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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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überlassen. »Sag, seit wann trägst du diesen Ring an deinem Zeigefinger? Er ist schön, wenn auch ungewöhnlich. Das Geschenk einer Verehrerin?«
    »Er fiel dir auf? Ich würde es als Abschiedsgeschenk bezeichnen.«
    »Oh, ein gebrochenes Herz überlässt dir ein Andenken?« Aïsolon wollte sich umdrehen, als er hörte, wie Gàlaidon den Dolch zog. Die Schneide legte sich an seine Kehle, und er erstarrte. »Ist das ein Scherz?«
    »Nein. Ich habe den Ring von Virssàgon und trage ihn zu besonderen Anlässen«, sagte der Alb in seinem Rücken eisig wie der Tod. »Du musst wissen: Ich war sein bester Schüler.«

 

    Es kamen Zweifel auf,
    ob es die Albaereiche in Tark Draan
    überhaupt gab.
    Die zahllosen Sonnenauf- und -untergänge
    ohne Nachrichten der Unauslöschlichen
    schmälerten die Zuversicht.
    Ein Riss ging durch die Gemeinschaft,
    die Ringe zersprangen,
    die Bewohner blieben unter sich.
    Auch die Wallmannschaften wurden
    von dem Denken erfasst.
    Und als die Not am größten war,
    veränderte sich alles
    in Dsôn Sòmran.
    Wer konnte ordnen?
    Wer vermochte die Lücke zu schließen,
    die sich ergeben hatte?
    Aus dem Epos »Junge Götter«,
aufgezeichnet von Carmondai, dem Meister in Bildnis und Wort

 
    Phondrasôn, nach dem 5427. Teil der Unendlichkeit
    Tirîgon lag neben der Albin und streichelte im Schein des entzündeten Feuers ihren nackten, wohlgeformten Rücken. Der Fisch, den sie gefangen hatte, lag verendet neben dem Ausgang. Es hatte Dringenderes, Wichtigeres gegeben als das Essen.
    Sobald er die Haut der Namenlosen berührte, kribbelte es überall in ihm. In seinem Sonnengeflecht brannte es heiß. Schwarze Schmetterlinge tanzten in seinem Magen, er fühlte sich berauscht und glücklich. So glücklich, dass er nicht einmal an seine vermissten Geschwister dachte.
    Sie drehte den Kopf, das Haar flirrte wie mit Silberstaub gepudert. Ihre rötlich braunen Augen richteten sich auf ihn, der Blick entbehrte jeglicher List. »Lass uns zurückgehen, Tirîgon«, sagte sie warm zu ihm und legte eine Hand auf seine Brust. »Wir sollten in Dsôn sein und uns des Lebens erfreuen.«
    Er küsste ihren Unterarm. »Das sollten wir.« Ich werde von allen beneidet werden, wenn ich sie mit nach Hause bringe!
    Die Albin genoss seine Zärtlichkeit und fuhr durch sein langes schwarzes Haar. »Ich vermisse die Gesellschaft, die Gespräche, die Gemeinschaft unseres Volkes«, sagte sie traurig. »Du erinnerst mich daran. Mit deiner Art und deiner Liebe.« Sie küsste ihn lange auf den Mund. »Ich will dich nie wieder hergeben, Tirîgon«, flüsterte sie hingebungsvoll. »Dir allein möchte ich gehören.«
    »Mir ergeht es ebenso«, raunte er heiser. Obgleich ich nicht einmal ihren Namen kenne. Er bewunderte ihren bloßen Körper, ihre Vollkommenheit. Die rauschhafte Wirkung der Albin war nicht vergangen. Ich würde alles für sie tun.
    Sie sah seinen Ausdruck und bedeckte ihre Nacktheit lächelnd mit ihrem nassen Kleid. »Dann sollten wir an die Oberfläche und nach Dsôn Sòmran.«
    Bevor er zustimmte, fielen ihm Firûsha und Sisaroth ein. Fast schämte er sich, dass er sie verdrängt hatte. Liebe war wundervoll, doch sie machte blind für vieles andere. Ein gefährliches Gefühl. Ich sollte versuchen, einen klaren Kopf zu behalten.
    In ihm erwachte ein Mahnender, der zur Vorsicht riet, die Albin könne ihn ausnutzen und das starke Empfinden aus Berechnung einsetzen. Um ihre geheimen Ziele zu erreichen und durch ihn trotz der Verurteilung gar in die Heimat zurückzukehren. Er wusste nichts über sie und hatte keinerlei Gelegenheit, die von ihr erzählte Geschichte zu prüfen.
    Die Albin hatte sich erhoben, streifte das Kleid über und betrachtete Tirîgon. »Weswegen plötzlich so sorgenvoll? Es lag mir fern, dich zu verärgern.« Sie schloss den letzten Knopf und zog die Schnürung um die Taille enger. »Was beschäftigt dich?«
    »Dein Name.«
    »Den du nicht kennst.«
    »Aus diesem Grund beschäftigt er mich.«
    Sie lachte herzlich und hielt ihm die Hand hin. »Steh auf, küss mich, und ich werde ihn dir nennen.«
    »So einfach ist es?«
    »So einfach.«
    Tirîgon fasste ihre Finger und schnellte in die Höhe, drückte seine Lippen stürmisch auf ihre und genoss die Weichheit, ihren Geschmack. Seine Hände zogen ihre Hüfte näher.
    Doch sie legte den Kopf zurück. »Sachte, sachte! So viele Namen habe ich nicht, Tirîgon.« Sie schlüpfte aus seiner Umarmung, ging zum Ausgang und hob den Fisch auf. »Lass uns essen

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