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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Kräuter gekocht und Guarana in die Mixtur gegeben, um den unschönen Geschmack zu überdecken.
    Nach dem unvermeidlichen Regenguss waren sie weitergegangen, und jetzt versteckte sich die Sonne abermals hinter dichten Wolken, die einen weiteren Schauer ankündigten. Wie alle anderen wusste auch Yron diese Güsse inzwischen zu schätzen.
    »Tun die TaiGethen eigentlich sonst noch irgendetwas?«, fragte Ben unvermittelt.
    Yron hatte nicht bemerkt, dass der Junge wieder zu sich gekommen war. Er lachte.
    »Euer Verstand funktioniert immer noch, was?«
    »Er ist so ziemlich das Einzige, was noch funktioniert, Sir.«
    »Was tun sie denn überhaupt?«, schaltete Erys sich ein.
    Sie hatten lange Zeit geschwiegen, und der Klang ihrer
Stimmen riss sie aus der Bedrückung, in die sie verfallen waren.
    »Tja, das weiß ich eben nicht. Sie kümmern sich um den Tempel und den Wald«, sagte Ben.
    »Nein, das ist nicht richtig. Eigentlich haben sie nicht viel mit dem Tempel zu tun. Das ist die Aufgabe der Elfen, gegen die wir gekämpft haben, der Al-Arynaar. Sie sind die Hüter des Tempels. Sie wechseln sich darin ab und leben die restliche Zeit in benachbarten Dörfern. Die TaiGethen verlassen den Wald niemals. Nie im Leben.«
    »Was tun sie dann?«
    »Abgesehen vom Offensichtlichen kann man es schwer erklären. Sie haben ein kompliziertes Glaubenssystem, das sich um die Harmonie des Waldes, der Erde, des Himmels und der Magie dreht. Die TaiGethen sind die eifrigsten Priester dieser Religion und widmen ihr Leben dem Erhalt dieser Harmonie, ganz egal, was dazu nötig ist. Glücksritter wie wir haben ihrer Ansicht nach einen Frevel begangen. Sie überwachen die Tierwelt, die Siedlungen, die Holzwirtschaft der Elfen und ähnliche Dinge.«
    »Also sind sie so etwas wie eine Stadtwache«, meinte Erys. »Nur, dass sie im Wald leben.«
    »Kaum«, widersprach Yron. »Das wäre, als … als hielte man die Protektoren für eine Art städtischer Miliz, nur besser ausgebildet. Die TaiGethen besitzen als Fährtenleser und Jäger Fähigkeiten, die Ihr Euch im Traum nicht vorstellen könnt, solange Ihr es nicht gesehen habt, Erys. Sie bewegen sich lautlos, sie sind unglaublich schnell, und Ihr bemerkt sie erst, wenn sie drauf und dran sind, Euch zu töten. Sie kämpfen nicht für Lohn und Ruhm. Gemessen an ihnen sind Protektoren unbeholfen und langsam. So gut sind sie.«
    Darauf folgte ein nachdenkliches Schweigen. Sie gingen
weiter, wichen einem besonders großen Netz aus, in das eine riesige Spinne ihren letzten Fang einwickelte, und duckten sich unter den federnden Zweigen eines Balsaholzbaums durch. Über ihnen hing eine junge Python, der sie jedoch als Beute zu groß waren. Die Luft wurde drückender, je länger der Regenguss auf sich warten ließ.
    »Schaffen wir es denn zum Schiff?«, fragte Ben nicht zum ersten Mal.
    »Wenn uns das Glück nicht im Stich lässt«, antwortete Yron wie schon so oft. »Ich weiß, was Ihr sagen wollt, aber sie sind wirklich sehr gut. Allerdings gibt es im Verhältnis zur Größe des Waldes nicht sehr viele.«
    »Werden sie uns auch auf dem Meer verfolgen? Was meint Ihr?«, fragte Erys. »Bei den Göttern, hoffentlich sind wir bald an Bord und haben das hier hinter uns.«
    Yron schüttelte den Kopf. »Das werden sie nicht tun. Wir haben nur einige Papiere mitgenommen. Das ist in ihren Augen zwar ein Verbrechen, doch sobald wir den Wald verlassen haben, kann die Harmonie wiederhergestellt werden. Nein, wir müssen dann Abordnungen von den Al-Arynaar und den Ältesten des Elfenvolks empfangen.« Yron kicherte. »Keine Sorge, Erys, Ihr werdet nicht bis ans Lebensende verfolgt.«
    Wieder schwiegen sie, doch die Stimmung war eindeutig besser. Yron hatte sie mit seiner Beschreibung der TaiGethen geängstigt, doch der Gedanke an die sicheren Schiffe spornte Geist und Körper an, und ein paar hundert Schritte lang schien der Wald nicht mehr ganz so finster. Dann setzte der Regen ein, und die Welt verdüsterte sich wieder.
     
    Da mehr als ein Dutzend Al-Arynaar in Aryndeneth blieben, war auf den Booten, die zwei Stunden östlich des
Tempels am Fluss Shorth festgemacht hatten, genug Platz. Es hieß, aus allen Richtungen kämen weitere Al-Arynaar, die man auf direktem Wege zur Flussmündung oder auf dem Ix in Richtung Ysundeneth schicken wollte, falls einige der Fremden sich in diese Richtung bewegten. Hirad hielt das für unwahrscheinlich, da die Eindringlinge außer ihrer ursprünglichen Route nicht viel kannten, doch

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