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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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magischen Entladungen brodelte und blubberte die Unwetterfront in der Luft von Balaia und griff gierig nach den Elementen, die sich bereitwillig mit den rohen Kräften des interdimensionalen Raumes vermischten.

    »Halten«, murmelte Sharyr. »Konzentriert Euch, konzentriert Euch.«
    Langsam veränderte sich der magische Sturm. Er färbte sich dunkelgrau und dämpfte die Blitze in seinem Innern. Ein starker Wind kam auf, trotz der Entfernung flatterte Dystrans Mantel. Unten auf den Wällen kauerten die Soldaten hinter den Zinnen. Draußen vor dem Kolleg rannten die Wesmen übers Pflaster zu den in Trümmer gelegten Gebäuden, wo ihre Lagerfeuer brannten. Sie dachten offenbar, der Spruch sei eine Abschirmung, doch das war ein tödlicher Irrtum. Sie hatten sich nicht weit genug zurückgezogen.
    Dystran prüfte die Konstruktion, spürte ihre Festigkeit und die Anstrengung der Magier, die sie festhielten, während die Kräfte hineinströmten. Es war ein Aufbau wie aus dem Lehrbuch, der Spruch würde ein Triumph werden. Jetzt konnte er nur noch warten. Das Feld wurde weiter verstärkt, Missklänge erfüllten die Luft. Die Wesmen sangen nicht mehr.
    Sharyr hatte alle Muskeln angespannt. Seine Stirn war feucht vor Schweiß, einige Tropfen rannen seine Wangen hinab und über die geschlossenen Augenlider. Jetzt hörte Dystran auch das Murmeln der Magier, die den Spruch wirkten. Ihre Worte waren kaum zu verstehen, während sie sich über die Konstruktion verständigten und kurze Befehlsworte sprachen, um neue Durchgänge zu öffnen, andere zu verschließen oder überschüssige Energie aufzulösen.
    Auf einmal runzelte Sharyr die Stirn.
    »Instabilität, ganz unten. Absperren.«
    Rechts neben Dystran keuchte ein Magier vor Anstrengung und knirschte mit den Zähnen. Er schwankte. An der Außenfläche der Gewitterfront zuckten chaotische blaue Lichtblitze.

    »Breitet sich aus«, sagte Sharyr. »Da stimmt was nicht. Die Ausrichtung stabilisiert sich nicht, sondern zerfällt. Wie kann das sein … bereitet Euch vor, den Spruch freizugeben.«
    »Nein«, sagte Dystran. »Verliert nicht den Glauben. Haltet fest, bis er voll aufgebaut ist.«
    Der obere Rand des Unwetters wallte heftig. Der Wind heulte, eine Bö traf Dystran. Auf der anderen Seite des Turms stieß jemand einen Schmerzensschrei aus.
    »Einer ausgefallen, einer ausgefallen«, rief Sharyr. »Auf mein Kommando freigeben.«
    Dystran schürzte die Lippen. Das Sturmfeuer schwankte und wackelte, schwarze Linien zogen sich jetzt über die grauen Flächen. Energieblitze brodelten unter seiner Oberfläche oder schossen zum Boden hinab. Der Lärm nahm zu, bis ihnen die Ohren wehtaten. Es klang, als würden tausend Drachen Feuer speien.
    »Freigeben!«
    Eine kleine Pause, dann zog das Sturmfeuer wie vorgesehen nach außen. Eine blaue Wand aus vernichtender balaianischer Energie, gebündelt und angetrieben durch die Kraft des interdimensionalen Raumes. Der Ausbruch würde höchstens siebzig bis hundert Fuß erfassen und das Risiko für die in der Stadt verbliebenen Xeteskianer kleinhalten. Doch bevor er zu einem bloßen Lufthauch zerfiel, würde er alles vernichten, was sich ihm in den Weg stellte.
    Wenige Schritte vor den Mauern spuckte das Sturmfeuer und hielt inne. Dystran taumelte unter der Wucht des Rückschlags im Manaspektrum.
    »Was …«, wollte er sagen.
    Wieder spuckte es, die Oberfläche wallte, und dann entließ die Unwetterfront einen grellen weißen Lichtblitz, der
im Nu die Nacht aus der Stadt vertrieb. Mit brennenden Augen beobachtete Dystran, wie das Sturmfeuer blinkte und sich zum Ausgangspunkt zurückzog. Das jetzt konstante Licht ließ in Xetesk einen grellen Tag anbrechen. Mit Furcht erregender Geschwindigkeit zog sich der Kreis zusammen, die Konstruktion löste sich auf, bis über dem Tor des Kollegs nur noch ein blau blinkendes Mana-Licht am Himmel stand.
    Schwärze strömte in die Leere, die das Licht zurückgelassen hatte. Dystran blinzelte angestrengt und versuchte, die Schatten zu vertreiben, die seinen Blick behinderten. Er sah gerade noch das Funkeln über dem Tor und die Feuer der Wesmen – und viel zu hell, um irgendetwas anderes als ein Problem zu sein, das Glühen des Kobaltblitzes der vergangenen Nacht, der sich nicht vollständig aufgelöst hatte.
    Vor Schreck gelähmt sah er zu, wie aus dem Funken über den Stadtmauern ein blauer Lichtfaden entstand und quer über den Himmel zum Kolleg wanderte. Er war dünn wie ein Stift und stabil, doch er

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