Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
den Morden plötzlich sieben weitere mehr oder weniger bekannte Albae verschwinden.«
Sie ist gerissen. »Ich habe mir tatsächlich etwas ersonnen, um euch die Möglichkeit zu geben, ein Teil der ehrenwerten Gemeinschaft unseres Volkes zu bleiben«, verkündete er großmütig. »Ich werde euch einen Trank einflößen, der euch innerhalb eines Teils der Unendlichkeit tötet.«
Die Beschuldigten stöhnten auf, tuschelten. Einer wollte aufgebracht nach vorn an den Schreibtisch stürmen, aber Gàlaidon hatte aufgepasst und schlug dem Alb die Faust in den Magen, sodass er zusammenklappte und würgend auf den Boden fiel.
»Aber … Statthalter!«, brach es aus Wènelon bestürzt hervor. »Ich dachte …«
»Wartet es ab.« Aïsolon zog eine Schublade auf und holte sieben Glasfläschchen heraus, die mit Leder umwickelt waren. Er nahm eines mit Daumen und Zeigefinger auf. »Darin befindet sich ein Mittel, das die Zersetzung eurer Innereien aufhält, aber den Prozess nicht umkehrt. Nur ich besitze das Antidoton und erwarte euch damit auf der Spitze des Walls.«
Wènelon sah hinter sich zu seinen Freunden, dann zum Statthalter. »Ich verstehe es nicht. Sollen wir einen Wettlauf an den Hängen von Dsôn um das Gegenmittel veranstalten?«
»Denk nach«, röchelte Acòrhia mehr als sie sprach. »Er wird uns nach Phondrasôn schicken, damit wir ihm seine Kinder zurückbringen.«
Ja, sie ist gerissen. Sie wird sicherlich diejenige sein, die Erfolg hat. Aïsolon machte eine zustimmende Geste. »Sie hat recht. Ich gebe euch einen Teil der Unendlichkeit, meine Kinder zu finden und mit ihnen nach Dsôn zurückzukehren. Sollte es euch gelingen, bekommt ihr das Gegenmittel, seid frei, und ich werde niemals ein Wort über eure Taten verlieren. Ihr werdet als angesehene Albae in Dsôn verbleiben und dabei sein, wenn wir nach Tark Draan ziehen und die Unauslöschlichen begrüßen. Strengt euch an.«
Die Betroffenheit stand allen in die Antlitze geschrieben.
»Phondrasôn und ein Mittel im Blut, das uns tötet«, sagte Wènelon gedämpft. »Geht es schlimmer?«
»Es wird euch davor bewahren, gefressen zu werden. Die Bestien riechen das Gift in euren Adern«, erwiderte Aïsolon mit einem boshaften Grinsen. Die Gardisten und Gàlaidon lachten zustimmend. Er zeigte auf die Tür. »Es ist beschlossen. Ihr werdet in dieser Nacht über den Wall gebracht. Ihr bekommt Ausrüstung und«, er pochte gegen eines der Fläschchen, »euren kostbarsten Proviant. Nehmt davon eine Fingerspitze, sobald eure Haut zu jucken beginnt, und lasst euch nicht zu lange Zeit damit. Sonst fällt sie euch ab und euer Fleisch wird verschimmeln. Die Infamen mögen …«
»Und meine Familie?«, hakte Wènelon ein. »Wie erkläre ich ihnen, dass ich nach Phondrasôn muss?«
»Gar nicht.« Aïsolon lehnte sich in einem Stuhl zurück und legte die Beine hoch. »Bevor ihr geht, verfasst ein jeder von euch eine Nachricht, in der steht, dass der Statthalter euch gebeten habe, mit ihm gemeinsam an der Zukunft von Dsôn Sòmran zu feilen und einen Plan zu ersinnen, wie wir einen Weg zu den Unauslöschlichen finden. Natürlich im Geheimen. Und es wird so lange dauern, bis wir alle zufrieden sind. Dazu noch ein paar Blätter auf Vorrat mit Es geht mir gut, Wir haben Fortschritte gemacht, Ich freue mich auf euch und Wir fangen noch mal von vorne an . Glaubt mir, Dsôn wird euch für Auserwählte halten.« Schlagartig wurde seine Stimme kühl und verachtend. »Und jetzt raus mit euch, widerliche Feiglinge, und bringt mir meine Kinder wieder. Oder verreckt in Phondrasôn.«
Die Gardisten schoben die Verurteilten hinaus, die Fläschchen wurden eingesammelt; Acòrhia schleiften sie hinaus, weil sie zu schwach zum Gehen war.
Aïsolon war mit seinem Ersten Sytràp allein und fühlte sich bei allem Schmerz, der Wut auf die Mitverschwörer halbwegs zufrieden. Mehr konnte er für seine Kinder nicht tun.
Er hatte kurz darüber nachgedacht, die Wahrheit über den Mord an Sémaina in Dsôn verkünden zu lassen und eine Truppe Freiwilliger zu versammeln, die nach Phondrasôn zogen. Aber wir sind zu wenige und brauchen jeden Alb, um den Erhalt der Stadt zu sichern. Aïsolon dachte an die Familien der sieben falschen Zeugen, die nicht leiden durften. Außerdem würde der Mörder losschlagen und noch mehr Unheil anrichten. »Könnte ich nur selbst nach Phondrasôn gehen, um sie zu finden und zurückzubringen«, sagte er vor sich hin.
Gàlaidon steckte den rechten Daumen unter seinen
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