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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Hände auf die Schultern. Auch sie sprach zu ihm, und während sie sprach, klang der pochende Schmerz ab, und eine sanfte Wärme breitete sich in seinem Körper aus. Er glaubte, noch zu sehen, wie sie sich zurückzogen, doch dann war er nicht einmal mehr sicher, ob sie überhaupt da gewesen waren.
    Er schloss die Augen, und die Albträume kamen.
     
    Die TaiGethen benutzten Wasser aus dem Becken, um den Tempel zu reinigen. Auum war voller Zorn, den er nicht unterdrücken konnte, während er den Boden mit Palmblättern schrubbte, die er in Kalk getaucht hatte. Der Saft brannte auf seinen Händen, doch er ignorierte die Reizung. Jede Spur vom Blut der Fremden musste verschwinden. Jeder Stiefelabdruck, jeder achtlose Kratzer musste beseitigt werden.

    Duele, Evunn und die Krallenjäger waren draußen und kümmerten sich um die Toten, die Tual geopfert werden sollten. Auum brachte es nicht über sich, ihnen Gesellschaft zu leisten. Er war nicht sicher, ob diejenigen, die solche Verbrechen gegen das Elfenvolk begangen hatten, überhaupt von den Waldbewohnern verzehrt werden sollten. So blieb er drinnen und säuberte den Tempel. Er würde erst zufrieden sein, wenn das Blut von seinen eigenen wund gescheuerten Händen über den Boden rann.
    Am Spätnachmittag hatten Auum und seine Tai die marmorne Hand geborgen und neben den Stumpf gelegt, mit dem sie verbunden gewesen war. Sie hatten jedes Stückchen Marmor aus dem Becken und vom Boden geklaubt. Jetzt fehlten nur noch etwas Staub und das Stück vom Daumen. Duele hatte außerdem berichtet, dass aus den Kontemplationsräumen des Tempels viele Schriften verschwunden waren, was die Entweihung noch verschlimmerte.
    Bei der Untersuchung des Zelts, das die Fremden links auf dem Vorplatz aufgebaut hatten, fanden die Tai Nahrungsmittel und Ausrüstung für mehr als die einundzwanzig Fremden, die sie getötet hatten, und die beiden, die sie bald jagen würden. Es war klar, dass auch die anderen fortgerannt waren, und zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit nach Norden. Es war wichtig, dass alle Fremden gefunden, getötet und durchsucht wurden. Diese Aufgabe war jedoch viel zu groß für eine einzige TaiGethen-Zelle und ein Krallenjägerpaar. Auum rief seine Tai zu sich, und nachdem sie ihre Gebete gesprochen und die tägliche Fastenzeit aufgehoben hatten, verkündete er ihnen seine Entscheidung.
    »Wir werden die beiden verfolgen, die wir gesehen
haben«, sagte er. »Sie werden uns zu den anderen führen. Das Krallenjägerpaar kann jetzt gleich beginnen, wenn es will. Wir werden auf unsere Brüder, die anderen TaiGethen, und die Al-Arynaar warten. Viele sind nahe, ich fühle es.«
    Er hielt inne und aß einen Bissen.
    »Yniss hat uns eine schwierige Prüfung auferlegt, bei der wir nicht versagen dürfen. Alle Elfen sind auf uns angewiesen. Alles, was hier gestohlen wurde, muss zurückgeholt werden. Nichts und niemand darf uns daran hindern. Haltet euch jedoch nicht mit Vergeltung oder mit Rache auf, solange wir unsere Aufgabe nicht erfüllt haben. Dazu ist später noch Zeit. Ruht euch jetzt aus, denn wenn wir wieder beginnen, dürfen wir erst innehalten, wenn die Harmonie wiederhergestellt ist. Seid ihr beide bei Kräften?«
    Sie wussten, was er damit meinte. Er wollte wissen, ob das spirituelle Unbehagen sie körperlich oder geistig beeinträchtigte. Beide nickten.
    »Schweigt nicht, falls es sich ändern sollte. Ich werde mit den Krallenjägern sprechen.«
    Auum stand mit fließenden Bewegungen auf und ging über den Vorplatz zu dem Elf und dem Panther, die am Waldrand lagerten. Die schlanke schwarze Katze mit den starken Muskeln hatte die Pranke auf ein großes Nagetier gelegt und kaute am Fleisch. Der Elf neben ihr knabberte rohes Gemüse.
    »Habt ihr die beiden gesehen?«, fragte Auum.
    Die Krallenjäger drehten wie ein Wesen die Köpfe zu ihm herum und richteten die Augen auf ihn. Die des Panthers waren gelb und undurchdringlich, die des Elfen dunkelgrün. Der Elf nickte.
    »Ihr versteht, wen wir suchen? Alle müssen sterben.
Alles, was gestohlen wurde, muss hierher zurückgebracht werden. Werdet ihr die beiden für uns aufspüren?«
    Wieder ein Nicken.
    »Möge Tual über euch wachen. Wir werden euch bald folgen.«
    Auum kehrte zu seinen Tai zurück. Hinter ihm huschten die Krallenjäger geräuschlos in den Wald.

Neunzehntes Kapitel
    Noch zwei Tage. Zwei weitere Tage voller Hitze, Regen, Schweiß, Fliegen, Schlangen, Eidechsen, Spinnen, Ratten und zankenden Männern. Erienne bekam

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