Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
duftende Nass.
Gar nicht mal übel. Er schloss die Augen und atmete den
Duft ein. Zu blumig, aber ansprechender als der Geruch der
StraÃe.
Carmondai
tauchte unter, blieb für einige Lidschläge unter Wasser und kehrte langsam nach
oben zurück. Es war besser als im Grauen Gebirge, das stand fest.
Bevor
sein Bad erkaltete, verlieà er die Wanne und trocknete sich mit den
bereitgelegten Tüchern ab. Sie fühlten sich kratzig an, denn natürlich hatten
die Barbaren keinerlei Seideanteil in das gewobene Garn eingearbeitet.
Mit
einem der Badetücher um die Hüften legte er sich aufs Bett und überlegte, was
er weiter tun wollte. Es war aufregend, durch Tark Draan zu reisen, den
Bewohnern zu begegnen und genau zu wissen, dass sein Volk bald über sie
herrschte. So mussten sich Götter fühlen, wenn sie unerkannt unter ihren Geschöpfen
wandelten.
Bleibe ich aber zu lange weg, wird Caphalor Späher nach mir
aussenden. Er wird mich bestimmt nicht verlieren wollen. Oder meine
Aufzeichnungen. Er drehte den Kopf und sah zu den Satteltaschen. Dabei
fiel sein Blick auf das Amulett, das er mit der Kette an einen Nagel gehängt
hatte, der im Balken an der Wand steckte â es leuchtete schwach!
Carmondai
erhob sich und betrachtete das Schmuckstück genauer. Es war keine
Lichtspiegelung der Lampen im Raum, das Metall leuchtete von selbst. Weshalb tust du das? Er nahm es ab, schwenkte es umher und
achtete auf die Reaktion.
Das
Amulett verstärkte das Schimmern, sobald er es nach Süden hielt.
Du zeigst mir eine Richtung. Sollte sich dort die Famula befinden,
die dich verloren hat? Willst du mir das sagen? Carmondai schlüpfte in
seine Sachen, schloss die Tür ab und stieg aus dem Fenster, damit man unten annahm,
dass er sich weiterhin in seinem Zimmer aufhielt. Dann begann er einen
nächtlichen Ausflug über die flachen Dächer von Halmengard.
Sprung
um Sprung ging es voran. Nach dem langen Ritt bereitete es ihm Vergnügen, und
er stellte sich selbst gegenüber seine Ausdauer und sein Geschick unter Beweis.
Das
Amulett in seiner Hand wies ihm den Weg und führte ihn in ein Viertel, in dem
es den Bewohnern weniger gut zu gehen schien. Der Gestank nahm zu, Abwasser
rann durch die Gosse, die Wärme verstärkte den widerlichen Geruch von Abfall
und Urin.
Carmondai
atmete durch den Mund. Ekelhaft !
Die
Stadt schien wirklich aus vielen kleinen Festungen zu bestehen, jedes Haus war
solide errichtet, als müsste es regelmäÃig einer Horde Angreifern widerstehen. Wollen wir die Stadt erobern, müssen wir zu einer List greifen,
sonst halten uns die Kämpfe von Haus zu Haus zu lange auf. Vergiftetes
Brunnenwasser erschien ihm eine passable Lösung, da Feuer den Häusern kaum
etwas anhaben konnte.
Das
Amulett leuchtete inzwischen so sehr, dass es ihm als Lichtquelle diente â und
ihn sichtbar machte. Er verbarg es schlieÃlich in der Hand und prüfte nur noch
gelegentlich, ob er sich auf dem rechten Pfad befand.
Nach
einem Splitter der Unendlichkeit hatte er den Punkt eingekreist, an dem das
Schimmern am stärksten war: Er stand auf dem abgesunkenen Steindach eines alten
Hauses. Eine Klappe führte zu einer Treppe nach unten.
Was finde ich hier? Carmondai öffnete die Abdeckung und
stieg hinab, lauschte auf Geräusche und vernahm eine leise Unterredung zwischen
einer Frau und zwei Männern. Da es sonst ruhig war, folgte er den Stimmen und
gelangte an eine Tür, durch deren breite Ritzen Lichtschein fiel.
Er
drückte sein Gesicht gegen das Holz und schaute in das Zimmer auf der anderen
Seite. Da ist sie ja!
Die
entkommene Barbarin saà an einem grob behauenen Tisch und trank Wein. Bei ihr
saÃen zwei Männer in einfacher Kleidung, und eine ältere Frau lief
aufgescheucht um sie herum, brachte zu essen und goss frischen Wein in die
Holzbecher.
Carmondai
konnte durch den Gestank der Männer hindurch den Duft einer groben, süÃen Seife
wahrnehmen. Anscheinend war die junge Barbarin knapp nach ihm in Halmengard
angekommen und hatte sich vor kurzer Zeit gewaschen oder wie er ein Bad
genommen.
»Und
dann?«, sagte einer der Barbaren. »Wie lief es genau ab? Woher sind sie
gekommen?«
Sie hat ihnen von uns berichtet. Warum sie noch nicht beim
Befehlshaber der Wache saÃ, konnte sich Carmondai nur so erklären: Vermutlich sucht sie bei diesen Leuten einen Fürsprecher, mit
dessen Unterstützung sie bis
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