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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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gefühlt, wie sie da so mit offenem Herzen, voller Leidenschaft und später ganz verletzlich in seinen Armen geschlummert hatte.
    In einigen untätigen Momenten hatte er sich einem brennenden Wunsch hingegeben, den er allerdings nicht mit ihr hatte teilen wollen: Nur zu gern würde er den vollen Namen ihres Entführers herausfinden und ob er vielleicht noch Komplizen hatte. Schließlich gab es durchaus kriminelle Verbrecherringe, die Frauen und auch Mädchen entführten, die dann auf Nimmerwiedersehen in den überfüllten Mietshäusern und Bordellen von London verschwanden.
    Semjon wusste zwar, wo der Mann wohnte, aber das war auch schon alles. Er nahm stark an, dass außer diesem Victor auch noch andere Personen mit der Sache zu tun hatten. Doch bisher hatten seine Nachforschungen nichts Hieb- und Stichfestes ergeben, und er hatte keinerlei weitere Hinweise.
    Semjon hatte zwar eine Kontaktperson im Amt für Besitzurkunden gebeten, die Dokumente für das neue Baugebiet durchzusehen, aber es gab einfach noch nicht viele Unterlagen darüber. Und keine der Urkunden war auf jemanden ausgestellt, dessen Vorname Victor lautete.
    Und da Angelica ihm im Moment nicht mehr erzählen wollte – oder auch einfach noch nicht bereit dazu war –, musste er schon auf eigene Faust Nachforschungen anstellen.
    «Gibt es noch etwas, worüber Sie mit mir sprechen wollen?», fragte er Iwan mit friedvoller Stimme.
    «Nein. Tun Sie, was Ihnen beliebt.»
    Der ältere Mann stakste davon und widmete sich wieder seinen Aufgaben, während Semjon sich auf den Weg in den vorderen Salon machte.
    Als er die Hand hob, um an die Tür zu klopfen, fiel ihm geistesabwesend auf, dass seine Finger recht pelzig waren. Gestern Abend waren sie das noch nicht gewesen. Egal. Manchmal kamen und gingen die Zeichen des Wolfes in ihm, wie sie wollten.
    «Herein», erklang Antoschas Stimme aus dem Salon.
    Semjon drehte den Türknauf und trat ein. Der vordere Salon war von Sonnenlicht durchflutet, sodass die Blässe des Sekretärs umso mehr auffiel.
    «Kritzel, kritzel, kritzel. Du machst wohl niemals Pause», sagte Semjon scherzend. «Wie läuft es mit dem Buch?»
    «Langsam.» Antoscha schrieb den angefangenen Satz zu Ende und löschte seine akribische Handschrift sorgfältig ab. Semjon machte es sich derweil auf einem Stuhl bequem und beobachtete den Sekretär dabei mit ungeduldigem Blick. «Es fehlen noch fünf Seiten bis zum Schluss.»
    «Wie schön für dich, Ant. Hast du dir auch schon einen Titel überlegt?», fragte er.
    «Die vollständige Geschichte der transasiatischen Wolfssippe und ihrer genealogischen Vorfahren, mit Anhängen.»
    «Ziemlich langer Titel.» Semjon dachte ein paar Sekunden nach und kratzte sich dabei die besorgniserregenden Stoppeln an seinem Kinn. «Mit einem solchen Titel wirst du nicht ein Exemplar davon verkaufen.»
    «Das Buch ist eine wissenschaftliche Abhandlung», erklärte Antoscha mit ruhiger Stimme, nahm seine Brille ab und legte sie beiseite.
    «Aber es spricht doch auch nichts dagegen, ein wenig Geld damit zu verdienen, oder? Ich habe gehört, dass du jetzt über ein Jahr Tag und Nacht daran gearbeitet hast.»
    «In der Tat», erwiderte Antoscha mit einem trüben Seufzer.
    «Dann gib dem Buch einen anderen Titel. Sonst wird es beim Buchhändler sicher im Regal liegen bleiben. Wenn du die Leser dazu bringen willst, es zu kaufen, solltest du schon einen aufregenderen Titel wählen. Und lass bloß die langen Worte weg.»
    Antoscha schüttelte einen winzigen Tintentropfen aus der Feder und kaute ein paar Sekunden geistesabwesend am Ende seines Schreibgerätes herum. «Mmmh. Ich nehme an, ich könnte es wohl auch Die aufregende Geschichte des Rudels von St. James und der ungemein schneidigen Taruskin-Brüder nennen. Wäre das besser?»
    «Ja.» Semjon musste über die trockene Antwort des Sekretärs lachen. «Definitiv eine Verbesserung, möchte ich meinen.» Er war froh, dass Antoscha guter Stimmung war, denn er hatte vor, ihn um einen Gefallen zu bitten. «Ernsthaft, ich freue mich schon darauf, es zu lesen.»
    Antoscha warf ihm einen aufmerksamen Blick zu. «Aber du bist doch kaum hier.» Im Gegensatz zu Semjons Beziehung zu Iwan waren die beiden Männer per Du.
    Semjon bestätigte die Worte des Sekretärs mit einem Nicken. Er hegte keinerlei Absicht, sich nach dem Hausvorsteher auch noch mit dem Sekretär zu streiten.
    «Das trifft leider zu. Und es gibt bisher ja nur eine Abschrift. Aber eines Tages werde ich es schon

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