Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
»Ich habe gelesen. Eine kleine Vorwarnung wäre nett gewesen.«
    »Die Seiten werden schon wieder trocknen«, erwiderte
Cleress. »Wir sind für heute fertig. Ich muss vor dem Abendessen noch etwas ruhen.«
    »Warte einen Moment, dann helfe ich dir hinein.« Denser ging zu Erienne und gab ihr einen Kuss. »Fühlst du dich jetzt besser, nachdem du es getan hast?«
    »Ja, tatsächlich«, sagte Erienne. »Wir hatten heute einen Durchbruch.«
    »Ich kann schon sehen, wo das nützlich wäre. Vor allem in Wüsten und so weiter.«
    »Wie immer übersiehst du das Wesentliche.« Cleress wechselte einen verschwörerischen Blick mit Erienne. »Das Geheimnis des Einen liegt nicht darin, einzelne Sprüche für bestimmte Wirkungen zu erlernen. Es geht vielmehr darum, das Wesen der Elemente und die Natur deines Problems zu erkennen. Dann musst du nur noch beides zusammenfügen. Erienne hat es so gut wie erfasst, es fehlen nur noch einige Übungen, die ihr eine bessere Kontrolle erlauben.«
    »Und was dann?«
    »Dann kann ich endlich sterben und zu meinen Schwestern gehen«, sagte Cleress. Ihr Lächeln verflog rasch wieder, und was Erienne dahinter sah, gefiel ihr nicht. »Ihr müsst wissen, ich mache mir ihretwegen Sorgen. Es ist lange her, dass ich sie zum letzten Mal gehört habe, und jetzt vernehme ich ein großes Klagen. Es macht mir Sorgen.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Erienne.
    »Nein, meine Liebe, natürlich nicht.« Cleress drehte sich um und begann den langsamen Rückweg zum Haus. »Denser, wenn du so freundlich wärst.«
    Erienne stand da und sah ihnen mit gerunzelter Stirn hinterher. Sie fragte sich, ob Denser der Al-Drechar überhaupt zugehört hatte. Wie sie wusste, tat er das nicht immer. Er hatte das Gefühl, sie würde allmählich senil, und es
traf sogar zu, dass sie hin und wieder sinnloses Zeug redete. Was sie da angeblich im Traum von ihren Schwestern gehört hatte, fiel wahrscheinlich auch in diese Kategorie.
    »Aber du glaubst das doch nicht wirklich, Erienne?«, fragte sie sich selbst.
    Sie schüttelte den Kopf, kniete nieder und brachte Lyannas Grab in Ordnung.
     
    Der Unbekannte schob Dieras nasses Haar aus ihrem Gesicht und küsste sie auf die Lippen. Eriennes Regenguss hatte sie überrascht, und sie hatten im warmen Regen gelacht und wenigstens versucht, das Brot und den Käse zu retten. Besonders erfolgreich waren sie dabei nicht gewesen, ein Teil war über den Felsen geschwemmt worden, auf dem sie saßen, und ins Meer gefallen. Der Unbekannte hatte den Rest hinterhergeworfen.
    »Hoffentlich hat Jonas nichts abbekommen«, sagte Diera.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte der Unbekannte. »Allerdings ist er sicher so nass wie wir, wenngleich freiwillig. Er ist noch mit Ark drüben auf der Sandbank beim Schwimmen.«
    Wie immer, wenn ihr kleiner Junge mit einem ehemaligen Protektor unterwegs war, beschlich Diera ein leiser Zweifel. Nichts, was der Unbekannte sagen mochte, konnte sie völlig davon überzeugen, dass keinerlei Gefahr drohte. Sie hatte die Protektoren gesehen, als sie noch unter dem Befehl von Xetesk gestanden waren, und wusste, wozu sie fähig waren. Selbst jetzt, zwei Jahre später, da ihr Leben als maskierte, versklavte Kämpfer lediglich eine schmerzliche Erinnerung war, traute Diera ihnen immer noch nicht vorbehaltlos.
    »Ist er da auch sicher?«, fragte sie.

    »Ark ist der beste Schwimmer unter ihnen«, sagte der Unbekannte.
    »Du weißt, was ich meine, Sol«, erwiderte sie.
    »Ja, und deshalb habe ich auf eine andere Frage geantwortet. Die Antwort auf die erste kennst du schon. Du stellst sie jedes Mal.«
    »Er ist mein Sohn«, sagte sie.
    »He, ich kritisiere dich doch nicht«, lenkte der Unbekannte ein.
    »Komm, lass uns zur Anlegestelle hinabgehen und auf sie warten.«
    »Geh du nur.« Der Unbekannte half Diera beim Aufstehen und drückte sie an sich. »Ich glaube, ich mache einen Spaziergang und denke etwas nach.«
    Diera sah ihm in die Augen. Er hielt ihrem Blick stand und versuchte zu lächeln, doch es überzeugte sie nicht.
    »Du vermisst das alles immer noch, was?«, sagte sie.
    »Es liegt mir im Blut«, gab er zu. »Balaia ist meine Heimat. Ich würde gern eines Tages mit dir und Jonas zurückkehren und tun, was wir schon immer tun wollten.«
    Er sah an ihr vorbei zum Haus und dem Land, das es umgab. In den zwei Jahren, die sie hier waren, hatten sie auf der kleinen Insel Herendeneth Wunder gewirkt. Er und die fünf verbliebenen ehemaligen Protektoren hatten das Haus

Weitere Kostenlose Bücher