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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Darrick, obwohl er sich noch daran gewöhnen musste, offener zu sein. Doch Aeb, nun ja. Er gehörte ganz sicher nicht zum Raben. Zuerst einmal war er ein Protektor, und damit stand er außerhalb. Das Gleiche galt für Ren. Sie war bei ihnen, weil sie ihn liebte, sie war eine calaianische Elfenfrau, eine hervorragende Bogenschützin und eine gute Kämpferin. Sie verstand allerdings nicht, was es bedeutete, dem Raben anzugehören. Ihre Loyalität galt vor allem der Gilde der Drech, die sich um die Al-Drechar kümmerte. Dies war keine gute Voraussetzung für das absolute Vertrauen, das sie in den Raben setzen musste, wenn sie wirklich dazugehören wollte. Im Augenblick hatte sie noch das Problem, dass sie glaubte, die Gruppen wären einander ähnlich.
    Trotz seiner persönlichen Gefühle für sie war Ilkar besorgt, weil er wusste, dass sie unter normalen Umständen nicht eingeladen worden wäre, sich Balaias berühmtester
Söldnertruppe anzuschließen. Dies bereitete besonders Hirad und dem Unbekannten großes Unbehagen. Ilkar ahnte, dass ihnen schwierige Zeiten bevorstanden.
    Seufzend drehte er sich wieder zur Reling um. Der Unbekannte stand links neben ihm und winkte Diera und Jonas zu, die ihnen vom Strand aus nachschauten. Wieder ein tränenvoller Abschied. Er klopfte dem großen Krieger auf die Schulter.
    »Keine Sorge, wir sind bald wieder hier.«
    Der Unbekannte sah ihn an und lächelte traurig. »Hör mal, Ilkar«, sagte er, »wir glauben doch beide nicht, dass das wahr ist, oder?«
     
    Selik machte den Fluch der Magie dafür verantwortlich, dass Balaia seine Schönheit verloren hatte. Wäre er zu Scherzen aufgelegt gewesen, dann hätte er auch sein Gesicht, das dieses Miststück Erienne vor sechs Jahren mit einem Eiswind verschandelt hatte, auf der Verlustseite verbucht. Dies war freilich nicht der Augenblick für ironische Kontemplation.
    Er hatte geglaubt, nichts könne ihn mehr erschüttern, doch als er an der Spitze seiner fünfzig Mann starken Bande von immer hungrigen, aber entschlossenen Männern nach Erskan hineinritt, wurden seine schlimmsten Schreckensvisionen übertroffen. Am Rande der einst behaglichen, wenn nicht gar wohlhabenden Vorstadt unter der Burg überfielen zwei Jungen, mit Messern in den schmierigen Händen, ein Mädchen. Die Kleine wich mit großen, ängstlichen Augen zurück und suchte verzweifelt nach einem Ausweg, wollte aber auch nicht verlieren, was sie sich an die Brust gepresst hatte. Keines der Kinder war älter als sieben Jahre.
    Selik befahl seinen Männern anzuhalten, bevor er allein
weiterritt und sich umschaute, ob Männer oder Frauen aus dem Ort eingreifen wollten. Anscheinend war dieses Viertel von Erskan jedoch völlig verlassen.
    Die beiden Jungen ignorierten ihn, als er das Pferd zügelte und abstieg, doch das Mädchen starrte ihn an, offenbar unsicher, ob er ein Retter oder ein Räuber war. Geschwind trat er zwischen die Kinder und schirmte das Mädchen mit wallendem Mantel vor den Blicken der Angreifer ab. Die Kapuze ließ er vorgezogen, wie sie war. Er hatte nicht die Absicht, ihnen sein Gesicht zu zeigen.
    »Müssen wir schon von unseren Schwestern stehlen, um zu überleben?«, nuschelte er mit seinem halb gelähmten Mund.
    »Sie will nicht mit uns teilen«, sagte einer der Jungen. Seine Augen lagen in dem vor Hunger hageren Gesicht tief in den Höhlen.
    »Aber hat sie überhaupt genug, um zu teilen?«, fragte Selik. »Und hättet ihr mit ihr geteilt? Nun?«
    Er drehte sich zum Mädchen um. Ihr Gesicht war schmutzig, sie hatte kurze schwarze Haare und winzige Ohren und überlegte wohl gerade, ob sie weglaufen sollte. Er streckte eine Hand aus. »Stell dich neben mich, Kind. Sie werden dir nichts tun.«
    Widerstrebend gehorchte sie und schob die kleine, magere Hand in seine. Er lächelte und war froh, dass sie nicht sah, was das Lächeln mit seinem Gesicht anstellte.
    »So«, sagte er leise. »Nun zeig mir, was du unbedingt behalten wolltest.«
    Die zweite Hand löste sich von ihrer Brust und zeigte ihm die Beute. Es war ein Stück Brot, eine schmierige Rinde nur, und nicht genug, um eines dieser zerlumpten Kinder zu sättigen. Der Brotkrumen war schmutzig und
von grünem Schimmel bedeckt. Dass die Kinder um so etwas kämpften …
    »Hört mal zu«, sagte er. Er hatte Mühe, seine Abscheu zu verbergen. »Gib mir das, und ich hole für euch alle genug zu essen.«
    Das Mädchen glotzte erstaunt, aber die Jungen, die nervös herumgetrampelt waren, weil sie nicht bereit

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