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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schwärze. Ich werde herausfinden, wo die Schwächen dieses Zaubers sind.
    Um ihn herum erklangen alsbald tiefe Atemgeräusche, ab und zu hustete jemand. In der Siedlung kehrte lindernde Ruhe ein – als ein leises, unterdrücktes Weinen die Stille durchdrang, das nicht mehr enden wollte.
    Ein Schauder durchlief Aiphatòn.
    Niemals hatte er Rührenderes, Verzweifelteres und Schrecklicheres vernommen.

    Ishím Voróo, 5452.   Teil der Unendlichkeit (6491.   Sonnenzyklus), Herbst
    Der Bug senkte sich rasch abwärts, das schmale Schiff jagte in das Wellental hinab und nahm schlingernd Fahrt auf. Schaumflocken und Gischt wehten über das Deck, auf dem Aiphatòn statuenhaft ausharrte.
    Steuerbord und backbord folgten ihnen weitere Boote, die sich durch den Sturm kämpften und noch über genug Takelage verfügten. Seit vier Momenten kreuzten sie über die aufgepeitschte See, verloren ein Schiff nach dem anderen, aber der Wille des Botoikers verlangte ungebrochen von ihnen, nach Elhàtor zu gelangen. Sogar die größeren, stabilen Rònken und ihre Begleitschiffe hatten zu kämpfen, hielten sich aber wesentlich besser im Unwetter.
    Ich hoffe, wir ertrinken nicht. Aiphatòn hielt sich mit einer Hand fest und glich die Bewegungen des Rumpfs aus. Damit wäre höchstens ein Teil des Schreckens gebannt.
    Er wusste noch nicht, was er gegen die unglaubliche Macht des Botoikers unternehmen konnte. Der Plan zur Übernahme der Flotte war entsetzlich einfach gelungen: Sie hatten den Kupferhelmkrieger als angeblichen Gefangenen präsentiert, und in weniger als einem halben Splitter der Unendlichkeit verloren die Kriegerinnen und Krieger ihren freien Willen. Ohne Argwohn ließ sich der Beherrschungszauber schneller ausbreiten als Feuer in trockenem Grasland.
    Dsôn Elhàtor, das sie durch den tobenden Sturm ansteuerten, war nicht minder arglos.
    Tausende leben dort. Tausende, die sich unterwerfen werden müssen. Noch mehr Kämpfer für das Heer. Aiphatòn hatte noch nicht verstanden, was der Botoiker bezweckte. Er bräuchte Carmondai, der sich besser mit den Geschichten aus Ishím Voróo auskannte, um einen Einblick in das Gedankengut und die Hintergründe zu bekommen. Sagte er, er gehöre der Nhatai-Familie an? Wie finde ich mehr über sie heraus?
    Die Fahrt ging durch den tiefsten Punkt der Wogen und verlief erneut aufwärts.
    Das Holz ächzte laut unter der Belastung, die windübervollen Segel schienen platzen zu wollen. Blitze huschten über den schwarzen Himmel, und der Regen trommelte unaufhörlich auf sie nieder, als würden das Spritzwasser und die Brecher nicht ausreichen, die Kleidung zu durchnässen.
    Die Endlichkeit schien zum Greifen nahe, aber dennoch gingen alle Albae ihrer Arbeit nach. Wohl geschahen ihre Handgriffe rasch und genau, doch ohne Geschrei und Aufregung, wie man es angesichts des Sturms und der auftürmenden Wellen annehmen könnte.
    Erzwungene Beherrschung. Aiphatòn besaß mehr Bewegungsfreiheit als andere, wie er nach einigen behutsamen Versuchen in den letzten Momenten merkte. Er war klug genug, es niemandem zu zeigen.
    Vermutlich kostete es den Botoiker sehr viel Kraft, den Zauber gegen die aufgeregten Gemüter aufrechtzuhalten. Oder es lag an seiner eigenen Energie, die in der magischen Legierung gespeichert war. Solange er keinen konkreten Befehl erhielt, den sein Leib ausführte, schien er in gewissem Rahmen selbst bestimmen zu können. Ein winziger Rest Widerstandskraft, der ihm blieb.
    Er drehte den Kopf und schaute sich um.
    An der Steuerbordseite wurde eines der fragilen Invasionsschiffe von einem brechenden Wogenkamm mit ganzer Wucht überspült.
    Die hereinstürzenden Wassermassen zerschlugen die Planken des Decks, füllten das Dreieckssegel und brachen den Mast ab, der gegen das leicht erhobene Achterdeck krachte und Steuerruder samt Mannschaft zerschmetterte; gleich darauf zerbarst das Schiff und versank in den Fluten.
    Aiphatòn schaute sich um und erkannte zahlreiche Boote, die durch die unglaublich hohen Wellen nussschalengleich zierlich und zerbrechlich wirkten.
    Ein hellhaariger Mann, der eine Albrüstung trug, stellte sich an seine Seite. Weiße Runen waren auf seiner Schläfe zu erkennen, die grauen Augen blieben geradeaus gerichtet. »Dein Geist ist widerstandsfähiger als der der anderen«, sagte er bedächtig und griff nach einem Seil, um sich festzuhalten, während der Rumpf in steilem Winkel die Wellen hinaufschoss.
    Aiphatòn schwieg – nicht, weil er es musste, sondern weil ihn

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