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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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auf, die ebenfalls dem Verlauf des Ganges folgte.
    Sie standen nach fünfzig Schritt vor einem geschlossenen Tor, das aus verrostetem Metall bestand und Zeichen von Rammböcken, von Hämmern und von weiteren Werkzeugen aufwies.
    Die Kerben und Dellen in den Ornamenten und aufgeschmiedeten Symbolen waren alt. In letzter Zeit hatte sich niemand mehr daran zu schaffen gemacht; die Belagerer hatten die abgebrochenen Griffe, zerbrochenen Keile und nutzlosen Gerätschaften einfach liegen lassen.
    Eine Sackgasse. Sisaroths schlechte Laune wurde noch schlechter. »Marandëi, sagtest du nicht, wir wären richtig?«
    Die Cîanai erwiderte nichts, sondern hob ihren Stab. Die silberne Spitze fuhr klirrend über die Zeichen und die Reliefs. Dabei murmelte die Albin leise Beschwörungen, bis der Stab im Mittelpunkt eines Bestienauges ankam – und hineinstieß.
    Mit einem lauten Knall leuchtete das Tor auf und stieß den Staub ab wie eine Wolke, die grünliche Patina löste sich und bedeckte die vier Albae. Knarrend und reibend schwangen die Flügel auseinander.
    Dahinter wurde ein kurzer Gang sichtbar, an den sich ein gläserner Steg anschloss, der in eine Höhle hineinragte. Seine Pfosten wurden von flüssigem Glas umspült, das sich wie gewöhnliches Wasser benahm.
    Die Hitze, die ihnen entgegenschlug, ließ Sisaroth den Schweiß ausbrechen. »Hier wohntest du?«
    »Die Wärme ist gut, wenn die Knochen älter geworden sind, junger Alb«, erwiderte Marandëi und seufzte wohlig. »Ich glaube, wir haben Glück.«
    Sie gingen durch das Tor.
    Dreihundert Schritt von ihnen entfernt, erhob sich ein Berg, an dessen Gestade die Wellen schlugen. Abkühlende Spritzer des Glases schufen bizarre Formen am Ufer, die einem vereisten Wasserfall im Winter ähnelten. Auf der Spitze des Eilands befand sich ein kleiner Palast. Sisaroth erkannte zwei Stege, die aus verschiedenen Richtungen ebenfalls auf die Insel führten.
    »Das also ist dein Palast«, stellte Crotàgon fest. »Nein, hier war ich nicht. Wird der Steg mich tragen oder bricht er?«
    »Er wird dich halten, weil ich es ihm befehle. Sonst würde er unter dir einbrechen und dich den glühenden Wogen überlassen, in denen nichts Lebendiges besteht.« Marandëi trug ein seliges Lächeln auf ihrem Antlitz. »Ich ahnte, dass meine Absicherung funktioniert.« Sie wandte sich um und ließ das Tor mit einem Wink zufallen.
    »Nicht ganz.« Sisaroth bemerkte ein Schiff, das sich aus der Luft senkte, über dem Gebäude innehielt und dann langsam tiefer ging. Auf dem Mast und den Segeln schimmerten magische Zeichen und ermöglichten es dem Gefährt vermutlich zu fliegen. Die niemals endenden Wunder von Phondrasôn. »Sind das deine Leute?«, fragte er.
    Die Cîanai wandte sich rasch um. Sie war erbost. »Keinesfalls! Wer wagt es …«
    »Elben«, sprach Crotàgon. »Es ist ihr Banner, das sie über deinem Palast gehisst haben.«
    Das Gebäude wurde von ihnen besetzt. Sisaroth sah zuerst zu dem Hünen, dann zu Marandëi. Umso besser. Da trug uns Samusin Todfeinde vor die Klingen, damit das Töten mit Freude und Eifer von der Hand geht. »Sie stehen der Rettung meiner Schwester im Weg. Ich brauche die Bücher, die in deiner Bibliothek lagern«, sagte er entschlossen.
    »Dann wissen wir, was wir zu tun haben.« Crotàgon legte die ohnmächtige Firûsha vorsichtig auf den Boden und bettete sie auf ihrem eigenen Mantel, damit sie weich lag. Er wirbelte den Speer, schlug ihn einmal gegen seine Rüstung, damit er metallisch klirrte, und zeigte mit der Spitze zum Palast. »Sag deiner Brücke, Cîanai, dass ich sie betreten werde.«
    Marandëi berührte die vorderste der gläsernen Planken mit der Silberspitze, und ein Blitzen zuckte über den Steg. »Wir können hinüber.«
    »Werfen wir die Elben aus deinem Palast.« Und retten meine geliebte Schwester. Sisaroth rannte voran, neben ihm hetzte Crotàgon; die Albin blieb dicht hinter ihnen und repetierte unablässig unverständliche Formeln.
    Die vierhundert Schritt zogen sich in die Länge.
    Heiße Wellen brachen sich zischend an den Pfosten, glühende Spritzer stoben auf und klatschten auf die Planken, denen sie ausweichen mussten.
    Das Schiff der Elben hatte sich inzwischen abgesenkt und schwebte mit dem bauchigen Bug über dem Dach des Palasts. Eine Luke öffnete sich und ließ einen Käfig herabsinken, in dem ein Gefangener saß.
    »Ich traue meinen Augen kaum, aber diese Gestalt erkenne ich auf tausend Schritt. Tossàlor!«, rief Crotàgon

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