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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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müsste denjenigen, welche uns Übles wollten, dankbar sein. Seine gute Stimmung verflog mit den nächsten Gedanken: Tirîgon fehlte, und wie es seiner Schwester ergehen würde, stand in den Gestirnen.
    »Firûsha und ich haben abgesprochen, dass wir einen Freund mitnehmen«, fuhr Crotàgon fort. »Ich will ihn nicht allein zurücklassen.«
    »Auch ein Krieger?«, erkundigte sich Sisaroth und bog ab, wie es ihm von dem Hünen angesagt wurde.
    »Ein Künstler. Er ist ein begnadeter Knochenschnitzer und wird eine Bereicherung sein, wenn er nach Dsôn kommt. Mitkommen darf. Er kennt sich von uns am besten in den Höhlen aus und wird einen Weg zur Oberfläche ausgekundschaftet haben.«
    Marandëi lachte ungläubig auf. »Sicherlich. Und er ist trotzdem noch hier. Weswegen? Ist er zu fett, um durch die Tunnel zu kriechen?«
    Crotàgon grinste. »Er ist Künstler. Er hat andere Gründe, die wir nicht nachzuvollziehen vermögen.«
    Die Gruppe verließ den runden Stollen und gelangte in einen rechteckigen Gang, dessen Wände und Decken mit weißen Marmorplatten ausgekleidet waren. Sie stiegen über herabgefallene Plattentrümmer hinweg. Der Stollen, aus dem sie kamen, schien nachträglich gebrochen worden zu sein.
    »Das kommt mir bekannt vor«, murmelte Marandëi und blickte sich um. Die Runen auf ihrem Stab leuchteten stärker und erhellten die Umgebung. Sie ging ein paar Schritte weiter und entfernte sich vom Trio.
    Perfekt! Eines fügt sich zum anderen. Der Krieger bringt uns eine Karte auf zwei Beinen. Der unsichere Tonfall sagte Sisaroth, dass ihm Crotàgon einen Umstand verheimlichte. »Der Name deines Freundes?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Da er nach Phondrasôn verbannt wurde, fürchte ich, wird es eine Rolle spielen«, gab er zurück.
    »Er heißt Tossàlor.«
    Tossàlor! Natürlich kannte Sisaroth die Geschichte des Skulpteurs. Sein Vater hatte ihm davon berichtet. »Sprachst du mit meiner Schwester darüber? Wusste sie, welchen Verbrechen er sich schuldig machte und sich dazu mit Stolz bekannte?«
    »Ja. Und ich weiß«, jetzt sah ihn Crotàgon eindringlich an, »dass ihr die Kinder des Statthalters seid. Wenn Tossàlor uns durch das Gewirr leitet und ich euch zu eurem Vater zurückbringe, wird er eine Begnadigung kaum ablehnen können.« Er hatte eine Hand auf Firûshas Rücken gelegt. »Du bist nicht dumm, Sisaroth. Marandëi mag eine Cîanai sein, aber sie wird einen Moment in Schlaf sinken oder vielleicht von uns getrennt oder getötet – vor wem sollte ich mich dann noch fürchten? Vor dir, kleiner Krieger?« Seine Stimme nahm an Schärfe zu. » Dies ist mein Vorschlag an dich und deine Geschwister: Wir gehen zu Tossàlor und nehmen ihn mit, finden deinen Bruder Tirîgon und ziehen nach Dsôn ein. Euer Vater wird ihm erlauben, in der Stadt zu bleiben. Überlasst es mir, sicherzustellen, dass er keine Albae für seine Kunstwerke umbringt.« Die dicken Muskeln an seinen Armen und über der Brust zuckten, die breite rechte Hand legte sich in den Nacken der Albin. Was zärtlich und beschützend wirkte, konnte man zugleich als Drohung verstehen. »Du bist einverstanden, nehme ich an?«
    »Hierher!« Marandëi wies in einen Durchgang. »Ich weiß wieder, wo wir uns befinden.« Voller Freude winkte sie. »Kommt! Mein Palast liegt hinter der nächsten Biegung. Dieser gegrabene Querstollen ersparte uns Momente der Unendlichkeit an erschöpfender Wanderung.«
    »Gabst du schon dein Einverständnis? Du solltest nicht zu lange zögern«, sagte Crotàgon. »Je eher wir am Palast sind, desto schneller kann deiner Schwester geholfen werden. Ich schwöre, dass ich sah, wie ein Schwert sich durch die Macht der Ukormorier in eine Rostwolke und nutzlose Splitter verwandelte. Stell dir vor, was die Zersetzung …«
    »Ich bin einverstanden«, zwang Sisaroth endlich über seine Lippen und fühlte ohnmächtige Wut. Der Alb hatte ihn in der Hand! Ohne ihn gab es keinen Tossàlor und damit keinen Rückweg. Und ohne Crotàgon würde der verrückt gewordene Künstler sich weigern, ihnen den Weg nach oben zu zeigen. Elender Erpresser! »Ich werde meinen Vater darum bitten.« Er schritt aus.
    Crotàgon verharrte wie eine Statue. »Das Bitten reicht mir nicht.«
    »Ich werde dafür sorgen«, rief er erbost. »Das gelobe ich bei Firûsha.« Und ich gelobe, dass du in Dsôn einen besonderen Empfang erhältst.
    »Mehr wollte ich nicht hören.« Ohne ein weiteres Wort lief Crotàgon weiter und überholte Sisaroth, schloss zu Marandëi

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