Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
Vom Netzwerk:
fortzulaufen, dazu hatte ich zu viel Angst. Aber ich habe darüber nachgedacht», erklärte sie voller Aufrichtigkeit. «Ich könnte dir deine Güte niemals vergelten. Und ich glaubte auch, dass du meiner irgendwann überdrüssig werden würdest.»
    «Hast du denn geglaubt, dass ich dich nur rettete, um den Helden zu spielen?»
    «Nicht eine Sekunde. Aber es war … es ist einfach alles zu seltsam, um es zu begreifen, Semjon.»
    «Allerdings.» Plötzlich hörte Semjon ein kratzendes Geräusch am Fenster und drehte sich um.
    «Das ist die Katze, die mit der Pfote gegen die Scheibe klopft. Rein oder raus – sie kann sich nie entscheiden, was am besten ist.»
    Gerade in dem Moment, als er sich wieder Angelica zuwandte, erhaschte Semjon einen Blick auf etwas, bei dem es sich nicht um die Pfote der Katze, sondern um etwas weitaus Größeres handelte. Es war die Hand eines Mannes. Dicke, schwielige Finger, die sich über die Scheibe legten, so als wollten sie die Stärke des Glases prüfen.
    Er ließ Angelicas Hand los, erhob sich in Richtung Fenster und starrte hinaus. Nichts. Wem immer die Hand gehört hatte, sie war verschwunden.
    «Ist es die Mieze? Sollen wir sie reinlassen?» Sie schien sich der Gefahr in keiner Weise bewusst. Semjon sah sie an und beschloss, es dabei zu belassen.
    «Da war ein Vogel. Sie ist ihm hinterhergejagt.»
    «Dann komm doch wieder her zu mir.» Sie streckte die Arme aus.
    Semjon umfing ihren Körper mit dem seinen. «Ja, Liebling. Dann …»
    Sie wollte nicht, dass er weitersprach, aber Semjon schwor sich insgeheim, dass er sie aus diesem Haus fortbringen und nie wieder hierher zurückkehren würde.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel Neun
    Semjon hat ihr den Grund nicht verraten, aus dem er sie in den Familiensitz am St. James’s Square gebracht hatte, aber hier war sie nun. Es war ein seltsames Haus, im Inneren größer, als es von außen schien. Er hatte sie allerdings so eilig aus derselben schwarzen Kutsche gedrängt, mit der er sie von ihrem Ort der Gefangenschaft gerettet hatte, dass sie kaum Details hatte erkennen können.
    Semjon hatte sie eindringlich und mit deutlichen Worten gewarnt, um jeden Preis im Inneren des Hauses zu bleiben. Angelica war erst ein paar Tage hier, und man hatte sie in einem Zimmer untergebracht, das für Gäste reserviert zu sein schien. Wenn sie denn ein Gast war. Sie meinte gehört zu haben, wie er jemanden ausschalt, sie nicht bewacht zu haben, war sich aber nicht sicher, um wen es sich dabei gehandelt hatte.
    Ihr Zimmer war ein überaus angenehmer Ort. Elegant, wenn auch spärlich eingerichtet und im obersten Stockwerk liegend, wo man zumindest im Winter eine sehr schöne Aussicht hatte. Durch die Wipfel der unbelaubten Bäume hindurch konnte sie einen Teil der Themse und beide Seiten ihrer Ufer sehen.
    Heute war der Himmel zwar mit schnell vorbeiziehenden Wolken bedeckt, aber wenigstens blieb es trocken. Am Tag ihres Wechsels von einem Zufluchtsort zum anderen hatte es die ganze Zeit sturzbachartig geregnet.
    Semjon hatte darauf bestanden, den Umzug bei Nacht durchzuführen, und ihr ein paar Männer geschickt, die dabei halfen. Er selbst durfte nicht in der Nähe des Geländes gesehen werden, hatte er ihr gesagt. Angelica nahm an, dass irgendein Ratgeber der Familie auf Diskretion gedrungen hatte – und zwar, ohne dass dieser Person präzise Details über ihre Identität oder die Gründe für ihren geheim gehaltenen Aufenthalt in dem Häuschen in Mayfair bekannt waren.
    Als die junge Frau ihr sehr wohl bekannte Schritte auf der Treppe hörte, wandte sie sich in Richtung der geschlossenen Tür. Semjon klopfte leise an und trat ein.
    «Meine teure Angelica … Wie schön, dich in meinem, äh, Schlupfwinkel zu sehen.»
    «Sind dies deine Räume? Sagtest du nicht, dass deine Zimmer sich in einem anderen Teil des Hauses befänden?»
    «Doch, doch, das tun sie auch. Und in Kürze werde ich dich dorthin führen. Hast du dich schon eingerichtet?»
    «Ein wenig.» Sie zeigte auf den riesigen Schrankkoffer. «Ausgepackt habe ich allerdings noch nicht. Aber strenggenommen habe ich schließlich auch gar nicht richtig gepackt. Ich habe einfach alles in dieses Ding geworfen und dann mit dem Finger darauf gezeigt, als die stummen Helfer kamen.»
    «Natürlich. Was solltest du auch sonst tun?»
    «Wer waren diese Männer, Semjon?»
    «Deine drei unsichtbaren Beschützer», erwiderte er mit leicht erboster Stimme. «So schwer zu tragen erschien mir eine

Weitere Kostenlose Bücher