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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gehen, junger Krieger.«
    Er grinste. »Das kommt mir sehr gelegen. Aus irgendeinem Grund bin ich auch sehr hungrig.« Er streifte seine Sachen über, klemmte die Rüstung unter den Arm und lief ihr hinterher. »War mein Kuss so schlecht, dass er dir den Namen nicht entlocken konnte?«
    Sie drehte sich um und lief dabei weiter. »Esmonäe, so nennt man mich.«
    Der Mahnende in ihm schien sein Misstrauen zu schüren. »Sprichst du auch die Wahrheit?«, sagte er und gab sich Mühe, scherzhaft zu klingen.
    »Heißt du Tirîgon?«, erwiderte sie und schien ihm seine Nachfrage nicht übel zu nehmen.
    »So wahr ich ein Krieger bin«, versicherte er auf der Stelle.
    »Weder an dem einen noch an dem anderen zweifele ich.« Esmonäe blieb stehen, schlang eine Hand um seinen Nacken und zog ihn an sich, küsste ihn voller Leidenschaft, löste sich wieder von ihm und lief lachend davon. »Wer Letzter ist, muss den Fisch ausnehmen!«, rief sie.
    Das wirst du sein. Tirîgon rannte hinterher, der Fackel folgend.
    Er wunderte sich über sich selbst. Es hatte Albinnen gegeben, mit denen er unterschiedlich lange Teilstücke der Unendlichkeit verbrachte, mal ernster, mal weniger ernst, mal Spielerei. Aber nicht ein Mal hatte er sich dabei so gefühlt wie in den Armen von Esmonäe! Er musste sie lediglich ansehen, und schon wurde sogar ein Ort wie Phondrasôn freundlicher. Eine Seelenverwandte. Da war er sich sicher.
    Als er in seiner Lagernische ankam, hatte Esmonäe den Fisch bereits aufgeschnitten und ausgenommen. Sie spießte ihn gerade auf und legte getrocknete Knochen und die gelben brennenden Steine nach, um die Flammen anzufachen. »Ah, da bist du ja. Ich hatte befürchtet, du brauchst länger, und fing ohne dich an. Mein Hunger ist zu groß.« Sie zwinkerte ihm zu. »Das nächste Mal wirst du unseren Fang ausnehmen. Was immer es sein möge.«
    »Von mir aus. Es wird kein Óarco sein, denke ich.« Tirîgon setzte sich ihr gegenüber und stellte seine Panzerung als Rückenstütze für sie in den Sand. »Ich hoffe, wir finden meine Geschwister rasch.«
    »Mit Tossàlors Hilfe und der Karte, von der du mir vorhin erzähltest, bestimmt.« Esmonäe drehte den Fisch gleichmäßig über dem röstenden Feuer. »Ich habe nachgedacht, und auch wenn du ihm ablehnend gegenüberstehst: Ich denke, er kennt sich am besten in diesen Irrgängen aus. Von ihm erhalten wir Anhaltspunkte, wie wir die Karte zu lesen haben oder wo dein Bruder und deine Schwester am ehesten zu finden sind. Sofern …« Sie unterbrach sich mit einem Räuspern. »Sofern sie noch leben, ja.« Seine Sorge und sein schlechtes Gewissen darüber, dass er an den wärmenden Flammen saß und zu Essen hatte, während die beiden sonstwo in Gefahr sein konnten, drängten sich durch sein Glück. »Ich weiß, dass sie nicht tot sind«, sagte er bedächtig und blickte in die Lohen. »Ich hätte es gespürt. Solange ich keine Gewissheit darüber habe, wie es ihnen ergeht, wo sie stecken, in welcher Lage sie sich befinden, könnte ich niemals nach Dsôn zurückkehren. Wie sollte ich unserer Mutter und unserem Vater unter die Augen treten?«
    Esmonäe nickte. »Das verstehe ich, Tirîgon. Ich wollte es nicht anzweifeln. Doch ich verbrachte Teile der Unendlichkeit in den Höhlen, und ich weiß, wie gefährlich es ist. Du bist ein Krieger, du kannst dich wehren. Aber wie steht es um deine Geschwister?«
    »Sie leben noch«, wiederholte er einfach. Der Geruch des bratenden Fisches sowie die Aussicht auf das Mahl bereitete ihm keinerlei Freude mehr. Firûsha ist klug. Sie wird sich zu helfen wissen, und Sisaroth vermag zu kämpfen. Doch seine Angst um die zwei blieb und verstärkte sich.
    Sie schwiegen und sahen ihrem Essen beim Garen zu.
    »Hast du dir überlegt, wie lange du nach ihnen suchen möchtest?«, fragte die Albin behutsam.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich möchte zurück, Tirîgon. Mit dir«, sagte sie leise und atmete tief ein. »Verstehe mich richtig: Ich werde dich unterstützen, dir zur Seite stehen und alles geben, damit wir sie finden. Aber eine Ewigkeit will ich nicht zwischen Bestien, wandelnden Schatten und dem, was Phondrasôn gegen uns aufbieten kann, leben. Nein, es ist ein Überleben, ständige Flucht und Kampf. Das kann ich nicht mehr.« Esmonäe rang mit den Tränen und hörte auf, den Stock zu drehen.
    Sie verlangt, dass du deine Geschwister für sie zurücklässt. Das ist zu viel, murmelte der Mahnende. Dabei habt ihr erst ein Mal das Lager geteilt. Mehr ist es

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