Die Leiche im rosa Nachthemd
nichts...«
»Wir fahren gleich nachher hin.
Dann ist das erledigt, und ich kann in Ruhe weiterarbeiten.«
»Arbeiten? Muß das denn sein?
Bertha Cool hat doch gesagt...«
»Wie ich mir meine Zeit
einteile, ist ihr ganz egal. Für sie zählen nur die Ergebnisse. Bringe ich ihr
die nach einem Dreiundzwanzigstundentag, dann hat sie nichts dagegen, wenn ich
in der vierundzwanzigsten Stunde das süße Leben genieße.«
Sie lachte. Aber dann wurde sie
unvermittelt ernst. »Donald — arbeitet ihr für den Mann, der aus Apartment 309
kam?«
»Du weißt nicht, ob er aus
diesem oder einem anderen Apartment gekommen ist, Marian«, sagte ich geduldig.
»Ich möchte dir keine Schwierigkeiten
machen, Donald. Willst du mir nicht reinen Wein einschenken?«
»Abgelehnt.«
»Aber warum denn?«
»Weil du dann zuviel weißt.«
»Vertraust du mir nicht?«
»Darum geht es nicht. Du bist
schon jetzt in einer nicht ganz einfachen Lage. Wenn du mir hilfst, ohne zu
wissen, worum es geht, kann niemand dir einen Strick daraus drehen. Wenn du
aber eingeweiht bist und es sich herausstellt, daß ich in der Patsche stecke,
reiße ich dich mit hinein.«
»Du arbeitest also für ihn.«
»Iß jetzt. Ich habe heute abend
noch mehr zu tun.«
Ich hetzte sie durch die
übrigen Gänge und fuhr dann mit ihr zu meiner Pension. Mrs. Eldridge hörte sich
meine Erklärung, es handele sich um eine Cousine, die unerwartet zu Besuch
gekommen sei und ein oder zwei Tage in Los Angeles bleiben wolle, unbewegt an
und gab ihr ein Zimmer auf meiner Etage. Dann schenkte sie mir einen giftigen
Blick. »Wenn Sie Ihre — Cousine auf ihrem Zimmer besuchen, lassen Sie bitte die
Tür offen.«
»Wird gemacht«, sagte ich und
steckte die Quittung ein, die Mrs. Eldridge mir gab.
»Eine sehr moralische Dame«,
meinte Marian.
»Hm...«
»Wie weit soll die Tür denn
offenbleiben?«
»Ein paar Zentimeter. Ich muß
sowieso noch weg.«
»Muß das sein, Donald? Ich —
ich habe sehr gern Besuch auf meinem Zimmer.«
»Fragt sich, ob das auch in
Charlies Sinn wäre.«
Sie zog ein Gesicht. »Laß doch
endlich Charlie aus dem Spiel.«
»Wie heißt der Knabe eigentlich
wirklich?« erkundigte ich mich.
»Du hast ihn doch erfunden. Er
ist dein Geschöpf. Wenn du den Namen nicht magst, kannst du ihn gern umtaufen.«
»Gegen den Namen hab’ ich
nichts.«
»Na also...«
»Ich muß weiter. Heute habe ich
noch allerhand vor.«
»Donald — es war ein
scheußliches Erlebnis. Sie hatte eine tolle Figur. Aber diese Schlinge um den
Hals — und ihr Gesicht. Ihr Gesicht war ganz schwarz und aufgedunsen, und...«
»Schlaf einmal drüber, dann
denkst du nicht mehr daran. Das Bad ist am Ende des Korridors.«
»Wann bist du wieder da,
Donald?«
»Das weiß ich noch nicht. Es
wird spät werden.«
»Wenn ich aufbleibe — würdest du
dann noch mal bei mir reinschauen, bevor du schlafen gehst?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Du sollst gar nicht
aufbleiben. Vielleicht komme ich auch erst morgens. Geh jetzt schlafen.«
»Meldest du dich wenigstens
morgen früh?«
»Ich kann noch nichts
versprechen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich noch nicht weiß, was
morgen früh vorliegt.«
Sie legte mir die Fingerspitzen
auf den Arm. »Vielen Dank für das Essen und — und für alles, Donald.«
Ich klopfte ihr auf die
Schulter. »Halt die Ohren steif. Es wird sich schon alles einrenken. Gute
Nacht.«
Sie sah mir von der Tür aus
nach. Mrs. Eldridge lag schon auf der Lauer und stürzte sich auf mich. »Ihre
Cousine macht einen anständigen Eindruck.«
»Sie ist auch ein anständiges
Mädchen.«
»Ich weiß immer gern etwas
näher über meine Mieter Bescheid. Besonders die weiblichen...«
»Meine Cousine ist mit einem
Matrosen verlobt. Sein Kahn wird morgen im Laufe des Tages erwartet.«
Sie reckte sich würdevoll.
»Wenn er hierherkommt, soll sie die Tür auflassen. Sagen Sie ihr das bitte!
Oder soll ich es ihr sagen?«
»Er kommt nicht her«, sagte
ich. »Seine Mutter wohnt hier in Los Angeles. Sie werden sich dort treffen. Sie
hatte damit gerechnet, bei ihr wohnen zu können. Aber ihrer zukünftigen
Schwiegermutter war unerwartet anderer Besuch ins Haus geschneit.«
Mrs. Eldridge rang sich ein
säuerliches Lächeln ab. »Ach, so ist das.«
»Ist das alles?«
»Wenn das so ist, will ich mich
mal mit dieser Auskunft begnügen.«
»Das freut mich aber«, sagte
ich und fuhr zur nächsten Tankstelle, um die Firmenkutsche wieder flottmachen
zu lassen. Sie hatte es
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