einen Tropfen Flüssigkeit galt es zu vergeuden.
    Aber die Stimme seiner vermissten Schwester erklang nicht.
    Da es keine Rolle spielte, ob er den Weg fortsetzte oder zurück in die Kammer mit den vielen Abzweigungen ging, lief er weiter. Er würde schon irgendwo herauskommen, hoffte er.
    Schulter und Bein bereiteten ihm unvermindert Schmerzen. Sie trieben ihn gleichzeitig an, voranzugelangen und einen Ort zu erreichen, wo man sich um seine Verletzungen kümmerte oder er Material fand, um sich selbst zu versorgen. Die Wunde im Unterschenkel musste dringend gesäubert werden, damit der Schnitt sich nicht entzündete und der gefährliche Brand entstand, der sich durch Fleisch und Knochen fraß.
    Sisaroths Befürchtung war, dass nicht die hohe Temperatur des Stollens seinen Schweißverlust

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