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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dämmerte schon, sie war müde und hungrig und konnte das Pochen im Kopf nicht mehr als vorübergehenden Kopfschmerz abtun. Es hatte schon vor Tagen begonnen. Sie konnte nur hoffen, endlich etwas Abgeschiedenheit und Sicherheit zu finden, um es genau zu untersuchen.
    »Es ist schön hier«, sagte Ren und legte Ilkar einen Arm um die Hüften.
    Ein Schwarm Papageien mit roten Rücken flog über ihnen zu den von Wolken verhüllten grünen Anhöhen und den Wasserfällen, die man in der Ferne gerade eben erkennen konnte.
    »Natürlich«, sagte Ilkar.
    »Er wird uns gleich erzählen, dass wir jetzt nur noch fünf Meilen durch einen sumpfigen Wald voller Schlangen laufen müssen, bis wir vor seiner Haustür stehen«, grollte Denser, doch er lächelte dabei. Er sah sich zu Erienne um und wurde wieder ernst. »Wie geht es dir, Liebste?«
    »Was für eine dumme Frage«, antwortete Erienne. Sie fand seine Nähe und sein Mitgefühl tröstlich.
    »Du weißt schon, was ich meine.«
    »Später«, sagte sie.
    »Das Dorf liegt direkt hinter der Anhöhe dort«, erklärte Ilkar. Er deutete zum Ufer hinauf, wo ein gut ausgetretener Kiesweg begann, den der Schlamm zu überschwemmen drohte.
    Erienne blickte in die Richtung, in die Ilkar zeigte, und sah hier und dort eine Rauchwolke in den Himmel steigen.
Es wurde wieder sehr heiß, der Schweiß kitzelte auf ihrer Haut, und sie sehnte sich auf einmal nach winterlicher Kälte. Sogar der Regen war zu warm, dass man ihn genießen konnte.
    Der Unbekannte und Aeb hatten unter Kayloors finsteren Blicken ihre Ausrüstung abgeladen.
    »Lasst uns gehen«, sagte Hirad. »Ich kann den Regen schon riechen.« Er schulterte seinen Rucksack und sah ihren Elfenführer scharf an. »Es war mir wirklich ein Vergnügen.«
    »Achtet den Wald. Cefu beobachtet euch«, sagte Kayloor in gebrochenem Balaianisch.
    »Es kann sprechen«, sagte Hirad.
    »Ja, und du auch«, sagte Ilkar. »Leider manchmal zu viel. Er hat dir nur einen guten Rat gegeben.«
    »Wer ist Cefu schon wieder?«
    »Der Gott des Blätterdachs, Hirad«, sagte Erienne.
    Ilkar lächelte. »Schön, dass mir wenigstens einer von euch zuhört. Vergesst nicht, was ich euch gesagt habe. Die Leute werden euch anstarren. Sie wollen nicht, dass ihr hier seid. Reagiert nicht darauf. Lasst euch von Ren und mir führen. Und starre nicht zurück, Hirad.«
    »Ich?« Hirad war der Inbegriff verletzter Unschuld.
    »Ja, du«, sagte Ilkar. »Es gilt als Angriff, wenn du zu lange den Blickkontakt hältst. Verzichte darauf, bis sie dich akzeptiert haben. Ich meine es ernst. Kommt jetzt.«
    Er führte sie die Uferböschung hinauf. Der Rabe und Ren hielten sich dicht hinter ihm, als die nächste Regenfront über den Fluss heranfegte und sie abermals durchnässte. Es lohnte sich nicht einmal, sich zu beeilen, so viel hatten sie inzwischen gelernt. Und der Regen vertrieb wenigstens die Fliegen.
    Taanepol, Ilkars Heimatdorf, dessen Namen man annähernd
mit »Stadt am Fluss« übersetzen konnte, war eine Ansammlung von etwa zweihundert mit Blättern gedeckten Holzhütten auf einer Lichtung, die von den Elfen im Einklang mit dem Wald gerodet worden war. An drei Seiten war die Lichtung von Bäumen umgeben, zur vierten hin, wo das Gelände allmählich zum Fluss hin abfiel, war der Blick frei.
    Es war offenbar keine organisierte Siedlung, wie man sie aus Balaia kannte, denn es gab kein erkennbares Zentrum und kein Gebäude, das irgendwie bedeutender gewirkt hätte als die anderen. Die Häuser waren in kleinen Gruppen lose um freie Flächen angeordnet, auf denen Feuergruben angelegt worden waren. Dort waren auch Tische und Bänke aufgestellt worden, Kochutensilien und Jagdgeräte lagen herum. Jedes Haus hatte eine breite, gedeckte Veranda. Die Dächer waren schräg aufgesetzt, um das Regenwasser in flache Rinnen zu leiten, die es bergab in Richtung des Ix zurückführten.
    Als sie sich dem Dorf näherten, glaubte Erienne trotz des Regens, der ihr die Sicht nahm, eine Art Graben am Rand des Dorfes zu erkennen, der von zusammengebundenen Baumstämmen überbrückt wurde. Ilkar erklärte ihnen, was sie vor sich sahen.
    »Hier dürften etwa fünfhundert Elfen leben, von denen schätzungsweise jeweils die Hälfte beim Fischen, auf der Jagd oder auf dem Feld ist. Einige reisen auch nach Balaia und lassen sich zu Magiern ausbilden, wenn sie sich dazu berufen fühlen. Ich weiß, dass es etwas chaotisch aussieht, aber wie alle anderen Dörfer wurde auch dieses ursprünglich von einer

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