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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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ich mir die bleierne Ente ausgesucht.«
    Es überraschte ihn selbst, und Ben noch mehr, dass er seinem Stellvertreter die mangelnde Fitness nicht weiter vorhielt, sondern nur ein schallendes Lachen ausstieß, das laut vom gegenüberliegenden Felsen zurückhallte, ehe es sich im Rauschen des Wassers verlor.
    »Das ist überhaupt nicht witzig«, klagte Ben. »Ich mag einfach freies Wasser nicht; ich schwimme nicht gern darin.«

    Yron krümmte den Finger, und Ben watete widerstrebend einen Schritt tiefer ins Wasser, wo der Baumstamm wartete.
    »Ich will Euch ein Geheimnis verraten«, sagte Yron. »Ihr braucht nicht zu schwimmen.«
    »Nein?« Ben strahlte wieder.
    »Nein. Wenn ein Krokodil Euch packt, dann habt Ihr sowieso keine Chance mehr dazu.«
    »Das ist nicht witzig, Hauptmann«, wiederholte Ben. Er atmete schwer und nagte an der Oberlippe. Yron sah ihn schaudern.
    »Entschuldigung, Ben. Ein schlechter Scherz«, sagte Yron. »Aber es trifft zu, dass Ihr nicht schwimmen müsst. Ihr müsst nichts weiter tun, als Euch um jeden Preis festzuhalten. Das schafft Ihr doch, oder?«
    »Habe ich eine Wahl?« Ben lächelte gequält.
    Yron schüttelte den Kopf.
    »Dann versuche ich’s«, sagte er.
    »Guter Junge«, lobte Yron. »Es wird schon alles klappen. Und jetzt lasst uns aufbrechen. Sichert das Schwert mit dem Riemen, Ihr wollt es ja nicht unterwegs verlieren.«
    Damit stieß er den Baumstamm ab und sprang hinterher, Ben folgte ihm sofort. Der Junge hielt sich fest und wechselte einmal und dann noch einmal den Griff. Yron spürte den Zug der Strömung, als sie hinaustrieben. Die Götter mochten wissen, ob er diese Reise überlebte, aber eins war sicher: Wenn sie nicht einen deutlichen Vorsprung vor den Verfolgern bekamen, dann wären sie binnen eines Tages tot. Yron betete, dass sie nicht einer Truppe entkommen waren, nur um einer anderen, die sich im Wald herumtrieb, in die Hände zu fallen.

    »Haltet Euch einfach fest und seht zu, dass Eure Beine so hoch wie möglich schwimmen. Das wird eine interessante Flusspartie.«
    Die Strömung erfasste sie, der Baumstamm beschleunigte, und sie wurden mitgezogen, hatten keine Kontrolle mehr über ihr Fortkommen und konnten sich nur noch den Händen der Götter überlassen. Yron war eigentlich kein religiöser Mensch. Für ihn war Religion eine Bequemlichkeit und ein Trost für die Schwachen. Doch es gab Zeiten, in denen man sich klein und hilflos fühlte und etwas brauchte, an das man sich halten konnte, so kurz diese Momente auch sein mochten.
    So beobachtete er die vorbeiziehenden Klippen, das von weit oben herabdonnernde Wasser und das Ufer, von dem sie sich entfernten. Auch dort erhoben sich jetzt Klippen, und der Fluss verengte sich weiter und strömte schneller dahin. Er begann zu beten.
    Er hoffte nur, die Götter, wer sie auch waren, hörten ihm zu.
     
    Es war nicht die Art von Neuigkeiten, auf die Blackthorne scharf war. Er wanderte mit Baron Gresse über den Markt und redete mit den Händlern, die frische Ware anboten. Sie fürchteten um ihre Gewinne und sahen ihren Lebensunterhalt bedroht. Er hatte eine Entschädigungsregelung auf der Grundlage der Preise ausgearbeitet, die er vorher an alle Lieferanten von Lebensmitteln bezahlt hatte, denn er wollte verhindern, dass diejenigen, die verkauften, was angebaut oder gezüchtet werden konnte, ins Hintertreffen gerieten. Es war schwierig, gerecht zu sein, und einige fühlten sich benachteiligt.
    Wie auch immer, es war gut, dass Gresse da war, mit dem er über die Schwierigkeiten sprechen konnte, in denen
das Land steckte. Er war jetzt Ende sechzig, hatte aber die Vitalität eines zwanzig Jahre jüngeren Mannes. Mit seinem boshaften Blitzen in den Augen und seiner Weigerung, sich durch Reichtum korrumpieren zu lassen, war Gresse sehr beliebt. Er hatte für sein Volk ebenso viel getan wie Blackthorne.
    Sie kehrten zu ihren Pferden zurück und wollten an diesem bewölkten, kühlen Nachmittag noch einen entlegenen Weiler besuchen, wurden aber von einem jungen Knappen aufgehalten, der zu Fuß über den Markt gerannt kam. Er war noch ein halbes Kind, groß und dünn wie eine Bohnenstange und leicht zu erkennen. Er schlitterte das letzte Stück, blieb vor ihnen stehen und verneigte sich.
    »Meine Lords, es tut mir Leid, dass ich Euch aufhalten muss.«
    Blackthorne nickte. »Es ist doch sicher eine wichtige Botschaft, junger Berrin?«
    »Ja, mein Lord. Luke persönlich hat mich geschickt, weil er meinte, Ihr müsstet es sofort

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