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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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denn dort?«
    »Ich glaube, sie beobachten die Mana-Bahnen, die unsere Kalträume speisen.«
    Dystran zog den Mantel enger um sich. Eine kalte Bö wehte durch die offenen Türen des Turmkomplexes, in dessen Schatten sie standen.
    »Das ist ein beunruhigender Gedanke.«
    »Die Frage ist natürlich, warum sie das tun«, sagte Vuldaroq.
    »So gern ich es auch glauben würde, ich kann mir nicht vorstellen, dass es aus reiner Neugierde geschieht«, erwiderte Dystran.
    »Nein, aber es gibt mehrere Möglichkeiten.« Vuldaroq hatte noch nie viel Humor besessen, und die letzten beiden Jahre hatten ihm auch den letzten Rest ausgetrieben.
    »Sie dürften die Bahnen eigentlich nicht erkennen«, sagte Dystran, nachdem er eine Weile darüber nachgedacht hatte. »Sie lösen sich doch sofort auf, sobald sie den Rand der Konstruktion erreichen.«
    »Nun, ich glaube, sie können es. Ihr müsst eigentlich nur die Stellen betrachten, an denen sie länger verweilen und
sich zusammenrotten. Es geschieht immer über den Mana-Bahnen.« Er schüttelte den Kopf. »Sie werden stärker.«
    »Das ist wahr«, stimmte Dystran zu. »Die Mana-Dichte nimmt dort draußen rasch zu. Glaubt Ihr denn, sie wollen herein?«
    »Ja, und es wird nicht mehr lange dauern. Der wahrscheinlichste Grund für diese Spurensuche ist der, die Magier zu entdecken, die den Spruch wirken. Sie könnten aber auch etwas ganz anderes tun, etwa die Übergänge zwischen den verschiedenen Bereichen erkunden. Wo die Überlappung geringer ist, sind wir verwundbar.«
    »Aber das glaubt Ihr nicht.«
    »Nein. Ich an ihrer Stelle würde den Spuren so weit wie möglich nach unten folgen und unsere einzige echte Verteidigung ausschalten. Es ist völlig offensichtlich.«
    Dystran blies die Wangen auf. »Und sie glauben, sie seien jetzt stark genug dazu.«
    »Jetzt beginnt eine neue Phase, junger Lord. Wir sollten gut vorbereitet sein.«
     
    Sie versammelten sich im Laufe von drei Tagen auf der Ebene von Teras: die roten Naik, die türkisfarbenen Veret, die Kaan mit den goldenen Schuppen, die dunkelgrünen Gost, die bronzefarbenen Skoor und die hellbraunen Stara. Zu diesen Abgeordneten der größten Bruten stießen noch die Vertreter weiterer siebzehn Stämme. Alle Farben des Brutspektrums waren in der größten Versammlung vereint, die es je in der Welt der Drachen gegeben hatte.
    Es war eine Szene, die sich nie wiederholen würde. Sha-Kaan und Yasal-Naik saßen auf einer kleinen Anhöhe vor dieser Ansammlung von Schuppen und eingefalteten Schwingen. Beide hatten aufrechte, respektvolle Positionen eingenommen, die Hälse zu einem S geformt und die
Bauchschuppen entblößt. Beide trugen die Narben der Arbeit, die sie zuvor geleistet hatten. Die Skoor hatten sie angegriffen. Yasal hatte eine lange Brandwunde auf dem Kopf, die sich noch über das erste Drittel seines Halses zog. Sha-Kaans Bauch war schwarz verkohlt und tat weh. Sechs Skoor waren gestorben, ehe der Anführer bereit gewesen war, mit den Botschaftern zu sprechen. Sechs, die sie eigentlich nicht hätten verlieren dürfen.
    Direkt vor Sha und Yasal hatten sich die Brutväter versammelt. Es war eine unbehagliche Gemeinschaft. Alte Feindseligkeiten brodelten unter der Oberfläche, die Körperhaltung war aggressiv. Manche wollten sich nicht in der Witterung anderer niederlassen. Doch wenigstens hatten die Anführer eingewilligt, die Botschaft an ihre Bruten zu übermitteln, die sich hinter ihnen versammelt hatten. Durch Gedankenimpulse würden sie weitergeben, was auf der überfüllten Ebene mit dem Ohr nicht zu hören war.
    Sha-Kaan blickte nach Teras hinaus und empfand einen enormen Stolz auf das, was er vollbracht hatte, doch er hatte auch große Angst. Jetzt kam der Augenblick der größten Gefahr. Nun mussten sie allen versammelten Drachen beweisen, dass ihr Vorschlag der einzige Weg war, sie alle zu retten. Der einzige Weg, damit sie auch in Zukunft einander hassen, angreifen und auslöschen konnten. Der einzige Weg, die Welt der Drachen zu erhalten.
    Ungefähr zweitausend Drachen hatten sich vor ihm versammelt, so weit das Auge reichte. Bisher hatten sich kleinere Streitigkeiten und Unstimmigkeiten leicht beilegen lassen. Diplomaten der Kaan, Naik und Veret bewegten sich durch die Versammlung.
    Jetzt kam die entscheidende Phase. Wenn sie sich nicht zusammentun und einigermaßen friedlich auf der Ebene diskutieren konnten, dann waren sie auch nicht in der Lage,
einen nachhaltigen Angriff gegen die Arakhe zu führen und dem

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