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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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einzigen Familie gegründet und ist gewachsen, als andere aufgenommen wurden und sich hier niederließen.«
    »Warum hat die Entwicklung diesen Verlauf genommen?
« , fragte der Unbekannte. »Ich nehme an, es hatte mit Schutz zu tun?«
    »Genau. Die Stammesgeschichte der Elfen von Calaius war nicht weniger von Kriegen erschüttert als die der Wesmen. Wie auch immer, dies ist eine der größten Siedlungen, die es so tief im Wald überhaupt gibt.«
    »Wie kommt es eigentlich, dass ihr den Wald abhacken dürft, während Kapitän Neunmalklug einen Anfall bekommt, sobald wir nur einen Zweig knicken?«
    »Das liegt daran, Hirad, dass es unser Land ist. Wir wurden hier geboren, und wir kümmern uns um das Land. Es gibt keine willkürliche Zerstörung. Wir sind gut für den Wald, Fremde zerstören ihn«, sagte Ilkar. »Wie ich schon sagte, respektiere den Glauben der Elfen, und du wirst keine Probleme bekommen.«
    Es war tatsächlich eine Art Burggraben. Er hatte senkrechte Seitenwände, war mindestens sechs Fuß tief und etwa acht Fuß breit. An fünf Stellen führten Holzbrücken hinüber.
    »Rechnen die Bewohner denn mit Angriffen?«, fragte Erienne.
    »Eigentlich nicht«, sagte Ilkar. Er drehte sich um und lächelte sie durch den Regenguss an. Sein schwarzes Haar klebte auf dem Kopf. Er blieb auf der Brücke stehen. »Der Graben hält unsere Tiere drinnen und einige der unerwünschten draußen.«
    Erienne hielt den Atem an. Im Graben stand etwa eine Handbreit Wasser, das vor Leben zu wimmeln schien. Eidechsen, Nagetiere, Schlangen – sie konnte sie dort unten deutlich sehen – huschten oder glitten hierhin und dorthin oder wollten die Wände hochklettern. Dutzende Tiere trieben sich im Graben herum, so weit sie sehen konnte.

    »Eine Spinne lässt sich dadurch aber kaum aufhalten, oder?«, sagte der Unbekannte.
    Ilkar zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich nicht, aber wir füllen den Graben ab und zu mit einem milden Laugensalz. Die Tiere mögen es nicht. Am Morgen räumen wir dann auf und bringen sie in den Wald zurück, wo sie hingehören.«
    »Ist es so schlimm?«, fragte Darrick.
    »Wenn sich die Verhältnisse nicht stark verändert haben, dann wechselt es«, erklärte Ilkar. »Vor allem ist es ein Schutz für die Kinder. Sie müssen erst lernen, vernünftig mit Tieren umzugehen und Ärger aus dem Weg zu gehen. Manche dieser Tiere geben dir keine zweite Chance.«
    Erienne marschierte entschlossen über die Brücke, hinter der sie sich entschieden sicherer fühlte. Sie konnte das alles gut verstehen. Doch als wäre sie vom Licht in den Schatten getreten, schlug ihr jenseits der Brücke sofort die Feindseligkeit der Elfen entgegen.
    Im Dorf war jede Bewegung eingefroren. Kinder kamen gerannt, bis sie durch Rufe aufgehalten wurden. Erwachsene bewegten sich vorsichtig und wie von gemeinsamen Gedanken gesteuert. Waffen waren nirgends zu sehen, sie waren auch nicht nötig, um die Botschaft zu übermitteln. Die meisten Dorfbewohner trugen einfache dunkle Oberteile und Hosen. Alle waren tief gebräunt, hatten markante Gesichter und blickten finster.
    »Sind die immer so gastfreundlich?«, fragte Hirad.
    »Jetzt ist der Augenblick gekommen, den Mund zu halten«, sagte Ilkar scharf. Erienne sah den Unbekannten ins Zentrum der Gruppe treten, auf einer Seite war Aeb und auf der anderen Hirad. Sie selbst blieb mit Denser hinter ihnen. Darrick hatte gesehen, wie sich die Linie bildete, und trat rechts neben Hirad. Auch Thraun
reihte sich instinktiv ein. Seine Hand ruhte gelassen auf dem Knauf des Schwerts, das er inzwischen trug. Er ahmte Darricks Haltung nach. Nur Ren stand etwas abseits. Hin und her gerissen zwischen Ilkar und dem Raben wusste sie nicht recht, wohin sie sich wenden sollte. Keiner von ihnen betastete nervös seine Waffen, doch sie waren bereit.
    Wider Willen und trotz ihres benebelten Zustandes war Erienne beeindruckt. Es war mehr als zwei Jahreszeiten her, seit sie das letzte Mal zusammen gekämpft hatten, und doch waren ihre Instinkte so stark wie eh und je. Und zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich in der Mitte des Raben geborgen. Vielleicht hatte Denser Recht. Vielleicht war dies der Beginn ihrer Genesung.
    Den Wortwechsel zwischen Ilkar und den Dorfbewohnern konnte sie nicht verstehen, doch sie stellte sich so auf, dass sie die Einheimischen gut im Blick hatte und ihre Körpersprache beobachten konnte. Sie betrachtete Ilkar, der aufrecht stand wie ein Ladestock, und hatte absolutes Vertrauen

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