Die Leibwächterin (German Edition)
treffen.»
«Ich bin keineswegs davon überzeugt, dass da lediglich ein harmloser Wettstreit um ein attraktives Ufergrundstück geführt wird. Meiner Meinung nach steckt mehr dahinter. Die neuesten Drohanrufe habe ich der Polizei noch nicht gemeldet, weil ich ehrlich gesagt nicht weiß, wem man heute noch trauen kann. Manchmal habe ich das Gefühl, jeder sei käuflich.»
«Ich habe der Polizei auch nicht gesagt, dass ich nach Anitas Tod, als ich schon wieder in Finnland war, einen englischsprachigen Drohanruf bekommen habe. Wozu auch, die Kripo hält den Fall ja für geklärt.»
Helena Lehmusvuo sah mich an, die Augen weit aufgerissen wie ein verwundetes Reh.
«Aber mir erzählst du es? Um mein Vertrauen zu gewinnen? Dann muss ich dich jetzt fragen, ob du dafür bezahlt wurdest, Anita Nuutinen im Stich zu lassen. Wieso warst du nicht bei ihr, als sie erschossen wurde?»
Ich starrte sie eine Weile an, dann stand ich auf. «Deshalb hast du mich also eingeladen? Du führst inoffizielle Ermittlungen und nutzt deine Boulevardblattprominenz für deine eigenen Zwecke. Da spiele ich nicht mit.»
«Lauf nicht gleich weg, wenn es schwierig wird!» Der Rehblick war verschwunden. Helena Lehmusvuo betonte jedes Wort, als sei ich ein politischer Gegner, den sie zu überzeugen versuchte. «Es ging mir nur darum, die Ausgangspunkte klarzustellen. Ich glaube nicht, dass Anita Nuutinen von einem Penner ermordet wurde, und ich brenne darauf, zu erfahren, was du weißt. Für diese Informationen will ich gern bezahlen. Ehrlich gesagt, brauche ich außerdem jemanden, der Erkundigungen einzieht, zu denen ich keinen Zugang habe. Das Interview habe ich zu meiner eigenen Sicherheit gegeben. Manchmal wirkt Publizität schützend.»
«Hast du mit Hauptmeister Laitio gesprochen?»
«Ja. Er ist mit den Schlussfolgerungen der Moskauer Miliz auch nicht einverstanden.»
«Und er hat dir erzählt, ich wäre bestochen worden?»
Lehmusvuo lächelte. «Im Gegensatz zu ihm glaube ich deine Geschichte von dem Luchspelz.»
«Hat Laitio auch darüber gesprochen?»
«Sobald die Ermittlungen eingestellt werden, sind alle Vernehmungsprotokolle öffentlich zugänglich. Nun setz dich wieder hin und nimm noch einen Muffin.»
Ich sah nach draußen. Durch die Lamellen der Jalousie fiel der Blick auf einen kleinen Garten. Auf dem ungemähten Rasen stand ein einsamer Apfelbaum. Die Äpfel waren reif, einige bereits abgefallen. Bachstelzen hatten sich auf dem Bretterzaun versammelt, von dem die Farbe abblätterte. Helena Lehmusvuos Residenz taugte nicht unbedingt dazu, in Schöner Wohnen präsentiert zu werden. Was wollte die Frau eigentlich von mir? Ich ließ mich wieder auf das Sofa fallen und griff zur Teetasse. Zumindest konnte ich mir anhören, was sie zu sagen hatte.
«Glaubst du, dass dieser obdachlose Alkoholiker, dessen Name nicht einmal bekannt gegeben wurde, Anita Nuutinen ermordet hat?»
«Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll! Deine Informationen machen die Sache noch komplizierter. Was hast du überhaupt mit Anitas Immobiliengeschäften zu tun?»
«Es macht mich stutzig, dass dieses Ufergrundstück so begehrt ist. Ich habe dazu eine Theorie, und wir beide könnten kooperieren, um sie zu erhärten.»
«Was für eine Theorie?»
«Alles zu seiner Zeit. Es gibt nämlich noch einen zweiten Grund, weshalb ich mit dir reden wollte. Würdest du eine Sicherheitsanalyse für mich erstellen? Damit hast du doch Erfahrung? Damals im Chez Monique hast du jedenfalls sehr effektiv gearbeitet und denjenigen verscheucht, der Monika Schwierigkeiten gemacht hat.»
«Damals ging es eher um ein Unternehmen als um eine einzelne Person. Aber erklär mir mal genauer, worum es geht, dann sehen wir, ob ich dir helfen kann.» Ich lehnte mich zurück. Eine Sicherheitsanalyse brachte Geld, folglich hatte ich es nicht eilig. Zudem war Helena Lehmusvuo mir irgendwie sympathisch, weil sie die Sache mit dem Luchspelz verstanden hatte, ohne dass ich ihr von Frida zu erzählen brauchte.
«Ich habe vorhin ja schon erwähnt, dass ich mich kürzlich von meinem Lebensgefährten getrennt habe. Ich hatte es schlicht und einfach satt, ihn ständig durchzufüttern. Die Trennung lief nicht glatt, es gab ziemlich hässliche Szenen. Wie ich schon sagte, kann Öffentlichkeit einen manchmal schützen, sie kann aber auch für Schlammschlachten missbraucht werden. Tiku Aaltonen, mein Ex, hat der Schmuddelpresse ein paar widerwärtige Interviews gegeben. Ich glaube nicht, dass
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