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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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wollen, denn wenn wir es nicht tun, wird es kein Kolleg mehr geben, in das ihr eure Verteidiger zur Ausbildung schicken könnt. Was wird dann aus deinen Al-Arynaar? Und wir werden Magier finden, ob du uns hilfst oder nicht. Zweitens werden wir den Kranken im Dorf helfen, und wir werden auch helfen, den Tempel wieder den Al-Arynaar zurückzugeben. Wir sind der Rabe, und wir werden es tun. Du kannst jetzt versuchen, uns aufzuhalten, aber überlege dir, wer es dann wäre, der das Elfenvolk und seinen Glauben verrät.
    Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss einige Dinge organisieren.«
    Er drehte sich um und marschierte zum Haus seines Vaters zurück, getrieben von dem Wunsch, Kild’aar zu beschämen und ihr zu zeigen, dass die Gefährten, die er liebte, keine Fremden waren, die man verachten musste.
     
    Heryst fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und lehnte sich an. Er saß in der großen Halle im Turm von Lystern, und es kam ihm vor, als hätte er den größten Teil der letzten Tage auf diesem Stuhl verbracht und sich mit Seniormagiern besprochen, die verzweifelt nach einer Lösung suchten.
    Die Last der Verantwortung war bedrückend. In den erschreckend klaren Momenten, wenn er allein war, sah er sich selbst als den Einzigen, der wirklich fähig war, die entsetzliche Spirale des Krieges aufzuhalten. Die Aussichten, doch noch einen Friedensschluss herbeizuführen, schwanden jedoch mit jeder Sekunde, und er konnte anscheinend nichts dagegen tun. Seine Delegation in Xetesk erzielte keine Fortschritte, und aus Dordover hatte er nichts als
Forderungen gehört, ein Bündnis zu schließen, um Balaia zu retten. Es waren Forderungen, denen sich zu widersetzen ihm immer schwerer fiel.
    »Ihr seid müde, Heryst«, sagte Kayvel, der neben ihm saß und ihn unerschütterlich unterstützte. »Ihr solltet Euch ausruhen.«
    »Es ist noch nicht einmal dunkel«, erwiderte er. »Wie könnte ich da müde sein?«
    »Ihr müsstet sogar sehr müde sein, weil Ihr meines Wissens seit drei Tagen nicht geschlafen habt, mein Lord«, schalt Kayvel ihn milde. »Nehmt Euch eine Stunde Zeit, das kann nicht schaden.«
    »Ich fürchte, ich habe keine Zeit«, sagte Heryst.
    Der Krieg griff um sich wie ein Virus. Die schrecklichen Ereignisse in Arlen waren noch frisch im Gedächtnis. Der Spruch, den Xetesk eingesetzt hatte, war eine klare Aussage – falls es einer solchen überhaupt noch bedurft hätte –, dass sie die Absicht hatten, Dordover zu zerschmettern. Würden sie irgendwann innehalten? Vuldaroq war sicher, dass sie nicht dazu bereit waren, und Heryst fürchtete, dass er damit Recht hatte.
    Die gewaltsame Vertreibung der Flüchtlinge vor den Toren des Dunklen Kollegs war eine weitere klare Botschaft, und jetzt gab es Berichte, dass es auch im Land der Kollegien zu Kämpfen gekommen sei. Dörfer, die Dordover und Xetesk mit Nahrung versorgten, wurden in Brand gesteckt, die Miliz der Kollegien musste aufgeteilt werden, um das ungeschützte Land zu verteidigen, und jeden Tag entstanden neue Anlässe für Konflikte. Hinter all dem wurde Heryst das Gefühl nicht los, dass Selik und die Schwarzen Schwingen die Einzigen waren, die wirklich davon profitierten, wenn die vier Kollegien gegeneinander Krieg führten.

    Es war Zeit, einige wichtige Entscheidungen zu treffen.
    »Ich reise wieder nach Dordover«, sagte er.
    »Mein Lord?«
    »Nimm mit Rusau in Xetesk Verbindung auf. Er soll weiter darauf dringen, vom Herrn vom Berge empfangen zu werden. Erinnere ihn aber daran, dass er sofort verschwinden soll, falls er sich bedroht fühlt.«
    »Was wollt Ihr Vuldaroq sagen?«
    »Ich werde ihm sagen, dass wir das ohnehin schon gestörte Gleichgewicht zwischen den Kollegien erhalten müssen. Dass wir Streitkräfte zur Verteidigung von Julatsa ausschicken müssen, und dass wir überlegen müssen, ob man den Zugang zum Land von Xetesk blockieren kann. Das könnte der einzige Weg sein, um sie an den Verhandlungstisch zu zwingen. Wir wissen alle, was sie beabsichtigen, und wir dürfen nicht zulassen, dass sie über Arlen frei verfügen. Das schließt auch den Abzug der Magier von Herendeneth ein. Wir sind nicht stark genug, um sie allein anzugreifen.«
    »Dann werdet Ihr ein Bündnis anstreben?«
    »Ich werde alles Notwendige tun, damit Lystern nicht zerstört wird.«
    »So spricht der Politiker.«
    »Ich habe schon einmal ein Bündnis mit Dordover geschlossen. Ich werde nicht den Fehler begehen, mich noch einmal auf einen förmlichen Vertrag

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