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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Jahre zuvor entgangen wären. Oder jedenfalls seinen menschlichen Ohren.
    »Was ist los?«, fragte er.
    Auum, Duele und Evunn tauchten aus dem Dschungel auf. Er begrüßte sie mit einer kräftigen Umarmung, wie er es sich angewöhnt hatte.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Shorths Kinder brauchen uns«, erklärte Auum. »Sie brauchen auch dich.«
    »Warum?«
    »Weil Ilkar bei ihnen ist und Hirad den Raben braucht.«
    Thraun blieb wie angewurzelt stehen. Der Regen setzte wieder ein, prasselte über ihnen aufs Blätterdach und fand den Weg bis zum Boden, spritzte auf Blätter und Baumstämme und ließ die Tiere verstummen. Duele berührte ihn am Arm. Thraun sah dem TaiGethen ins Gesicht und bemerkte die verblassende Narbe, die von Hirads Missgeschick mit dem Jaqrui herrührte.
    »Du wirst verstehen«, sagte er. »Wir erklären es dir unterwegs. Aber jetzt müssen wir gehen.«
    »Tai«, sagte Auum. »Wir brechen auf.«
     
    »Und jetzt lasse die Kraft sanft durch dein Bewusstsein strömen und leite sie in deine Konstruktion«, sagte Cleress. »Spüre, wie die Elemente rings um dich verharren und an deinen Fingern zerren, doch sie können ihre Energien nicht freisetzen, weil du die Kontrolle hast.«

    »Es tut weh«, knirschte Erienne. »Bei den Göttern, Frau, es tut weh.«
    »Halte noch einen Moment durch. Spüre die Druckpunkte und finde heraus, wie du jederzeit jeden beliebigen Teil in der Struktur der Elemente entfernen kannst, um jede gewünschte Wirkung zu erzielen.«
    »Die Wirkung, dass mich alle meine Muskeln anschreien, ist ganz sicher nicht erwünscht.«
    »Vielleicht übertreibst du jetzt ein wenig, aber trotzdem, es ist Zeit für etwas Entspannung. Lass los, aber tue es kontrolliert. Achte darauf, dass die Kräfte sich gefahrlos entladen. Jetzt halte inne. Die Gestalt, die du geformt hast – was wird sie tun, wenn du sie auf einen Schlag freigibst und Erde und Steine ausblendest, wie du es gerade schon tust?«
    »Es wird regnen, nicht wahr?«
    »Finde es heraus. Und mach dir keine Sorgen, es kann nichts passieren.«
    Erienne holte tief Luft, blickte zur gebeugten alten Elfenfrau, die unter dem wolkenlosen Himmel das Sonnenlicht genoss, und runzelte die Stirn.
    »Ich wünschte, du könntest mir das ersparen.«
    »Mach nur weiter. Ich schirme dich ab.« Sie hob einen Gehstock und schwenkte ihn ein wenig.
    »Da fühle ich mich gleich sicherer«, sagte Erienne. Sie gab die Konstruktion frei.
    Die Energie der Elemente drängte aus ihrem Bewusstsein in die Umgebung. Aus dem Gefängnis befreit, nährte sie sich von den Elementen und suchte das Gleichgewicht. Wie gewünscht hielt Erienne die Energie von Erde und Stein in sich fest, bis sie sich auflöste und harmlos zu ihrem natürlichen Zustand zurückkehrte.
    Was blieb, reagierte heftig mit der Luft über Herendeneth. Wolken ballten sich aus dem Nichts zusammen und
formten binnen weniger Augenblicke eine dichte Decke. Mana-Blitze flackerten darin und lösten die Reaktion aus. Der Guss war kurz, aber stark. Tropfen von der Größe ihrer Daumen prasselten auf den Boden, dass der Dreck nur so spritzte, und drückten Blätter und Gras auf den Boden.
    Erienne lachte über das Ergebnis und die körperliche Entspannung und klatschte in die Hände. Sie betrachtete das schöne Blumenbeet vor ihren Füßen, das die Feuchtigkeit begierig aufsog.
    »Siehst du, Lyanna? Siehst du, was Mami gemacht hat?«
    Sie kniete nieder, wie sie es immer nach den Sitzungen tat, und sprach Worte, die nur Lyanna hören konnte.
    »So viel haben wir dir zu verdanken, mein Liebling«, sagte sie, während sie feuchte Erde von gelben und blauen Blüten wischte. »So viel gibt es, das wir noch lernen müssen. Vergiss nicht, dass ich dich immer liebe, genau wie dein Vater, auch wenn er jetzt schimpft. Damit meint er aber nicht dich, sondern mich. Nun sollst du ruhen.« Sie fuhr mit den Fingern durch die Blüten auf dem Grab. »Siehst du, was deine Schönheit hier wachsen lässt?«
    Sie stand auf. Cleress sah ihr zu, ein wenig mitgenommen, aber lächelnd und schwer auf ihre Krücken gestützt. Hinter ihr sah Erienne Denser kommen. Er schüttelte heftig den Kopf.
    »Da gibt es wohl Klagen über das Wetter«, sagte Erienne. Sie wischte sich den Regen und eine Träne aus dem Gesicht und glättete ihr nasses Haar.
    Über ihr lösten sich die Wolken so rasch wieder auf, wie sie sich zusammengebraut hatten. Die Sonne kam zum Vorschein und trocknete die Erde.
    »War das wirklich nötig?«, rief Denser.

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