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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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unter Tausenden, nein, Hunderttausenden wiedererkannt. Firûsha ! Er rannte den Pfad entlang.

    Ishím Voróo (Jenseitiges Land), Dsôn Sòmran, Dsôn, im nördlichen Ausläufer des Grauen Gebirges, 5427. Teil der Unendlichkeit (6241. Sonnenzyklus), Frühling
    Aïsolon saß in seiner Amtsstube der Festung. »Du bist unvernünftig.«
    Ihm gegenüber hing Acòrhia schief auf dem Stuhl und konnte sich kaum aufrecht halten. Eine Wache hielt sie an der Schulter fest, sonst wäre sie auf den Mosaikboden gestürzt.
    Sie versuchte ein Grinsen, was ihr wegen der Schwellungen misslang. Ihr Antlitz war übersät mit blauen Flecken und Nadeleinstichen. Die dünne Kleidung starrte vor Rot, das von den aufgestochenen Blutblasen stammte. Sie trug noch immer den schlichten Hausmantel, in dem man sie abgeholt und mitgenommen hatte. »Dein Tun wird dich selbst nach Phondrasôn bringen«, lallte sie und spie ein Stück Zahn aus, das auf seinem Schreibtisch landete. »Du bist der Statthalter, kein Unauslöschlicher. Du stehst nicht über den Gesetzen.«
    »Niemand weiß, dass du und deine Verschwörerfreunde hier seid. Die Mauern der Gardefestung sind dick und meine Leute verschwiegen. Da sie wissen, was ihr getan habt, bereitet ihnen das Schweigen sogar Freude. Sie werden euch mit einem Lachen im Schutz der Nacht auf den Wall bringen und hinabstoßen.« Aïsolon nahm das abgebrochene Zahnstück auf und betrachtete es. » Das wird der einzige Teil von dir in Dsôn sein. Der Rest wird vor der Mauer liegen, Bestien werden sich um deinen Kadaver streiten, Geschichtenweberin.« Er legte den Zahnrest sorgsam vor sich. Ich lasse ihn in einen Ring einfassen. Als Andenken. »Doch wenn du gestehst, werde ich dir eine Verhandlung gewähren. Du hast die Gelegenheit …«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.« Sie sah gelangweilt zur Seite.
    Aïsolon blickte zu dem Gardisten, der daraufhin seinen stützenden Arm wegzog.
    Acòrhia fiel vom Stuhl und krachte mit dem Kopf auf die Steinplättchen. Sie ächzte und versuchte, sich hochzustemmen. Die roten Haare hingen ihr wirr ins geschundene Antlitz. »Heißt das, ich darf gehen?«, nuschelte sie.
    »Ja, aber zuvor lasse ich dich in deine Zelle führen und an dir herumschneiden, dich brennen und ritzen, deine Körperöffnungen mit heißem Wasser füllen, dich mit wilden Jerm-Katzen in einen Käfig sperren und die Ratten an dir nagen«, erwiderte er hart. »Danach kann das, was von dir übrig ist, nach Hause. Aber sei gewarnt: Ich werde deine vier Wände abtragen lassen und vom Wall schleudern.« Er machte eine wegwerfende Geste. »Damit du nun schon weißt, wo du hingehörst. Freust du dich schon auf deine Freiheit außerhalb der schützenden Mauern?«
    Acòrhia setzte sich verunsichert.
    »Bring Wènelon herein«, befahl er laut.
    Der Eingang in die Amtsstube schwang auf.
    Gàlaidon, sein Stellvertreter, brachte den nächsten der mutmaßlichen Verschwörer herein. Ihm war noch keine Gewalt angetan worden. Er wurde neben Acòrhia geführt, sodass er die geschundenen Züge der Albin sehen musste.
    Wènelon, in Untergewand und Mantel gehüllt, wurde blasser. »Was … willst du von mir, Statthalter?«, wisperte er und sah entsetzt auf die Geschichtenweberin, die ihn mit ihren eindringlichen Blicken scheinbar hypnotisieren wollte, was Aïsolon nicht entging.
    »Wie du siehst, haben wir uns unterhalten. Ich schlug Acòrhia dabei einige Wahrheiten um die Ohren. Und wie du siehst, schmerzte sie die Wahrheit. Wir kommen den Abläufen, die sich in der Mordnacht im Hause von Tênnegor zutrugen, allmählich näher.« Aïsolon zeigte auf den abgebrochenen Zahn auf dem Tisch. »Muss ich dich ebenso mit meinen Wahrheiten konfrontieren oder denkst du, es wird nicht nötig sein?«, fragte er freundlich und senkte dabei die Stimme.
    Wènelon wollte zurückweichen, aber Gàlaidon schob ihn wieder nach vorn. »Ich … habe …« Er warf einen knappen Blick auf die Geschichtenweberin. Dann holte er tief Luft und schien Mut einatmen zu wollen. »Wir haben alles gesagt, Statthalter. Es ist nicht rechtens, was du uns antust. Ich bestehe …« Wènelon brach ab, als er Aïsolons zornige Züge sah.
    »Du bestehst? DU BESTEHST?«, schrie er ihn an, schlug mit den Händen auf die Tischplatte und erhob sich. »Ich bestehe auch, Wènelon. Ich werde darauf bestehen, dass du mein Gast bist und dir eine besondere Pflanze anschaust.« Er zeigte auf seinen Stellvertreter. »Gàlaidon züchtete sie. Es ist ein schnell wachsendes

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