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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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nicht immer zu. Kleine Trupps von leisen, vorsichtigen Männern hatten da draußen bessere Überlebenschancen.
    Yron blies die Wangen auf und schlug nach einer Fliege, die um seinen Kopf summte. Wie lange noch, bis die Feinde hier auftauchten? Sollte er die Reserve von den Schiffen rufen, um seinen Rückzug zu decken? Wie lange sollte er Erys und Stenys noch Zeit für ihre Forschungen lassen? Sollte er den Verlusten jetzt ein Ende setzen? Die wichtigsten Stücke hatten sie jedenfalls erbeutet, wenn Erys Recht hatte, und alles bis auf diese Papiere sollte morgen zu den Schiffen befördert werden. Erys wollte das wertvollste Material selbst transportieren.
    Yron blickte zum Himmel hinauf und sah, dass schon wieder Wolken aufzogen. In der Ferne grollte der Donner. Der nächste Regenguss war im Anzug. Er drehte sich um und wollte zu den Wachfeuern zurückkehren, als ihn ein Knacken im Wald innehalten ließ. Er drehte sich um und legte den Kopf schief. Was es auch war, es trampelte wild durchs Unterholz. Wahrscheinlich ein verletztes Tier. Es kam geradewegs auf ihn zu. Er wich zurück, zog die Axt und lauschte dem Knacken der Zweige, den Warnrufen, die von den Brüllaffen ausgestoßen wurden, und den wilden Schreien der Vögel in ihren Nestern.
    Er erreichte den Ring der Wachfeuer.
    »Die Bogenschützen sollen sich bereitmachen. Wenn
es ein verletztes Tier ist, müssen wir es abschießen. Es wird alles angreifen, was ihm in den Weg kommt, und das schließt auch uns ein.«
    Einen Herzschlag später, und die aufgeregten Schreie fanden eine Erklärung, die sein Herz rasen ließ.
    »Nicht schießen!«, befahl er.
    Er eilte sofort zum Weg, als die Gestalt aus dem Wald taumelte, ein paar unsichere Schritte auf dem Vorplatz machte, ausrutschte und auf der feuchten Fläche liegen blieb.
    »Erys!«, rief Yron im Rennen. »Kommt sofort hier heraus. Bringt etwas Licht. Los doch!«
    Er hielt rutschend neben dem Mann an, der hektisch und abgerissen atmete, hustete und am ganzen Körper schauderte. Er kniete nieder und legte dem Mann eine Hand auf die Schulter.
    »Ruhig, Pavol. Du bist jetzt in Sicherheit.«
    Pavol wollte sich aufrichten und schüttelte heftig den Kopf.
    »Nein«, quetschte er mit belegter Stimme heraus. »Nein.«
    »Sch-scht«, machte Yron. »Du bist verängstigt und verletzt. Lass dir Zeit. Komm, ich helfe dir, dich umzudrehen.«
    Yvon benutzte seine Knie als Unterstützung und drehte den jungen Mann herum, bis dessen Kopf in seinem Schoß lag. Einer seiner Männer brachte eine Laterne, und sie keuchten, als sie sein Gesicht sahen.
    Es war buchstäblich zerfetzt. Die linke Hälfte war von Krallen aufgerissen, ein Auge fehlte. Er hatte Bisswunden am Hals, aus den punktförmigen Wunden sickerte Blut, und von einer tiefen Schnittwunde auf der Stirn hing ein Hautfetzen herunter. Sein Gesicht war voller Blut, die
Kleidung war an einem Dutzend Stellen zerrissen, seine rechte Hand war gequetscht und gebrochen, und auf dem Bauch hatten weitere Krallen ihre Spuren hinterlassen.
    »Erys!«, brüllte Yron. »Wo steckt denn dieser verdammte Magier?«
    »Hier.« Erys kam mit Ben-Foran angerannt.
    »Macht Euch an die Arbeit. Seht, was Ihr tun könnt, und dann bringen wir ihn nach drinnen«, sagte Yron. »Ben, erinnert Ihr Euch an die Blätter, die ich Euch vorhin gezeigt habe? Nicht die gegen Schlangenbisse, die anderen. Nehmt einen Mann und eine Laterne mit und sammelt so viele Ihr könnt. Werft sie in einen Topf und kocht sie. Macht einen Tee daraus, aber werft den Bodensatz nicht weg. Verstanden?«
    »Ja, Hauptmann.« Ben-Foran rief einen Mann zu sich und eilte davon.
    »Erys?«, fragte Yron.
    Der Magier schüttelte den Kopf. »Es sieht schlimm aus, Hauptmann. Er hat eine Menge Blut verloren, und er hat sich durch all diese Schnitte und Risswunden Infektionen zugezogen. Was das Auge angeht, so kann ich nichts tun, aber wir sollten ihn zudecken. Er hat einen Schock. Ich versetze ihn in den Schlaf.«
    »N-nein«, stammelte Pavol. »Lasst m-mich sprechen.«
    »Später«, sagte Yron. Er strich dem Mann das mit Blut verklebte Haar zurück. »Du musst dich jetzt ausruhen.«
    Pavol drehte sich und packte grimmig Yrons Arm. Sein verbliebenes Auge sah den Hauptmann hart an.
    »Sie haben alle umgebracht«, sagte er. Die Worte kamen nur mühsam über seine Lippen. »Das Lager. Alle tot.«
    Yron zuckte zusammen und hob eine Hand, um Erys aufzuhalten, der schon einen Spruch wirkte.

    »Wartet«, sagte er. »Pavol, langsam jetzt. Berichte

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