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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nicht genau. Sie schienen ebenso wenig wie die Decken albischen Ursprungs zu sein. Die Zeit hatte den Darstellungen die Leuchtkraft genommen, die Feuchtigkeit gab seinen Teil zur Zerstörung hinzu.
    »Nun, ich lebte in Wèlèron, dem Strahlarm, in dem sich die Magiebegabten ansiedelten. Die meisten an unserer Hochschule waren nichts anderes als Gelehrte, die sich um die Erforschung der Art der angeborenen albischen Kräfte widmeten. Den meisten ging es darum, besser in dem zu werden, was jeder Alb beherrscht: größere Schatten, stärkere Furcht und dergleichen. Die wenigsten konnten mit Magie mehr ausrichten«, erzählte sie.
    »Bei dir verhielt es sich anders.«
    »Ja. Ich glaube, wir waren von tausend Albae nur drei echte Cîanai und Cîanoi. Unsere Existenz wurde in Dsôn Faïmon geheim gehalten, um keinen Trubel unter den Bewohnern auszulösen. Du weißt, dass Magier als große Besonderheit angesehen werden … wurden, meine ich.« Marandëi seufzte. »Ich gestehe, dass ich mir darauf etwas einbildete. Es gab nichts, was ich mir nicht zutraute, und zum Ärger des Höchsten Cîanoi gelang das meiste. Es weckte seinen Neid, und wie ich schon sagte: Er verspottete mich.« Ihre Stimme verlor an Fülle. Es schien ihr sehr schwer zu fallen, über das Erlebte oder Getane zu sprechen. »Der Zwist zwischen uns schaukelte sich hoch, bis ich meinen Meister aus Überheblichkeit so sehr reizte, dass er mir eröffnete, ich würde ihn niemals bezwingen, ganz gleich, was ich ersinnen könnte. Er vermöge alles zu parieren und dreifach so stark gegen mich zu werfen.«
    »Und dann?«
    »Er bestand auf einem Zweikampf. Vor den Schülern, da er seinen Triumph in besonderem Maße auskosten wollte. Es kam, wie es kommen musste. Meine Freunde feuerten mich an, und er fühlte sich noch mehr herausgefordert.« Marandëi sprach immer schleppender. »Der größte Zauber, den er beherrschte, war der schwarze Nebel, in dem die Angst dermaßen erdrückend wirkte, dass kein lebendiges Wesen, ob Barbar, Vogel oder gar Alb, auf Dauer darin bestand.«
    Sisaroth lauschte mit größter Spannung. Marandëi war ein Relikt, ein Stück Vergangenheit aus einem Albaereich, das längst untergegangen war. Und im neuen Dsôn wohnten keine Cîanai. Sie berichtet aus einem gänzlich fremden Leben.
    »Wütend beschwor er den Nebel und wollte ihn gegen mich schleudern«, fuhr sie fort und redete so leise, dass er ihre Stimme fast nicht mehr vernahm. »Da ich aber ahnte, was er beabsichtigte, war ich vorbereitet. Was sollte ich tun? Ich musste mich verteidigen. Also fing ich die Wolke ab und ließ sie wachsen, machte sie stärker und potenter. Wie im Rausch rief ich meine eigenen Formeln, gab magische Kraft hinzu und steigerte die Wirkung. Du … wirst ahnen, was dann geschah.«
    Sie hat alle getötet? Auch die Zuschauer? Sisaroth staunte. Sie sieht so unscheinbar aus.
    »Ich geriet außer Kontrolle, und damit auch der Wettstreit. Es endete mit meiner absoluten Erschöpfung … und dem Tod meines Meisters. Die Zahl der Opfer unter den Schülern belief sich auf achtundzwanzig. Ein fürchterlicher Schlag für die Zunft.« Marandëis Schultern sanken herab. »Es ist schrecklich, was damals geschah, doch es … lag nicht in meiner Absicht! Mein Meister hatte mich gezwungen«, beteuerte sie. »Aus Verzweiflung und Furcht vor denen, die mich zuvor noch anfeuerten, verschwand ich heimlich und flüchtete nach Phondrasôn.« Marandëi bohrte die Stockspitze in den Sand. »Manchmal mag ich es selbst nicht glauben, aber so war es.«
    »Es sollte dir vergeben sein«, sagte Sisaroth beruhigend. »Es war ein Unfall.« Ich werde sie mit nach Dsôn nehmen. Jemand wie sie brauchen wir dringend. Eine der legendären Cîanai kommt den verzweifelten Seelen in unserem Reich recht.
    Sie verließen den mit gemauerten Decken gestützten Gang und standen am Rand einer kühlen Kaverne, in der Dickicht wucherte. Es roch intensiv nach Lilien, sodass es einem beinahe die Luft abschnürte. Helligkeit drang schwachgolden aus einem Nebel, der weit über ihnen schwebte.
    Sisaroth vernahm Kampfgeräusche. Das Gefecht fand in ihrer Nähe statt. »Wolltest du an diesen Ort?«, erkundigte er sich überrascht.
    »Wir müssen falsch abgebogen sein.« Marandëi betrachtete stirnrunzelnd den dünnen Trampelpfad vor ihnen. »Gehen wir zurück, bevor man uns in den Kampf mit hineinzieht.«
    Da erklang Frauengesang, einzigartig und wunderschön.
    Ist das möglich? Die helle, klare Stimme hätte Sisaroth

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