Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
Handfläche auf den zweiten Barbaren.
Dieses Mal löste sich ein grellweißer Strahl aus einem ihrer Ringe, den sie mit dem Schmuckstein nach innen trug, und hüllte den Menschen ein. Die Cîanai verwandelte ihn in eine Lohe, die sich innerhalb eines Wimpernschlags selbst verzehrte. Es blieben weder Asche noch Knochen.
Sisaroth beglückwünschte sich zu seiner Begleiterin. Was soll mir mit ihr an meiner Seite in Phondrasôn noch geschehen? Er winkte dem Alb zu, der sichtlich verwundert auf die leere Stelle, dann zu ihnen blickte. »Komm zu uns!« Dann beugte er sich zu seiner Schwester und ging neben ihr auf die Knie. »Wach auf«, bat er sie und streichelte ihre Wange.
»Sie wurde von einem Ukormorier berührt«, erklärte der Alb und blieb neben ihr stehen, wollte seinen Speer aufheben, den man mit der überbreiten Spitze gar als Schaufel nutzen konnte.
Aber Sisaroth stellte den Fuß darauf. »Wie ist dein Name?«
»Crotàgon.«
»Du bekommst deine Waffe, sobald ich weiß, was sich zutrug, und ich von ihr höre, wie es ihr erging.« Ein Blick zu Marandëi gab die stumme Anweisung, auf den Unbekannten zu achten. Ihre Macht würde ihn sicherlich zurückhalten. Körperlich war er Crotàgon hoffnungslos unterlegen. Mit einem einzigen Hieb würde er mich durch die Luft schleudern. »Was bewirkt die Berührung dieser Scheusale?«
Er machte eine bedauernde Miene. »Ich weiß es nicht. Metall, Pflanzen, alles zersetzt sich. Nur Steinen scheint es nicht zu schaden.«
Die Angst um seine Schwester umklammerte sein Herz, trocknete Mund und Kehle aus. Ich kann sie nicht gefunden haben, um dabei zuschauen zu müssen, wie sie stirbt! Er bekam von Crotàgon eine Wasserflasche gereicht. Behutsam benetzte er das Gesicht der Albin.
Ihre Lider zuckten, doch sie öffnete die Augen nicht.
»Mir ist dieses Phänomen unbekannt«, schaltete sich Marandëi ein. »Aber ich kenne diese Wesen. Ein Karderier. Sie jagen Kreaturen, die magisch sind.«
»Es war ihr Anführer«, sagte Crotàgon. »Er nannte sich Hopiash, machte keinen Hehl daraus, dass er uns wollte, um an unsere angeborenen Kräfte zu gelangen.«
Sisaroth sah, dass sich ganze Strähnen von Firûshas Kopfhaut lösten. Ist das der Zersetzungsprozess? Schnell tastete er sie ab, doch ihre Haut und die Knochen fühlten sich kräftig an. Ihr Infamen, was gibt es, was ich tun kann? Was verlangt ihr von mir? »Marandëi, weißt du einen Rat?«
»Nicht auf Anhieb«, gab sie mit Bedacht zurück. »In meinem Palast habe ich eine kleine Sammlung mit Büchern, die ich auf meiner Flucht nach Phondrasôn mitnahm. Darin mag ich etwas finden, um sie zu erwecken und die Auflösung aufzuhalten. Es kann nur ein magischer Vorgang sein, der ihr zusetzt, und der lässt sich dank der richtigen Formel mit Sicherheit umkehren.«
»Wie lange benötigen wir bis dahin?«
Sie wirkte verunsichert. »Jede Zeitangabe in dieser Welt ist eine Lüge. Ich hatte gedacht, dass wir meinen Palast bald erreichen. Aber wie du siehst, landeten wir in der Höhle.« Sie blickte Crotàgon an. »Kennst du dich aus?«
Der Alb nickte knapp. »Ich kenne einen Palast. Vielleicht war es deiner. Doch es ist lange her, dass ich dort war.«
»Bestimmt nicht so lange wie in meinem Fall«, fügte sie hinzu.
»Dann wird uns Crotàgon führen. Ich setze darauf, dass deine Erinnerung womöglich zurückkehrt.« Sisaroth erhob sich und wuchtete seine Schwester über die Schulter.
»Lass mich sie tragen«, bot sich der Hüne an. »Ich bin ausdauernder als du.« Er nahm Sisaroth die Albin nach dessen Nicken ab.
Zu dritt liefen sie den Trampelpfad entlang. Sisaroth machte den Anfang, danach folgte Crotàgon, während Marandëi den Schluss bildete.
Unterwegs berichtete Crotàgon, dass er Firûsha fand, in einem Käfig, und sie zu sich in seine Behausung brachte. Außerdem erfuhren sie den Grund für seine Verbannung: Anzettelung eines Aufruhrs gegen die Unauslöschlichen.
»Firûsha überzeugte mich davon, dass ich zu meinem Volk zurückkehren muss«, schloss er seine Erzählung, die ihn trotz des ununterbrochenen Laufens mit erhöhtem Gewicht nicht anzustrengen schien. »Ich verbüßte meine Strafe und will nach Dsôn.«
Sisaroth hatte genau zugehört und fand es amüsant, dass sich seine Schwester mit ihrem Gesang einen Verbündeten gesichert hatte. Ich habe eine einmalige Cîanai, und Firûsha hat einen Krieger, wie es keinen zweiten in Dsôn gibt. Kommen wir heil nach Hause, lohnte sich der Ausflug nach Phondrasôn. Ich
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