Die Leiche im rosa Nachthemd
mir nie im Leben was
nachweisen können — außer meiner Dummheit. Jetzt liegt der Fall anders. Du bist
eingeweiht, und darauf werden unsere lieben Freunde von der Polizei sehr bald
kommen.«
»Auf mich kannst du dich
verlassen«, sagte sie.
»Vielleicht...«
»Du traust mir nicht?«
»Nein. Jedenfalls genauso wenig
wie du mir.«
Es klopfte. »Herein«, rief
Bertha Cool.
Nichts rührte sich. Ich stand
auf, ging durch das Vorzimmer und öffnete. Auf der Schwelle stand Marian
Dunton.
»Komm, Marian. Darf ich dich
mit meiner Partnerin, Mrs. Cool, bekannt machen.«
Bertha Cool strahlte sie an.
»Guten Tag. Ich freue mich so, Sie endlich kennenzulernen. Donald hat schon so
reizend von Ihnen erzählt. Kommen Sie, setzen Sie sich.«
Marian lächelte. »Vielen Dank,
Mrs. Cool. Die Freude ist ganz auf meiner Seite.« Dann stellte sie sich dicht
neben mich und drückte heimlich meinen Arm. Ihre Finger zitterten.
»Nun setz dich endlich,
Marian«, sagte ich.
Sie sank in einen Sessel.
»Einen Drink?«
Sie lachte. »Danke, ich hab’
mir eben erst einen genehmigt.«
»Wann?«
»Nach dem Verhör.«
»War es schlimm?«
»Nicht besonders.« Sie streifte
Bertha Cool mit einem vielsagenden Blick.
»Mrs. Cool ist eingeweiht«,
sagte ich. »Du kannst unbesorgt loslegen.«
»Weiß sie, daß — daß...«
»Daß du bei mir warst?«
»Ja.«
»Sie weiß alles. Los, Marian,
erzähle!«
»Ich habe meine Geschichte
anstandslos verkaufen können. Als ich bei der Polizei sagte, es handele sich um
eine Tote, haben sie mich zuerst zur Verkehrspolizei geschickt. Offensichtlich
dachten sie, es wäre ein Verkehrsunfall. Ich mußte meine Geschichte an drei
verschiedenen Stellen herbeten. Dann haben sie einen Funkwagen hingeschickt,
und dessen Besatzung hat dann das Morddezernat eingeschaltet. Danach ging’s
rund. Ein junger Bezirksanwalt hat meine Aussage aufgenommen.«
»Hast du sie unterschrieben?«
fragte ich.
»Nein. Ein Polizeistenograph
hat das Protokoll aufgenommen, aber es ist noch nicht getippt.«
»Na, wenigstens ein
Lichtblick«, meinte ich.
»Wieso? Ich könnte doch wohl
kaum etwas von meiner Aussage zurücknehmen...«
»Nein. Aber die Tatsache, daß
sie dich nicht mit deiner Unterschrift festgenagelt haben, zeigt, daß sie dir
die Geschichte abnehmen.«
»Sie haben sich besonders für
den Mann interessiert, der aus dem Apartment kam.«
»Kann ich mir vorstellen«,
meinte ich.
»Sie wollten mich davon
überzeugen, daß ich ihn tatsächlich aus der Tür von 309 habe kommen sehen. Ich
sollte niemandem etwas davon sagen, daß er vielleicht auch aus einem der
anderen Apartments hätte kommen können.«
»Aha...«
Sie fuhr fort: »Der Bezirksanwalt
war sehr nett. Um jemanden des Mordes zu überführen, meinte er, müßten
angemessene Beweise für seine Schuld vorhanden sein. Du weißt, Donald — über
den Begriff >angemessen< läßt sich streiten. Natürlich ist es denkbar,
daß der Mann aus einem anderen Apartment gekommen ist, aber es sah nicht so
aus, und wenn ich es mir recht überlege, kommt es mir doch so vor, als ob er
aus 309 gekommen ist. Wenn ich mich nun verplappere und sage, daß er vielleicht
doch aus einem der anderen Apartments kam, könnte ein gerissener Verteidiger
das als Aufhänger benutzen, um seinen Mandanten freizubekommen. Als
Staatsbürgerin trage ich eine große Verantwortung, und als Zeugin habe ich die
Pflicht, die Dinge so darzustellen, wie ich sie gesehen habe.«
Ich grinste. »Es muß wirklich
ein sehr netter Bezirksanwalt gewesen sein.«
»Sei nicht ekelhaft, Donald! Es
stimmt doch — oder?«
Ich nickte.
»Die Polizei wird Erkundigungen
über Evaline Harris einziehen und wird sich für ihre Freunde interessieren.
Wenn sie weiß, wer zu ihrem Bekanntenkreis gehört, wird sie mir Fotos zur
Identifizierung vorlegen.«
»Die Polizei glaubt also, daß
der Mörder ein Bekannter von ihr war?« Ich warf Bertha einen Blick zu.
»Ja. Ein Eifersuchtsdrama. Sie
glauben, daß der Mann ihr Geliebter gewesen ist. Die Leiche lag nackt — bis auf
das rosa Nachthemd — auf dem Bett, und Spuren eines Kampfes waren nicht
festzustellen. Der Mann muß ihr die Schlinge um den Hals gelegt haben, als sie
nichts Böses ahnte.«
»Wie geht’s mm weiter? Sollst
du hierbleiben, oder sollst du wieder nach Oakview zurückfahren?«
»Ich soll mich hier zur
Verfügung halten«, sagte sie. »Sie haben sich beim Sheriff von Oakview nach mir
erkundigt. Der ist ein alter Freund von mir und hat die
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