Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
auch dir berichteten.«
    »Entweder die Münzen und lebenslanges Schweigen oder Tod. Das sagte ich«, verbesserte Acòrhia ihn dumpf. »Du hast gewählt. Nicht nur für dich, sondern für alle. Alle müssen schweigen, oder wir werden seiner Klinge zum Opfer fallen.« Sie spuckte ihm roten Speichel gegen die Füße.
    Aïsolon sah in den entsetzten Gesichtern der übrigen Gefangenen, dass Wènelon und Acòrhia die Wahrheit verkündet hatten. Die anderen gefallen sich in der Rolle, nicht anders gekonnt zu haben. »Der Attentäter gab dir das Geld«, wandte er sich an sie. »Du hattest eine Geschichte für den Abend vorbereitet. Demnach trafst du dich mit ihm vorher und warst eingeweiht?«
    »Er trat in Maskerade auf«, sagte Acòrhia undeutlich. Die Folgen der Schwellungen im Mund. »Ich kann ihn nicht beschreiben. Einen Namen nannte er ebenso wenig. Und er flüsterte, damit ich seine Stimme nicht erkenne.« Sie lehnte sich gegen den Stuhl.
    Aïsolon glaubte ihr. Das widerständische Feuer in ihren Augen, das zu Beginn der Verhöre gelodert hatte, suchte er vergebens. Acòrhia hatte aufgegeben, nachdem Wènelon die wahren Vorgänge preisgegeben hatte. »Was noch?«
    »Er sagte mir, er habe Maßnahmen für den Moment getroffen, in dem meine Version des Mordes an Sémaina angezweifelt würde.«
    In Aïsolons Innern gab es einen eisigen Stich, der bis in seine Seele fuhr. »Welcher Art sind sie?«
    »Es gibt einen Mörder in Dsôn, der seinen Anweisungen folgt.«
    Das kalte Stechen breitete sich aus. Es ist noch nicht vorüber. »Wer ist der Meuchler? Gab er dir einen Hinweis?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das sagte er mir nicht. Was für ein Plan wäre das, wenn er mich einweihte?«
    »Und zum Mord an Sémaina? Machte er Andeutungen über eine Intrige gegen meine Kinder?«
    »Nur, dass der Mord geschehen sollte und dass alles einen tieferen Sinn habe, der zu Großem führe. Für mich klang der Maskierte wirr.«
    »Und dennoch tatest du, was er verlangte?«
    Acòrhia sah Aïsolon verständnislos an. »Natürlich. Er bot mir Geld und mein Leben zu behalten. Was hätte ich tun sollen? Zu dir kommen und behaupten, dass mich ein maskierter Alb bedrohe? Du hättest gelacht und gesagt, dass ich zu viele meiner eigenen Geschichten glaube.«
    »Bei dieser Sache wohl kaum.« Was tue ich? Wie finde ich den Mörder und seinen nicht weniger mörderischen Herrn? Aïsolon legte sich in Windeseile einen Schlachtplan zurecht: Sein Erster Sytràp würde in aller Heimlichkeit die Suche nach Virssagòns verbliebenen Schülern beginnen. Sobald man sie ausfindig gemacht und verhört hatte, ließ sich hoffentlich der Attentäter ermitteln. Mit dessen Hilfe wiederum erschlossen sich die Hintermänner der Verschwörung.
    Ich suche derweil im Umfeld Sémainas nach Gerüchten über Feinde und Vorkommnisse. Es könnte sein, dass ich in die falsche Richtung ermittle und eine Fehde zwischen mächtigen Familien in der Stadt herrscht. Aïsolon brauchte keine Nachforschungen, um zu erfahren, dass Sisaroth nicht zu den glühendsten Anhängern der toten Albin gehört hatte. Nicht nach dem lästerlichen Gerede über Ranôria. Das wusste jeder in Dsôn, und genau dieser Umstand könnte zur Ablenkung eingesetzt worden sein. Nur wovon? Er hob den Kopf, seine Blicke trafen die sieben falschen Zeugen. Ich fiel darauf herein und brachte Leid. Meinen Kindern und meiner einstigen Gefährtin. »Ich nehme das Geständnis von Wènelon zur Kenntnis und gehe davon aus, dass er die Wahrheit sprach?«
    Sie nickten, bis auf die Geschichtenweberin. Sie starrte auf ihr eigenes Blut, das sich auf dem Boden unter ihrer Nase Tropfen um Tropfen sammelte.
    »Durch eure erfundenen Aussagen sowie geschickt platzierten Beweise wurden meine Kinder Firûsha und Sisaroth unschuldig nach Phondrasôn verbannt. Damit machtet ihr euch, wie ihr vor mir steht, gleichermaßen der unrechtmäßigen Verbannung schuldig.« Aïsolon sah, wie es auf manchen Mienen aufbegehrend zuckte, doch es wagte niemand, das Wort zu ergreifen und um ein mildes Urteil zu betteln. »Weil ihr zudem einen Mord vor euren Augen decktet und weitere Morde von Unschuldigen durch euer Schweigen heraufbeschworen habt, wiegt eure Schuld doppelt schwer. Höre ich von euch einen reuigen Vorschlag zur Wiedergutmachung?«
    Acòrhia lachte schwach. »Sag schon, was du dir ausdachtest«, erwiderte sie langsam und undeutlich. »Und lass uns wissen, wie du es Dsôns Bewohnern erklären möchtest. Es wird auffallen, wenn nach

Weitere Kostenlose Bücher